Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verfuehrung auf Capri

Verfuehrung auf Capri

Titel: Verfuehrung auf Capri
Autoren: Julia James
Vom Netzwerk:
jedoch niemandem zusätzlich Arbeit machen.
    Am Fuß der breiten Treppe wartete ein Diener auf sie und führte sie zu einem Salon, der von der Eingangshalle abging. Laura ging hinein und blieb wie angewurzelt stehen, denn am Tisch saß Alessandro di Vincenzo.
    Als sie sich ihm näherte, stand er auf. An seinem Platz lagen Papiere, die er offenbar gelesen hatte.
    „Ich dachte, Sie wären gar nicht mehr hier“, platzte Laura heraus.
    „Wie Sie sehen, täuschen Sie sich“, erwiderte er kurz angebunden und nicht sonderlich freundlich. „Ich wäre zwar lieber zurück nach Rom gefahren, doch es würde mir nicht im Traum einfallen, Tomaso allein mit seiner ‚liebevollen‘ Enkelin zurückzulassen.“
    Laura spürte, wie sie errötete. „Wie geht es ihm?“, fragte sie und setzte sich auf den einzigen gedeckten Platz, direkt gegenüber von Alessandro.
    „Sein Zustand ist stabil“, erwiderte er. „Als wenn Sie das interessieren würde.“
    Laura errötete noch stärker. „Ich habe Ihnen doch gesagt, ich möchte nicht, dass er stirbt.“
    „Und ich habe Ihnen gesagt, wie großmütig ich das finde.“ Alessandro betrachtete sie stirnrunzelnd. „Haben Sie nichts anderes, das Sie zum Abendessen tragen könnten?“
    „Nein“, erwiderte Laura kurz. Wäre ihr klar gewesen, dass Alessandro hier sein würde, hätte sie ganz bestimmt darauf bestanden, in ihrem Zimmer zu essen. Sie schlug ihr Buch auf und begann zu lesen. Zu ihrer Erleichterung widmete sich ihr unwillkommenes Gegenüber ebenfalls seiner Lektüre.
    Das Abendessen verlief geradezu absurd formell, wie Laura fand. Es gab unendlich viele Gänge, sodass sich alles in die Länge zog. Doch immerhin wurde sie für die unangenehme Gesellschaft dadurch entschädigt, dass das Essen hervorragend war. Als sie den letzten Rest des köstlichen Lamms gegessen hatte, spürte sie plötzlich, dass sie beobachtet wurde.
    „Essen Sie immer so viel?“
    Laura blinzelte überrascht. Sie aß gerne, und da sie sehr viel körperlich arbeitete, nahm sie davon nicht zu.
    Langsam legte sie ihr Besteck auf den Teller und erwiderte: „Ja.“ Dann las sie weiter.
    Alessandro betrachtete sie finster. Er kannte keine Frau, die so viel essen konnte. Wenn sie das immer tat, musste sie übergewichtig sein. Doch auch wenn Laura Stowe so schwer wäre wie ein Elefant – ihm war das völlig gleichgültig.
    Am nächsten Tag erhielten sie die Nachricht, dass Tomaso Besuch empfangen konnte. Als Laura während der Fahrt unruhig ihre Hände ineinander verkrampfte, fragte Alessandro: „Was ist eigentlich mit Ihren Händen passiert?“
    „Nichts, warum?“
    „Sie sind völlig zerkratzt.“
    Laura zuckte die Schultern. „Das wird schon wieder heilen. Ich habe am Tag vor meiner Abreise Brombeersträucher beschnitten.“ Sie drehte die Handflächen nach oben, die ebenfalls zerkratzt und schwielig waren.
    „Warum gehen Sie denn so unbedacht mit sich um?“, fragte Alessandro.
    „Ich arbeite. Irgendjemand muss sich ja um Wharton kümmern.“
    „Vielleicht können Sie mit dem Scheck ja einige Angestellte bezahlen.“
    „Ich glaube kaum, dass das Finanzamt damit einverstanden wäre“, erwiderte Laura trocken.
    „Como?“ Alessandro zog fragend die Augenbrauen zusammen.
    „Mit Ihrem Scheck konnte ich die fälligen Steuern zahlen. Nur deswegen habe ich ihn angenommen. Aber …“, sie zuckte die Schultern und sah ihn trotzig an, „… aber ich werde mich mit Zähnen und Klauen dagegen wehren, Wharton zu verkaufen. Und Ihr Geld zahle ich Ihnen zurück, Signor di Vincenzo, das versichere ich Ihnen. Wenn ich irgendwann an Feriengäste vermiete und Geld damit verdiene …“
    „Sie meinen, jemand würde dafür bezahlen, dort zu wohnen?“, fragte Alessandro ungläubig. „In dieser feuchten, trostlosen Ruine?“
    Kämpferisch hob Laura das Kinn. „Ich werde Wharton renovieren“, entgegnete sie. „Und ich werde es nur verkaufen, wenn mir keine andere Möglichkeit mehr bleibt.“
    „Sie hängen daran?“ Er klang fast angewidert.
    „Es ist mein Zuhause“, sagte Laura angespannt.
    „Aber Sie können doch jetzt ganz leicht ein neues schönes Zuhause bekommen.“ Alessandro machte eine weit ausholende Geste. „Und um Geld brauchen Sie sich keine Sorgen mehr zu machen“, fügte er mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck hinzu. „Ihr Großvater wird Ihnen sämtliche Wünsche erfüllen.“
    Lauras Augen funkelten. „Wirklich schade, dass hingegen sein Sohn seiner Tochter keinen einzigen Wunsch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher