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Die verlorene Kolonie

Die verlorene Kolonie

Titel: Die verlorene Kolonie
Autoren: Anette Strohmeyer
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nicht im Haus. Ich war allein.“ Die schwarze Limousine kam mir in den Sinn. Ruckartig drehte ich mich um und sah zum Rückfenster raus auf den Highway.
    Alle möglichen Autos fuhren rasch an uns vorbei, aber keine schwarze Limousine. Ein Truck hupte, und ich spürte den Luftdruck, als er an unserem Van vorbeidonnerte und ihn zum Schaukeln brachte.
    „Ich habe ein ganz komisches Gefühl“, sagte ich schließlich. „Jemand verfolgt uns, oder will wissen, was wir machen.“
    „Das ist doch Blödsinn!“, entgegnete Addy, die Vernünftige wie eh und je. „Jerry, du hast die Dokumente bestimmt zu Hause vergessen.“
    „Nein. Ich hatte sie in der Tasche – ganz bestimmt! Jemand hat sie gestohlen!“
    „Hey! Jetzt beruhigt euch mal. Überlegen wir lieber, was wir machen sollen.“ Ben sah mich an.
    Ich nickte dankbar. „Als erstes tut ihr mir einen Gefallen“, bat ich, „und schaltet eure iDs aus! Nur zur Vorsicht.“
    „Aber dann bekommen wir Ärger mit der Behörde!“, wandte Addy ein.
    „Ja, ich weiß, dass man die Dinger nicht länger als drei Stunden komplett ausschalten darf, aber ich will nicht, dass die uns orten können.“
    „ Die ? Wer sind die ?“, fragte Addy spöttisch.
    Ich wurde sauer. Warum glaubte sie mir nicht? „Ich weiß es nicht, aber ich bin überzeugt, dass man uns verfolgt!“
    „ Jerry, du siehst Gespenster.“ Addy legte eine Hand auf meinen Arm. „Glaubst du etwa der Regierungsfuzzi vom Parkplatz ist hinter uns her?“
    „Wieso nicht?“, gab ich trotzig zurück.
    Jetzt lachte auch Ben. „Das ist doch vollkommen idiotisch, Jerry! Warum sollte er das tun? Wir sind nur drei Geschichtsstudenten.“
    „Willst du etwa sagen, ich sei idiotisch?“, blaffte ich Ben an, der überrascht zu lachen aufhörte.
    „Schon gut, Jerry. Ich kann ja verstehen, dass du nervös bist, weil die Dokumente weg sind und wir uns vermutlich auf der Spur einer verdammten Sensation befinden. Glaub mir, ich will auch nicht, dass uns jemand die Lorbeeren vor der Nase wegschnappt. Aber ist deine Vorsichtsmaßnahme nicht ein wenig übertrieben? Denk doch mal nach. Selbst wenn es so ist, wie du sagt und die unsere Karten und Dokumente haben, dann bringt das Ausschalten der iDs eh nichts, denn die wissen ja längst, wo wir hinwollen.“
    Ich starrte verdrossen aus dem Seitenfenster auf den heruntergekommenen Vorstadtgürtel von Baltimore.
    „Ich habe einen Vorschlag“, sagte ich nach einer Weile des Schweigens. „Wir machen die iDs erst aus, kurz bevor wir vom Highway abfahren, dann kann niemand sehen, wo genau wir langfahren. Und wenn wir angekommen sind, dann checken wir erst mal die Lage. Vielleicht ist es ja doch nur eine Eintagsfliege, der wir hinterherjagen. Und dann schalten wir die Teile wieder an. Okay?“
    Addy biss sich auf die Unterlippe. Sie sah Ben an. Der zuckte schließlich mit den Schultern. „Okay, so machen wir es. Aber nur, weil du es bist, Jerry.“
    „Danke“, seufzte ich erleichtert und sah noch einmal nach hinten.
    „Aber wie finden wir die Strecke, wenn wir die Navigation der iDs nicht mehr benutzen können?“ Addy blickte mich fragend an.
    „Dafür hab ich womöglich eine Lösung!“, sagte Ben triumphierend. „Greif doch mal ins Handschuhfach, Jerry, da drinnen müsste ein alter Straßenatlas aus Papier liegen. Der war im Auto, als ich es gekauft habe.“Er zwinkerte mir zu, und ich öffnete das Fach.
    Der Atlas war zerfleddert, aber noch zu gebrauchen. Da ich wusste, dass wir zur Mündung des Cale Rivers wollten, blätterte ich auf die passende Seite und verschaffte mir einen Überblick. „Gut“, murmelte ich daraufhin. „Fahr los, ich finde den Weg.“
    „Na, prima!“, rief Ben fröhlich aus und setzte den Blinker. Er suchte eine Lücke im Verkehr und reihte sich in die Autolawine auf dem Highway ein.
    Alle paar Meilen drehte ich mich um und sah nach hinten auf die Straße. Doch keine schwarze Limousine weit und breit. Vielleicht bin ich ja doch ein wenig paranoid , dachte ich. Aber ich war lieber vorsichtig, als dass ich mich hinterher darüber ärgerte, etwas übersehen zu haben.

    Nach etlichen eintönigen Meilen auf einem kleinen Highway erreichten wir um zwölf Uhr mittags endlich die Gegend um den Cale River. Da ich wusste, dass sich das Hudson Sanctuary am Meer befand, fuhren wir auf einem morastigen Waldpfad so lange in Richtung Küste, bis es nicht mehr ging. Wir parkten den Van am Rand in feuchtem Gras, stiegen aus und sahen uns um.
    Unsere iDs waren
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