Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verraeterin

Die Verraeterin

Titel: Die Verraeterin
Autoren: J. T. Geissinger
Vom Netzwerk:
auf seine Hände. Das Blut aus seiner Wunde im Rücken hatte sich auf seinen Beinen und dem Steinboden ausgebreitet. Sein Gesicht war weiß – so weiß wie das Eis an der Wand.
    »Xander!«, schrie Morgan und versuchte sich von ihren Fesseln zu befreien. »Xander, nein!«
    Der Mann unter der Tür schob seine Waffe in den Hosenbund zurück und trat zu ihr. »Paenitet« , sagte er und blickte sie mit seinen großen, tiefschwarzen Augen an. »Es tut mir leid. Wir sind nicht alle wie er.«
    Damit öffnete er Morgans Fesseln, wobei er das Eisen um ihre Handgelenke und Fußgelenke so leicht aufbrach, als ob es sich um trockene Zweige handeln würde. Sobald sie frei war, stürzte sie schluchzend und blind vor Tränen zu Xander. Sie schlang die Arme um seinen Hals und hörte, wie er tief einatmete. Es war nur ein sehr schwacher Laut in seiner Brust.
    »Es tut mir leid, aber du hattest recht«, murmelte er und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. Dann rutschte er zur Seite, wobei sie ihn gerade noch festhalten konnte, um ihn langsam auf den kalten Steinboden zu legen. Er blickte zu ihr auf. Sein Gesicht war bleich und ernst, als sie seinen Kopf in ihren Schoß legte. »Es gibt kein glückliches Ende für uns. Ich hätte wissen müssen, dass es so ausgehen wird.« Seine Lippen, die so voll und weich waren und die sie so oft in den letzten Tagen voll Leidenschaft und Verlangen geküsst hatte, verzogen sich zu einem traurigen Lächeln. »Ich bin kein Held. Ich rette keine Welt.« Seine Lider flatterten, und seine Stimme wurde schwächer. »Und ich bekomme auch nicht das Mädchen.«
    »Nein, nein, nein, nein.« Sie wiederholte das Wort immer wieder und schluchzte hysterisch, während sich sein Blut hellrot und warm unter ihr auszubreiten begann. »Xander. Bitte bleib bei mir. Bleib bei mir!«
    »Ich hätte es nicht getan«, murmelte er und blickte ihr in die Augen. »Das weißt du, nicht wahr? Ich hatte nie vor … dich zu verletzen.« Er holte tief und zitternd Luft. Seine Stimme war kaum mehr lauter als ein Flüstern.
    »Ich könnte dich niemals verletzen. Dafür liebe ich dich viel zu sehr.«
    Dann schloss er die Augen, und sein Kopf sackte auf den Boden.
    D wurde von sechs Händen an seinen Armen, seinem Rücken und seinen Schultern gepackt und auf die Füße gezogen.
    »Verdammt, bist du schwer«, murmelte Lix hinter ihm. »Was hast du denn in deinen Taschen? Steine?«
    D erkannte das Keuchen, das aus seinem Mund kam, nicht als sein eigenes. Es klang wie das Geröchel eines alten, kranken Mannes. Das Messer in seiner Brust schickte immer wieder grauenvolle Wellen des Schmerzes durch seinen Körper. Blut rann heiß und schnell über seine Haut, und der Raum, in dem sie sich befanden, war formlos geworden. Ohne Hilfe wäre es ihm nicht möglich gewesen, aufrecht stehen zu bleiben. Er hatte keine Kraft mehr in den Beinen.
    »Ein paar von uns haben tatsächlich Muskeln, Lix«, krächzte er. Er stand kurz davor, sich dem dichten, grauen Nebel zu überlassen, der bereits um die Ecke auf ihn zu warten schien. Wenn er tief atmete, kam der Nebel näher. Das Messer hatte einen Lungenflügel erwischt. Nur so ließ sich das Rasseln in seiner Brust erklären.
    Zumindest hatte es sein Herz nicht getroffen. Der Mann auf dem Boden sah nicht so aus, als ob er so viel Glück gehabt hätte.
    »Haltet beide die Klappe«, fauchte Celian. »Wenn wir dich nicht sofort auf die Krankenstation bringen, wirst du verbluten, bevor wir dich wieder zusammennähen können, D.«
    D musste an das letzte Mal denken, als man ihn zusammengenäht hatte. Ein schwaches Lächeln huschte über sein Gesicht.
    »Wir müssen den Schaden begrenzen«, sagte Constantine. Er schob seine Schulter unter Ds hochgezogenen Arm, nahm dessen Hand und legte den Arm um seinen Nacken. Seinen anderen Arm schlang er um Ds Rücken. Celian tat auf der anderen Seite das Gleiche. »Es könnte zu einem Aufstand kommen, wenn wir jetzt nicht richtig handeln.«
    »Vertraut mir. Den vermisst niemand«, murmelte Celian und warf einen Blick auf Dominus’ Leiche. Blut war aus der Wunde in seiner Stirn gesickert und bildete nun einen perfekten Kreis um seinen Kopf. Er wirkte wie der grauenvolle Heiligenschein einer biblischen Teufelsgestalt.
    Seine Tochter vielleicht schon , dachte D und sog dann die Luft ein, als der Schmerz durch seinen Körper schoss. Celian und Constantine waren ein paar Schritte gegangen und trugen ihn mit sich. Langsam durchquerten sie so den Raum.
    »Trotzdem. Die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher