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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten
Autoren: Susanne Eder
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gewiefte Bürger hatten jeden freien Platz in ihren Ställen und Scheunen teuer an Unterkunftsuchende vermietet. Hie und da flackerte noch ein Feuer zwischen eigens dafür aufgeschichteten Steinen, und aus jeder Ecke schnarchte, grunzte, blökte oder gackerte es. Bandolf hörte jedoch nichts, was verdächtig gewesen wäre. Er nickte zufrieden und war im Begriff, den Platz zu überqueren, als er unversehens über ein Bündel stolperte.
    »Hundsfott, dämlicher!« Ein verschlafener Bauer kam fluchend auf die Beine, fuchtelte mit einem Knüppel herum und spuckte dem Störenfried auf die Schuhe. Dann erst bemerkte er das gute Leder dieser Stiefel, und ihm schwante Übles. Seine trüben Augen glitten an Bandolfs stämmigen Beinen hoch, über den bestickten Saum des knielangen Gewandes bis zu dem breiten Schwert, das an einem silberbeschlagenen
Gürtel hing. Schließlich blieb sein Blick knapp unterhalb der zornigen, winterblauen Augen des Burggrafen hängen, und er versuchte lahm, den Knüppel hinter seinem Rücken verschwinden zu lassen.
    »Gib das her, du Trottel!« Bandolf riss ihm den Knüppel aus der Hand, packte das Ohr des Missetäters mit seiner kräftigen Pranke und drückte zu.
    »Das ist für den ›Hundsfott‹ und deinen faulen Rotz auf meinen Stiefeln«, knurrte er erbost.
    Der Bauer jammerte zum Steinerweichen, und Bandolf ließ ihn los.
    »Was glaubst du, was du hier machst? Waffen jeder Art sind unter dem Marktkreuz verboten«, sagte der Burggraf, während sein Blick über den mager bestückten Karren des Mannes glitt.
    »Ich hab‘s doch nicht so gemeint, Herr.« Der Bauer zupfte an seinem schlaffen Kittel und rieb sich sein misshandeltes Ohr.
    »Wie ist dein Name?«
    »Ich heiße Boso, Herr. Ich komme aus Roxheim mit einer Fuhre Dinkel für den Markt.«
    »Ein freier Bauer?«
    Eingeschüchtert nickte der Mann. Bandolf unterdrückte ein Seufzen, dann stellte er sich breitbeinig auf. »Du hast den Marktfrieden gebrochen und hast eine Waffe gegen den Burggrafen von Worms gerichtet.« Der Bauer sackte vollends in sich zusammen, doch Bandolf fuhr unbeirrt fort: »Nach dem Gesetz des Königs und dem des Bischofs verurteile ich dich zu einer Buße von …« – noch einmal schaute er auf die spärliche Ware des Bauern – »… von einem Pfennig.« Geflissentlich überhörte er das erleichterte Aufatmen des Mannes.
    »Ich schicke morgen meinen Schreiber bei dir vorbei. Und in der Hölle sollst du braten, wenn du dann nicht hier bist.« Drohend starrte er den Bauern an.

    »Ja, Herr. Danke, Herr. Gott segne Euch und Euer Vieh und Euer Weib und Eure …«
    »Spar dir die Worte«, schnitt Bandolf ihm unwirsch das Wort ab und schüttelte den Kopf.
    Eigentlich hätte er den Bauern in Haft nehmen und morgen vor das Marktgericht schleppen müssen. Aber die Buße, die Boso dann für sein Vergehen hätte berappen müssen, wäre dreimal so hoch gewesen, und Bandolf bezweifelte, dass der Mann so viel hätte aufbringen können. Den freien Bauern ging es schlecht genug, denn der Wettstreit mit den Feudalherren war groß. Herzöge und Grafen, Bischöfe und Äbte hatten längst das meiste gute Land an sich gerissen, mitsamt den Bauern, die es bearbeiteten. Kriege, Missernten, Hungersnöte und die immer wieder wie die Geißel Gottes auftauchende Pest taten ein Übriges, sodass viele freie Bauern ihr Land, ihre Habe und ihre Freiheit einem Herrn übereignet hatten, weil ihr karges Land sie nicht mehr ernährte.
    Bandolf ließ den Bauern stehen und setzte seinen Weg quer über den Marktplatz fort. Ein dumpfes Stöhnen vom Schandpfahl am anderen Ende des Platzes, leises Gezänk und Schnarchlaute begleiteten ihn, bis er in die Hachgengasse einbog. Bald darauf stand der Burggraf in der Münzergasse hinter dem Mehlhaus vor seinem Heim. Egin, sein Höriger, der die Pforte der Mauer um Bandolfs Anwesen bewachen sollte, kauerte vor dem Tor und schnarchte mit offenem Mund. Sein Atem stank durchdringend nach schalem Bier.
    »Egin«, brüllte Bandolf und stieß ihn mit seinem Stiefel kräftig in die Seite. Der Hörige kam schwankend auf die Beine und starrte seinen erbosten Herrn benommen an.
    »Du stinkst wie zehn Schankstuben zusammen. Und wo, zum Teufel, bist du vorhin gewesen, als die Leute des Bischofs mir die Tür einrannten?«

    Egin setzte zu einer lahmen Erklärung an, doch der Burggraf ließ ihn nicht weiter zu Wort kommen. »Wenn ich dir anschaffe, das Tor zu hüten, dann hast du deinen Hintern hier nicht wegzurühren. Und
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