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Die verlorene Kolonie

Die verlorene Kolonie

Titel: Die verlorene Kolonie
Autoren: Anette Strohmeyer
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Stunden Auto gefahren, um jetzt unverrichteter Dinge wieder abzureisen. Wir wollen ja den Tieren da drinnen nicht auf den Leib rücken, sondern nach einer verschollenen Siedlung suchen.“
    „Ja, wir sind unterwegs im Dienste der Wissenschaft!“, rief Ben begeistert.
    „Im Dienste der Wissenschaft!“, wiederholte ich und hob die Kämpferfaust.
    Addy seufzte. „Nun gut. Einer muss ja auf euch Kindsköpfe aufpassen! Außerdem könnte ich es nicht ertragen, wenn ihr ein Abenteuer erlebt und ich nicht!“ Sie grinste frivol und ich war froh, dass sie mitkam. Denn insgeheim wusste ich: Wenn sie nicht gegangen wäre, hätte auch ich die Aktion abgebrochen.
    „Gut!“, sagte ich. „Wir haben noch eine Stunde, bis wir die iDs wieder einschalten müssen. Bis dahin sollten wir herausgefunden haben, was sich hinter diesem Zaun verbirgt. Ich lasse mein Gepäck unten und werfe ein Seil über den Zaun, wenn ich auf der anderen Seite bin. Dann hängt ihr das Zeug ans Seil und ich zieh es rüber. Das ist einfacher, als mit dem Gewicht zu klettern. Auf geht’s!“ Ich machte mich daran, den Stahlzaun zu erklimmen.
    Oben auf der Krone zog ich die Zange aus dem Hosenbund und durchtrennte den Stacheldraht. Mein Herz klopfte dabei heftig in meiner Brust … denn wir taten etwas Illegales. Und das war aufregend!
    Ich erreichte die andere Seite und warf das Seil hinüber. Wenig später hatten wir das Gepäck rübergeschafft, und Ben und Addy überwanden gleichzeitig den Zaun.
    „Puh! Ganz schön anstrengend!“ Addy pustete sich auf ihre von den Stahlmaschen gequetschten Finger. „Hoffentlich finden wir einen leichteren Weg zurück.“
    Wir schulterten unsere Sachen und marschierten weiter in den dunklen Fichtenwald hinein.
    Nach einigen Meilen wurde das Möwenkreischen lauter. Und plötzlich erkannten wir Sonnenlicht zwischen den Baumstämmen hindurchschimmern. Dort vorne musste eine Lichtung sein. Vielleicht die Flussmündung oder der Strand. Ich ging schneller, konnte es kaum erwarten.
    Die lichte Stelle kam näher. Aber erst als wir den Rand des Waldes erreicht hatten, konnten wir erkennen, was dort lag.
    Ben stieß vor Überraschung Luft aus und auch Addy entfuhr ein erstaunter Laut, während ich ungläubig auf den freien Platz glotzte, der sich vor uns ausbreitete.
    „Ein Flugzeugfriedhof?“ Es war Addy, die als erste ihre Worte wiederfand. „In einem Naturschutzgebiet?“
    Ich konnte noch immer nichts sagen. Wir standen auf einer kleinen Anhöhe und mein Blick schweifte fasziniert über das anscheinend menschenleere Areal zu unseren Füßen, auf dessen rechter Seite sich ein Hangar und mehrere flache Gebäude duckten. Davor stand eine Reihe alter Flugzeuge, kleine Privatmaschinen und Turboprops und dazwischen … ein roter Doppeldecker!
    Meine Kinnlade klappte herunter. Das war unmöglich!
    Keine zweihundert Yards von mir entfernt stand ein roter Doppeldecker mit einem weißen Vogel auf dem Bug. Er sah haargenau so aus wie das Spielzeugflugzeug, das in meinem Zimmer über dem Schreibtisch hing! Niemals, nicht einmal in meinen kühnsten Kinderfantasien, wäre ich auf die Idee gekommen, dass dieses Flugzeug tatsächlich existiert.
    Ich schluckte aufgewühlt. Heiß brannte die Aufregung in meiner Kehle und ich fühlte einen leichten Schwindel. Was hatte das alles zu bedeuten?
    „Ist das dort drüben nicht dieselbe Maschine, die du in klein hast?“, fragte Addy. Sie war schon immer eine scharfe Beobachterin gewesen.
    „Ja“, antwortete ich mit belegter Stimme.
    „Muss ein berühmtes Ding sein, wenn es das als Modell gibt“, raunte sie ehrfürchtig.
    „Vielleicht das vom roten Baron! Wann war das nochmal?“, wollte Ben wissen.
    „1918, der rote Baron war der bekannteste deutsche Jagdflieger des Ersten Weltkriegs. Er wurde bei einem Kampfeinsatz schwer verwundet und starb an den Folgen, nachdem er hinter den feindlichen Linien notgelandet war“, betete ich monoton herunter, denn ich hatte natürlich als Jugendlicher versucht herauszufinden, um welches Flugzeug es sich bei meinem Modell handeln könnte. „Fast alle assoziieren heutzutage mit Manfred von Richthofen seine berühmteste Maschine, einen roten Fokker-Dr.1-Dreidecker, den er auch bei seinem letzten Einsatz flog. Doch nur 19 seiner 80 Luftsiege hat er mit einem Flugzeug dieses Typs erzielt. Die meisten Abschüsse gelangen ihm mit Doppeldeckern der Albatros-Klasse. Unter anderem mit einer Albatros D.V., dem meistgebauten Jagdflugzeug der deutschen
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