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Die verlorene Kolonie

Die verlorene Kolonie

Titel: Die verlorene Kolonie
Autoren: Anette Strohmeyer
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jetzt schon seit zwei Stunden ausgeschaltet. Eine Stunde blieb uns noch, bevor es einen Verweis von der Behörde geben würde, und zwei Stunden bis zum Bußgeld. War man länger als sechs Stunden offline, begann eine Befragung der eingetragenen Familienmitglieder und Freunde nach dem Verbleib.
    „Ich habe kein Hinweisschild zum Naturschutzgebiet gesehen“, sagte Ben und wandte den Kopf. Trotz Sonnenschein war es hier unter den Bäumen kalt und wir konnten unseren Atem sehen.
    „Ja, an der Straße war nichts“, bestätigte Addy. „Der Wald ist ganz schön dicht! Uhhh, gruselig.“ Fröstelnd zog sie den Kopf zwischen die Schultern.
    „Stimmt!“, sagte ich und lauschte. Aber nur das Rauschen des Windes in den Wipfeln der Nadelbäume war zu hören und noch etwas anderes, das ich nicht einordnen konnte. Vielleicht war es Möwenkreischen, wir waren ja nah am Meer. Aber es stammte ganz sicher nicht von einem Fahrzeug, das uns folgte.
    Einigermaßen beruhigt ging ich zu den Hintertüren des Vans und öffnete sie. „Dann wollen wir mal“, sagte ich und zog unsere Ausrüstung heraus.
    Schwer bepackt stapften wir wenig später durch den Wald. Da wir nicht wussten, wo genau wir suchen sollten, wollten wir uns zum Cale River durchschlagen und dort beginnen, denn bekanntlich waren Siedlungen häufig direkt am Fluss gelegen.
    Es gab keine Wege und wir folgten einigen matschigen Wildwechseln durch das dichte Unterholz.
    „Ist nicht gerade ‘ne Touristenattraktion!“, stöhnte Ben.
    „Ja“, bestätigte ich, „es scheint zumindest kein Naturreservat zu sein, das für den erholungssuchenden Normalbürger zugänglich gemacht worden ist. Wahrscheinlich ist es tatsächlich ein Schutzgebiet, das weitgehend vom Publikumsverkehr verschont bleiben soll.
    Addy und Ben nickten und wir schleppten uns weiter. Das Equipment auf unseren Schultern begann allmählich zu drücken, aber wenigstes wurde uns durch die Bewegung warm. Ich schwitzte unter meiner Funktionskleidung und öffnete den Kragen meiner Jacke. Die einzigen Geräusche, die uns jetzt noch begleiteten, waren das Knacken der Zweige unter unseren Sohlen, das Ächzen meiner Freunde und die Rufe von Raben, wenn diese aufgeschreckt von den Baumkronen aufflogen.
    „Vielleicht sollten wir den Metalldetektor schon mal anschalten. Könnte doch sein, dass wir was finden“, schlug Ben keuchend vor. Er blieb stehen und trank aus seiner Wasserflasche.
    „Gute Idee.“ Ich nahm das Suchgerät vom Rücken, schaltete es ein und schwenkte es beim Gehen hin und her. Das Signal blieb monoton. Kein Metall in der Erde.
    Nach einer weiteren Meile bekam ich plötzlich ein helltönendes Signal.
    „Leute! Wartet mal, hier muss irgendwo was sein!“, rief ich aufgeregt und sah auf. Staunend hielt ich abrupt inne. Auch die andreren beiden standen wie angewurzelt da und starrten geradeaus auf ein mächtiges Gebilde.
    „Ein Stahlzaun!“, sagte Addy.
    „Aber was für einer!“, rief Ben. „Der ist bestimmt zehn Fuß hoch!“
    Ich legte meinen Kopf in den Nacken und sah hinauf. „Mit Stacheldraht!“
    „Aber warum ist der hier?“Ben schaute sich um.
    „Dort vorne hängt etwas“, sagte Addy und zeigte auf ein rechteckiges Gebilde am Zaun. „Ein Schild.“
    Wir gingen hin und lasen, was auf dem korrodierten Blech stand:
    „Hudson Sanctuary. Schutzgebiet für bedrohte Tierarten. Betreten verboten.“
    „Die wollen wohl nicht, dass man die Tiere klaut, was?“, scherzte Ben. „Oder warum zieht man solch einen Monsterzaun hoch?“
    „Ich finde das seltsam“, sagte Addy leise. „Das Schild sieht nicht aus, als sei es von der National- oder Stateparkverwaltung.“
    „Du meinst, es ist ein privates Schutzgebiet?“, fragte ich.
    Addy sah mich an. „Wenn da drinnen Tiere sind, dann sind sie zwar vor unerwünschten Besuchern sicher, aber sie sind auch eingesperrt. Nennt man sowas Naturschutz?“
    Sie hatte recht. Das Ganze war verdammt seltsam!
    Ich sah auf meine Armbanduhr, die ich glücklicherweise mitgenommen hatte, denn ohne sie hätten wir die iDs wieder einschalten müssen, um zu erfahren, wie spät es war. Die Verwarnung war raus, wir hatten noch eine Stunde bis zum Bußgeld. Ich sah den Zaun hinauf. Er war aus engmaschigem Stahl, aber man konnte ihn gut erklimmen und für den Stacheldraht hatten wir eine Zange in unserer Ausrüstung.
    „Wer kommt mit?“ Ich sah meine Freunde an.
    „Du willst da rüber?“, fragte Addy mit skeptischer Miene.
    „Jawohl! Ich bin nicht über sechs
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