Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfaust - 064 - Relikt Hohlwelt

Sternenfaust - 064 - Relikt Hohlwelt

Titel: Sternenfaust - 064 - Relikt Hohlwelt
Autoren: Luc Bahl
Vom Netzwerk:
 
    Hohlwelt 2, vierzehn Tagen zuvor …
     
    »Von Schlichten!«
    Professor Schmetzers Stimme kippte vor Empörung in ein schrilles Falsett. Es gelang ihm sogar, in diesen zwei Worten ein wütendes Gurgeln unterzubringen, das klang, als habe ihm jemand die Luftröhre mit einem sauberen Schnitt durchtrennt. Außerdem lag abgrundtiefe Verachtung in dem Ausruf und eine kaum noch beherrschbare Wut.
    »So kann man doch nicht arbeiten …«
    Diese leise, fast heisere Bemerkung veranlasste die beiden Kontrahenten in einer perfekten parallel ausgeführten Wendung herumzuwirbeln. Es war die einzige Gemeinsamkeit, zu der sie momentan in der Lage waren. Beide starrten auf den Mann, der es gewagt hatte, ihre Auseinandersetzung zu unterbrechen. Die absolut synchrone Bewegung der beiden Wissenschaftler veranlasste ihn zu einem unfreundlichen Grinsen.
    »Mac …«, sagte Schmetzer.
    »Shane«, ergänzte von Schlichten.
    Wie bei einer Schulhofrauferei hatte sich ein Kreis von Zuschauern um sie herum gebildet. Doch Yngvar MacShane, der hinter den Gaffern stand, zuckte nur knapp mit den Schultern und wandte sich ab. Kopfschüttelnd und mit federnden Schritten verließ er die Gruppe.
    »Habe ich mit irgendeinem dieser Idioten Brüderschaft getrunken?«, murmelte er, als er sich entfernte. Diejenigen, die in seiner Nähe standen, konnten diese Bemerkung noch verstehen, nicht so Schmetzer oder von Schlichten. Allerdings entging ihnen nicht das spöttische Grinsen in den Gesichtern derjenigen, die diese Worte noch gehört hatten. Zornbebend blickten sie ihm hinterher, bis der rotblonde Hinterkopf MacShanes hinter einer Hausecke verschwand. Der von Far Horizon in die Hohlwelt entsandte Kryptologe und Exo-Linguist war den beiden, wie kaum zu übersehen war, ein Dorn im Auge. Genügte es nicht, dass mit ihnen schon zwei exzentrische, schwer kompatible Wissenschaftler die Solaren Welten bei der Erforschung des Relikts der Toten Götter vertraten? Musste sich nun auch noch ein privater Konzern in diese Aufgabe einmischen, die – schwer genug! – ständig mit Vertretern der J’ebeem und deren Wissenschaftlern abgestimmt werden musste? Fast sah es so aus, als seien sich Schmetzer und von Schlichten zumindest in diesem Punkt einig. Doch die gemeinsame Ablehnung MacShanes reichte nicht, um sich gegen ihn zu verbünden. Es war ein Kampf aller gegen alle. Und so konzentrierten sich, kaum dass der sportlich und gut trainierte Vollbartträger außer Sichtweite war, die beiden Streithähne wieder aufeinander.
    »Ich werde das Hauptquartier des Star Corps über Ihr impertinentes Verhalten informieren – und zwar jetzt sofort!«, knurrte von Schlichten. Dabei starrte er finster entschlossen in Schmetzers Gesicht. Genauso wie sich die bunt gekleideten Gegner der allseits beliebten Schaukämpfe der GWF, der galaktischen Wrestling Federation, fixierten, bevor sie ihr Gegenüber unter Einsatz von Stühlen, Tischen oder anderen scharfkantigen Gebrauchsgegenständen zu attackieren pflegten.
    Von Schlichten wandte sich abrupt um und versuchte, sich in gleicher Weise zu entfernen wie zuvor MacShane. Es gelang ihm nicht.
    »Machen Sie nur! Denn ich werde das Hauptquartier auffordern, Sie wegen völligen Versagens und kompletter Unfähigkeit von hier abzuziehen!«, rief Schmetzer seinem Kollegen hinterher, der für einige Sekunden wie angewurzelt stehen blieb. »Ihr hirnloses Beharren auf Ihrem kaum durchdachten Vorschlag kaschiert doch nur Ihre Ahnungslosigkeit – Ihre Kapitulation vor einer echten wissenschaftlichen Herausforderung!«, fügte er noch hinzu und wieder begann seine Stimme ins Schrille umzukippen.
    Die Leute, die die Szenerie beobachteten, waren kurz davor Wetten abzuschließen, ob von Schlichten auf dem Absatz kehrtmachen würde, um auf seinen Kontrahenten einzuprügeln oder nicht. Die Luft um sie herum schien jedenfalls regelrecht zu knistern vor mühsam unterdrückter Gewalt. Die Spannung hätte sich auch mit Blitz und Donner entladen können. Doch jeder, der darauf gesetzt hätte, dass letztendlich doch noch die Fäuste flogen, hätte seinen Einsatz verloren. Denn von Schlichten bebte nur und stapfte dann endgültig davon.
    »Er zittert«, zischte Schmetzer leise.
    Als sei der Abgang von Schlichtens ein verabredetes Zeichen gewesen, zerstreuten sich auch die Zuschauer der Auseinandersetzung. Von oben betrachtet, stoben sie auseinander wie die Splitter einer Granate, in deren Zentrum ein schwer atmender Professor Schmetzer zurückblieb und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher