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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten
Autoren: Susanne Eder
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zurück. »So lasst Euch doch nicht jeden Wurm aus der Nase ziehen«, rief sie ärgerlich. »Wenn Ihr mir nicht auf der Stelle erzählt, was passiert ist, spreche ich kein Wort mehr mit Euch.«
    »Ein Segen«, entschlüpfte es Bandolf, er setzte sich dann aber doch gehorsam auf. Auch wenn die Priester lehrten, die Frau sei dem Manne untertan, so hatten ihm doch über zehn Ehejahre gezeigt, dass es besser für ihn war, ihr in manchen Dingen nachzugeben.

    »Ich habe keine Ahnung, wer der Angreifer war«, sagte er. »Als ich auf dem Pfalzhof eingetroffen bin, ist schon alles vorbei gewesen. Tatsache ist: Der Erzbischof ist niedergeschlagen worden. Offenbar hat er mit dem Mann gerungen, aber er sagt, er hätte sein Gesicht nicht gesehen.« Der Burggraf grinste breit. »Wer immer es gewesen ist, er hat Adalbert eine Laterne über den Schädel gezogen, und morgen wird er höllische Kopfschmerzen haben. Aber als ich ihn verließ, war er schon wieder recht munter.«
    »So eine Unverfrorenheit«, empörte sich Matthäa. »Was glaubt Ihr, wer könnte es gewesen sein? Ein Dieb?«
    Bandolf zuckte mit den Schultern. »Ich finde es schwer vorstellbar, dass sich ein kleiner Dieb am engsten Vertrauten des Königs vergriffen hätte.«
    »Vielleicht wusste der Dieb ja nicht, wen er vor sich hat«, bemerkte Matthäa. Sie kuschelte sich zufrieden an ihren Gatten. Bandolf legte einen Arm um sie und strich abwesend über ihr dichtes Haar.
    »Adalbert trug seine Robe«, meinte er. »Und außerdem hat er sein Gesicht oft genug in der Stadt gezeigt, seit der Hof in Worms ist. Jedes Streunerkind würde ihn erkennen.«
    »Wollt Ihr damit sagen, jemand hätte den Erzbischof absichtlich überfallen? Jemand wollte ihm ans Leben?«, hauchte Matthäa. Ihre Wangen hatten an Farbe verloren, und sie bekreuzigte sich. Wer würde es wagen, sich an einem Fürsten der Kirche zu vergreifen? Musste das nicht schreckliche Höllenqualen im Jenseits nach sich ziehen?
    »Wäre wohl möglich«, nickte Bandolf. Aus dem Augenwinkel sah er einen schmalen Schatten durch den Fensterverschlag schlüpfen und hinter die Truhe huschen. Er lächelte und rutschte tiefer in die Laken.
    »Zum Glück ist es nicht an mir, das herauszufinden«, meinte er und gähnte wieder.

    »Ich dachte, das wäre Eure Aufgabe als Burggraf?« Matthäa ließ sich anstecken und gähnte ebenfalls.
    »Pothinus hat sich aufgebläht wie ein Gockel, als ich Fragen stellte, und hat mich daran erinnert, dass der Dom sein Misthaufen ist, auf dem ich nichts zu kratzen hätte«, brummte Bandolf.
    Matthäa nickte. Es war nicht das erste Mal, dass ihr Mann und der Kämmerer des Bischofs aneinandergerieten. Die Kirche von Worms war mit großen Gebieten der Stadt belehnt worden, und in diesen Bezirken galt das Recht der Kirche, das Pothinus als Kämmerer des Bischofs vertrat. Gleichzeitig war Worms jedoch auch die Burg des Königs, und die Bürger der Stadt genossen königliches Recht, das der Burggraf als Beamter des Königs ausübte.
    Matthäa, nun auch wieder müde geworden, griff nach dem Talglicht. Als sie die Flamme ausblasen wollte, gerieten zwei bernsteingelbe Augen in ihr Blickfeld, und sie sah Penelope eingerollt auf Bandolfs Beinlingen liegen. »Diese freche Katze hat sich schon wieder hier hereingeschlichen«, rief sie ärgerlich und schlug die Laken zurück, um das lästige Tier zu entfernen.
    Bandolf hielt sie zurück. »Löscht das Licht, und lasst es gut sein für heute Nacht«, sagte er. »Was kann sie schon anrichten?«
    Matthäa schüttelte den Kopf über seine Unvernunft, murrte etwas von zerrupften Gewändern und von Katzen, die ihr nachts den Atem stehlen würden, gab dann aber doch nach und blies die Lampe aus. Halbherzig schwor sie sich, dass es das allerletzte Mal gewesen war, dass sie die Katze in ihrer Schlafkammer duldete.

KAPITEL 2
    E s dämmerte, und Morgennebel lag noch über der Waldlichtung, auf der ihr Heim stand, als Garsende von der rückwärtigen Seite der Hütte zurückkam. Sie hatte ihre beiden Ziegen gefüttert und trug Holz für ihr Herdfeuer unter dem Arm. Prüfend warf sie einen Blick in den Himmel. Dann nickte sie zufrieden. Die ersten blauen Streifen durchzogen das Grau der Dämmerung, und keine Wolke war zu sehen. Es würde ein sonniger Tag werden. Genau das richtige Wetter, um Baldrian vom Flussufer auszustechen, dachte sie. Aber sie würde noch warten müssen, bis der Nebel sich gehoben hatte. Im Gegensatz zu anderen Kräutern, deren Wirksamkeit nur dann
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