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Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)

Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)

Titel: Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)
Autoren: Stefanie Mohr
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Frühe mit klarem Kopf nochmals alles durchzuarbeiten.
    Er ging ein letztes Mal in Stellfeldts Büro und teilte ihm mit, dass er ihn unter seiner Handynummer erreichen konnte, falls bei den Telefonaten etwas Interessantes herauskam. Gerade als er sich verabschieden wollte, rief die Schreibdame nach ihm, die ihm vorhin erst das Fax aus Brandenburg gebracht hatte.
     
    Es war Donnerstag, der 17. Oktober, sechzehn Uhr vierzig Uhr.

Lila – 11
     
    Langsam wanderte sie durch das kleine Haus, in dem sie seit dem Tod ihrer Eltern alleine wohnte. In manchen Räumen verweilte sie und hing Erinnerungen nach, die ihr plötzlich in den Sinn kamen. Gerade in den letzten Stunden fielen ihr immer wieder Situationen ein, die oft Jahre zurücklagen und aus einer glücklicheren Zeit stammten.
    Lila hatte nicht wieder einziehen wollen, was sie durchaus hatte verstehen können. Warum sollte sie mit ihrer wesentlich älteren Schwester zusammen wohnen? Lila war immer ein sehr selbständiger Mensch gewesen.
    Sie ging ins Esszimmer. Dort nahm sie die einzige Fotografie aus neuerer Zeit zur Hand, auf der sie zusammen mit ihrer Schwester zu sehen war. Das Bild hatte lange in ihrem Atelier gestanden, bis sie es in der Nacht, als sie die Wahrheit las, von dort wegnahm und mit dem Gesicht nach unten hier in eine Schublade gelegt hatte. Ihr war die glückliche Zweisamkeit mit ihrer Schwester, die darauf dargestellt wurde, wie eine Verhöhnung der Realität vorgekommen.
    Nachdem sie nun den Rahmen endlich wieder herausgenommen hatte, holte sie aus der Anrichte die Schachtel, in der schon seit Urzeiten die Geschenkbänder aufbewahrt wurden. Die Rolle mit dem schwarzen Band war noch zur Hälfte voll. Sie schnitt ein langes Stück ab und knotete daraus eine Schleife, welche sie um das Bild legte. Dann stellte sie es im Wohnzimmer zu dem anderen Foto ihrer Schwester auf den Konsoltisch und zündete die Kerzen an.
    Danach stieg sie schwerfällig in ihr Atelier im Obergeschoss und legte dort das schwarze Gemälde, das sie in jener, aus ihrer Sicht lange vergangenen Nacht gemalt hatte, auf die Staffelei. Das Bild, das sie dazu gebracht hatte, endlich Lilas Tagebücher zu lesen. Anschließend setzte sie sich an ihren Arbeitstisch, auf dem die Farbtuben langsam eintrockneten. Sie würde sie nie mehr anrühren.
    Lilas Tagebücher lagen vor ihr. Sanft strich sie über das Oberste, bevor sie zu dem Füllfederhalter griff und den letzten Eintrag begann, den sie in ihrem Leben machen wollte. Ihre Hand zitterte stark. Das Wort Ruhe war für sie zu einem Fremdwort geworden.

21
     
    Die Schreibkraft, die nach Hackenholt gerufen hatte, wedelte mit einem Blatt Papier. »Das ist gerade für dich gekommen. Darauf hast du doch die ganze Zeit gwartet, oder?«
    Hackenholt glaubte zunächst, die Kollegin aus Brandenburg habe eine Seite vergessen und reiche sie hiermit nach. Doch als er den Briefkopf sah, erkannte er, dass es das Fax von der Mobilfunkgesellschaft war. Er überflog die wenigen Zeilen, die das Schreiben umfasste. Außer einer kurzen Entschuldigung für die Verzögerung enthielt es nur die Mobilnummer, sowie Name und Adresse der Anschlussinhaberin.
    Sobald Hackenholt den Namen las, krampfte sich sein Magen zusammen. Auf kürzestem Weg lief er in sein Büro zurück und holte die Akte über Ute Jaroschs Selbstmord aus der Ablage, von wo sie bislang noch nicht wieder den Weg ins Archiv zurückgefunden hatte. Kaum hatte er den Aktendeckel aufgeschlagen, sprang ihm der Name, den er suchte, ins Auge: Constanze Koch.
    Die Frau, von der sie annahmen, dass sie Sieberts neue Putzfrau, wenn nicht sogar Freundin gewesen war, war die Schwester der verstorbenen Ute Jarosch. Die Schwester des Mädchens, das Siebert im Stadtparkcafé kennengelernt, und das sich in den Selbstmord geflüchtet hatte. Für den Hauptkommissar waren das eindeutig zu viele Zufälle. Endlich hatte er eine neue Spur –  eine, von der er intuitiv spürte, dass es die richtige war.
    Er wollte schon mit Stellfeldt zu Constanze Kochs Adresse aufbrechen, als Letzterer einwandte, dass es schneller gehen würde, wenn sie einen Kollegen von der Streife mit einem Funkwagen als Wellenbrecher im nachmittäglichen Feierabendverkehr mitnahmen. Daher eilte Hackenholt hinüber zur PI Mitte, wo er tatsächlich fand, worauf er gehofft hatte: Berger und seine Kollegin saßen mit einem Becher Kaffee im Sozialraum und machten Pause. In zwei Sätzen schilderte er den beiden Schutzpolizisten, wie Constanze Koch in
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