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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten
Autoren: Susanne Eder
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wenn ich dich noch einmal erwische, wie du vor dich hin schnarchst, verkaufe ich dich nach Lorsch. Und glaub mir, die Klosterbrüder sind nicht so nachsichtig wie ich.«
    Eilig öffnete Egin die Pforte. »Es geht auf Michaeli zu, Herr. Da ist es kalt nachts. Man muss sich doch irgendwie warm halten«, nuschelte er undeutlich.
    Der Burggraf schenkte ihm noch einen letzten, drohenden Blick, warf dann das Tor hinter sich zu und durchquerte den überwölbten Eingang zum Hof. Für einen Augenblick blieb er stehen, kniff prüfend die Augen zusammen und lauschte. Friedliche Stille lag über seinem Haus, dem Stall und der Scheune. Bandolf nickte zufrieden. Als er über den Hof ging, entdeckte er Penelope, die mit eingerolltem Schwanz auf der kniehohen Gartenmauer hockte. Aus ihren bernsteinfarbenen Augen schaute sie ihm aufmerksam entgegen. Der Burggraf beugte sich zu ihr hinunter, strich über ihr glattes Fell und kraulte sie zwischen den Ohren.
    »Nun, meine Schöne – hattest du eine erfolgreiche Jagd?«
    Penelope erwiderte seine Zärtlichkeiten mit einem behaglichen Schnurren und rieb ihren Kopf an seinem Bein. Dass Bandolf der grauen Katze einen Namen gegeben hatte und Gespräche mit ihr führte, war für Matthäa, seine Frau, ein ständiger Quell der Belustigung.
    »Bist du heute Nacht auf dem Pfalzhof gewesen?«, fragte er. »Hast du gesehen, wer den Erzbischof überfallen hat?«
    Er knetete ihre weichen Ohren, und Penelope gurrte ekstatisch. Nicht zum ersten Mal wünschte sich Bandolf, Gott hätte der Katze eine Stimme verliehen. Würde Penelope sprechen können, wie einst Odins Raben, die für ihren
gewaltigen Herrn die Welt ausgeforscht hatten, würde ihm das seine Arbeit beträchtlich erleichtern. Bevor er ins Haus ging, sah er noch, wie Penelope auf den vorgewölbten Torbogen sprang und dort von der Dunkelheit verschluckt wurde.
    Außer den nächtlichen Geräuschen seiner Hauseigenen, die in der Halle schliefen, war das Haus still. Der Burggraf bahnte sich einen Weg zwischen den Schlafenden zum Kamin und entzündete einen Kienspan in der noch schwelenden Glut. Im spärlichen Licht der kleinen Flamme stieg er die Treppe hoch und öffnete vorsichtig die Tür zur Schlafkammer, um seine Frau nicht zu wecken. Kaum hatte er die Kammer betreten, knirschten die Holzbohlen unter seinem Gewicht protestierend, und Matthäa bewegte sich. Bandolf hielt die Flamme an den Docht einer Talglampe neben der Bettstatt. Als das Talglicht brannte, löschte er den Kienspan sorgsam in einem mit Sand gefüllten Tongefäß und begann sich auszuziehen.
    Matthäa drehte sich zu ihm um. Ihr prachtvolles, rotblondes Haar war zerzaust, und sie blinzelte ihn schläfrig an. Bandolfs Gemahlin war keine jener zarten Schönheiten, wie sie die Mönche gerne als Vorbild für ihre Darstellungen der Heiligen Frauen nahmen; aber Bandolf hatte sich in ihre rundlichen Formen und in ihr reizvolles Gesicht mit der kleinen Nase und den großen dunklen Augen vernarrt. Der Wärme wegen, die diese Augen ausstrahlten, hatte er einst um sie geworben.
    »Ihr seid schon wieder zurück?«, fragte sie und setzte sich auf. Ihre Miene schien ihm ein wenig bedrückt zu sein, doch sie lächelte ihn an, und Bandolf dachte, dass das unstet flackernde Licht der Lampe ihn getäuscht hatte.
    »Hmm.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Adalbert von Bremen ist auf dem Pfalzhof überfallen
worden«, antwortete Bandolf, warf seine Beinlinge über das Obergewand auf die Truhe und nestelte an den Bändern seines weißen Leinenhemdes.
    »Der Erzbischof?«
    »Hmm.«
    »Allmächtiger«, entfuhr es Matthäa. »Ihm ist doch nichts geschehen?«
    Bandolf schüttelte den Kopf, kratzte sein bärtiges Kinn und gähnte, während er den Holzverschlag des kleinen Fensters einen Spalt breit öffnete. Matthäa sah ihm stirnrunzelnd zu.
    »Schließt mir nur den Laden wieder zu. Wer weiß, was des Nachts hereinkommt«, schalt sie auch gleich. »Ich will nicht, dass wir morgen alle siech sind. Oder Schlimmeres.«
    »Unsinn«, brummte der Burggraf ignorant. Er legte noch seinen Schurz ab und kroch dann nackt, wie Gott ihn erschaffen hatte, zu seiner Frau unter Laken und Fell. Wohlig streckte er sich aus. Matthäa schaute zu, wie ihr Gatte die Augen schloss, ohne ihre Neugier befriedigt zu haben. Spielerisch zupfte sie an seinem Bart. »Was war denn nun? Ist der Erzbischof verletzt? Habt Ihr den Täter gefasst?«, schmeichelte sie.
    »Hmm.«
    Matthäa versetzte ihrem Gatten einen Schubs und zog ihre Hand
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