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Die Verraeterin

Die Verraeterin

Titel: Die Verraeterin
Autoren: J. T. Geissinger
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Legiones könnten vielleicht eingreifen«, meinte Constantine. »Wir müssen geschlossen auftreten. Wir dürfen jetzt die Zügel nicht aus der Hand geben, sondern müssen diejenigen sein, die alles im Griff haben. Mit anderen Worten: Wir müssen klare Entscheidungen fällen. Ein solches Machtvakuum darf nicht lange bestehen bleiben, Jungs. Das muss uns klar sein.«
    Lix fragte mit leiser Stimme: »Und sie?«
    Niemand musste aufblicken, um zu wissen, wen er meinte. Die Frau kniete noch immer neben dem bleichen, regungslosen Mann, den sie im Vatikan gejagt hatten, und schaukelte dabei stumm vor und zurück. Sie hatte die Hände vors Gesicht geschlagen und zitterte. Ihre offenen Haare verdeckten ihre nackten Schultern und ihren Rücken mit einem Schleier aus schimmerndem Mahagoni.
    »Was mich betrifft«, sagte Celian, »ist der Feind meines Feindes mein Freund. Ich denke, es wurde genug Blut vergossen. Lasst die beiden gehen.«
    D nahm nicht an, dass der Mann irgendwo hingehen würde. Aber er war nicht mehr in der Lage zu sprechen. Dafür waren die Schmerzen zu stark.
    »Hier.« Constantine zog seine Waffe aus dem Hosenbund und schob sie in Ds Hand. »Für den Fall, dass es auf dem Weg zur Krankenstation ungemütlich wird.«
    Sobald er seine Finger um den Metallgriff der Glock gelegt hatte, hörte D den Widerhall von Schritten, die den Gang entlangrannten. Noch klangen sie weit weg, aber es war offensichtlich, dass sie auf die Fovea zueilten.
    Natürlich. Die Legiones . Das Geräusch des Schusses hatte sie auf alles aufmerksam gemacht.
    Er schloss die Augen und versuchte, sich zu sammeln. Als er sie wieder öffnete, stand Eliana unter der Tür, auf die sie gerade zugingen. Kreidebleich und mit offenem Mund starrte sie die Männer an. Dann schoss ihr Blick durch den Raum. Das Chaos. Das Blut. Der Körper ihres Vaters.
    Das Loch in seiner Stirn.
    Sie betrachtete Dominus, und auf einmal wich auch die letzte Farbe aus ihrem Gesicht.
    »Du«, hauchte sie und starrte auf die Waffe, die sich in Ds rechter Hand befand. Ihre Augen weiteten sich, und sie starrte ihn entsetzt und fassungslos an. »Du!«
    Constantine und Celian versteinerten. Ds Herz schien ebenfalls abrupt stehen zu bleiben.
    »Nein, nein«, flüsterte er heftig und hatte das Gefühl, als ob in seinen Adern auf einmal Eis wäre. Ein Sturm brach in seinem Körper aus, ein heulender Wind aus Entsetzen und Panik. Sie glaubte etwas Falsches. Sie dachte, dass er …
    »Nein. Eliana! Es ist nicht so, wie du denkst!«
    Doch noch ehe er mehr sagen und erklären konnte, war sie in die Dunkelheit des Korridors zurückgewichen, hatte auf dem Absatz kehrtgemacht und war verschwunden.

36
    Sanftes Hin- und Herschaukeln. Wärme und Weichheit. Das Schreien von Möwen und der Geschmack von Salzwasser in der Luft. Das leise Schlagen von Wellen gegen Holz. Der Duft tropischen Regens, süß und warm.
    Mann , dachte Xander. Das war gar nicht so schlimm, wie er sich das vorgestellt hatte.
    Er dachte eine Weile darüber nach und trieb dabei ziellos in der Strömung träumerischer Sorglosigkeit. Gemeinsam mit den Schaukelbewegungen, die ihn so wunderbar einlullten, ließ er sich davontragen. Er vermutete, dass jeden Moment Dämonen mit Dreizacken und Schwefelregen erscheinen würden, weshalb er sich gar nicht die Mühe machte, die Augen zu öffnen. Das Licht, das hinter seinen geschlossenen Lidern rot glühte, wirkte sowieso ein wenig beunruhigend. Es war also besser, noch eine Weile zu warten und die Ruhe vor dem Sturm zu genießen. Oder was auch immer das war.
    Ein leises Geräusch ließ ihn aufhorchen. Es war ganz in der Nähe und klang sanft, düster und beunruhigt zugleich.
    Ein Seufzer.
    Zweifelsohne die Äußerung irgendeines Dämons mit einem Dreizack, der ungeduldig darauf wartete, ihn in die nächste Hölle zu befördern, sobald er die Augen öffnete. Nun, der Kerl konnte ihn mal. Er wollte nirgendwo anders hin. Er hatte sich seit Jahren schon nicht mehr so entspannt gefühlt. Also drückte er die Augen noch fester zusammen, sodass sich sein Gesicht zu einer Grimasse verzog.
    Der kleine Seufzer verwandelte sich in einen Schreckenslaut. Jetzt war er wirklich beunruhigt.
    Das Rascheln von Stoff. Etwas kam näher. Seine Stirn wurde von etwas Kühlem berührt. Er zuckte zusammen und fluchte. Der Dämon rief seinen Namen.
    »Xander!«
    Selbst in der Hölle erkannte er diese Stimme. Sie fuhr durch seine verträumte Gelassenheit wie ein heißes Messer durch Butter, und er riss die
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