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Verfuehrung auf Capri

Verfuehrung auf Capri

Titel: Verfuehrung auf Capri
Autoren: Julia James
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hatte Alessandro das Gefühl, ihn trotz allem verschonen zu müssen. Er musste den alten Mann warnen, was für eine Person Laura war. Doch sogleich verscheuchte er seine Bedenken. Schließlich nutzte Tomaso seine Macht über ihn schamlos aus. Und wenn er seine unangenehme Enkelin unbedingt kennenlernen wollte, dann sollte er das eben tun.
    Der alte Mann erhob sich.
    „Tomaso, das ist deine Enkelin“, verkündete Alessandro ausdruckslos. „Laura Stowe.“
    Tomaso beachtete ihn gar nicht, sondern blickte an ihm vorbei zu der jungen Frau, die soeben eingetreten war.
    Alessandro bemerkte, wie sich der Gesichtsausdruck des alten Mannes änderte und seine Miene plötzlich nicht mehr zu deuten war.
    „Laura …“, Tomaso streckte die Hand nach ihr aus.
    Doch Laura blieb stehen und ignorierte seine Hand. Ihre Miene war so ausdruckslos, wie sie es die ganze Fahrt über schon gewesen war.
    „Ich bin dein Großvater“, sagte Tomaso. Seiner Stimme war anzumerken, dass er tief bewegt war.
    Lauras Augen funkelten. „Mein Großvater ist tot. Sie sind der Vater des Mannes, der das Leben meiner Mutter zerstört hat“, sagte sie kalt und abweisend.
    Tomaso wirkte bestürzt.
    „Ich bin nur hergekommen“, fuhr sie mitleidlos fort, „weil dieser Mann …“, sie deutete auf Alessandro, „mich bestochen hat.“
    „Bestochen?“, wiederholte Tomaso ungläubig.
    „Ja.“
    Entgeistert blickte Alessandro Laura an, die unverblümt weitersprach. „Ich möchte nichts mit Ihnen zu tun haben – und auch mit niemand anderem aus dem Umkreis des Mannes, der meine Mutter so grausam behandelt hat. Warum, um alles in der Welt, glauben Sie eigentlich, dass ich auch nur den geringsten Wunsch habe, Sie kennenzulernen?“ Als Tomaso hörbar einatmete, hielt sie kurz inne und sagte dann: „Es tut mir leid für Sie, dass Ihr Sohn gestorben ist. Aber mit mir hat das nicht das Geringste zu tun. Denn Ihr Sohn wollte auch nichts mit mir zu tun haben – das hat er schon deutlich gemacht, bevor ich überhaupt auf der Welt war.“
    Tomaso war sichtlich erschüttert. „So hatte ich mir das nicht …“ Seine Stimme versagte, als er die junge Frau anblickte, die sich schon halb abgewandt hatte. „Ich dachte … ich dachte, du würdest dich freuen …“
    Sein Gesicht war aschfahl, als er die Hand an sein Herz presste. Alessandro stürzte zu ihm und fing ihn auf.
    Die nächste Stunde schien sich unendlich in die Länge zu ziehen. Alessandro hatte sofort einen Krankenwagen gerufen. Und zu seiner Erleichterung war Tomaso bald außer Lebensgefahr, sollte aber zur Beobachtung über Nacht im Krankenhaus bleiben.
    Was auch immer das für ein Anfall gewesen war, ausgelöst hatte ihn diese giftige Person mit ihrer bösartigen Tirade. Er blickte zu Laura hinüber, die mit versteinertem Gesicht neben ihm im Wagen saß, als sie zurück zu Tomasos Villa fuhren. Sie hatte die Hände im Schoß ineinander verkrampft.
    „Wird er wieder gesund?“, fragte sie plötzlich.
    „Das interessiert Sie?“, entgegnete er höhnisch.
    „Ich habe doch gesagt, dass mir der Tod seines Sohnes leidtut. Auch, dass er zusammengebrochen ist, tut mir leid. Ich möchte nicht, dass er stirbt – das wünsche ich niemandem.“
    „Wie großmütig von Ihnen. Wenn Sie wirklich großmütig sein möchten, dann sollten Sie Tomaso lieber seinen Wunsch erfüllen und hier in der Villa bleiben, bis es ihm wieder so gut geht, dass er Sie sehen kann. Warum er das möchte, ist mir zwar schleierhaft – aber er hat diesen Wunsch geäußert, als ich mich vorhin von ihm verabschiedet habe.“

3. KAPITEL
    Laura saß auf dem Bett des Zimmers, in das sie eine der Hausangestellten geführt hatte. Sie blickte aus dem Fenster und stellte fest, wie atemberaubend die Aussicht war: wunderschön gestaltete italienische Gärten, Hügel, Olivenhaine und schlanke dunkle Zypressen.
    Laura wandte den Blick ab. Sie wollte sich davon nicht beeindrucken lassen, wollte gar nicht hier sein, in Italien, in der Villa ihres Großvaters …
    Er ist nicht dein Großvater, ermahnte sie eine innere Stimme. Nur wegen der Gene ist man nicht automatisch eine Familie. Ihr Vater sah das sicher genauso.
    Laura ließ sich erschöpft aufs Bett sinken und spürte, wie ihre Augenlider schwer wurden.
    Als sie erwachte, betrat ein Zimmermädchen den Raum und teilte ihr mit, dass das Abendessen serviert würde. Widerstrebend ging Laura nach unten und nahm vorsichtshalber ein Buch mit. Sie hätte lieber in ihrem Zimmer gegessen, wollte
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