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Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)

Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)

Titel: Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)
Autoren: Stefanie Mohr
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ein.«
    Hackenholt seufzte. »Wenn das so weitergeht, müssen wir uns über die Staatsanwaltschaft eine richterliche Anordnung holen, damit der Mobilfunknetzbetreiber uns die Daten der Anschlussinhaberin offenlegt.«
     
    Aus einem Impuls heraus ging Hackenholt zurück in sein Büro, setzte sich an den Computer und rief den Sachverhalt bezüglich Ute Jarosch auf. Nach einem Augenblick des Zögerns notierte er das Aktenzeichen auf einem Zettel und ging damit in den Keller, wo sich die interne Aktenverwaltung befand. Der Archivar brauchte nicht lange, um die Unterlagen zu finden. Hackenholt unterzeichnete einen Beleg, der ihm gestattete, die Akte mit in sein Büro zu nehmen.
    Schon im Gehen blätterte er die wenigen Seiten durch, die der dünne Aktendeckel enthielt. Es gab einen Bericht von einer Kollegin vom Dauerdienst, dem zu entnehmen war, dass Frau Jaroschs Schwester einen Abschiedsbrief erhalten hatte und daraufhin sofort zu deren Wohnung gefahren war. Zu dem Zeitpunkt war Ute Jarosch jedoch schon knapp zwei Tage lang tot gewesen. Der hinzugezogene Hausarzt hatte die Polizei verständigt, und alles hatte seinen geregelten Lauf genommen. Eine Obduktion war angeordnet worden. Das Ergebnis lautete Tod infolge einer Tablettenintoxikation. Fremdverschulden schied aus. Die Akte war geschlossen worden.
     
    Zurück in seinem Büro sah Hackenholt einen Moment lang nachdenklich aus dem Fenster auf den Jakobsplatz, ohne das Geschehen unten in der Fußgängerzone wirklich wahrzunehmen. Schließlich wandte er sich mit einem Seufzen ab und griff zum Telefonhörer, um in Brandenburg anzurufen. Diesmal erwischte er eine der Schreibkräfte des Kommissariats. Sie teilte ihm mit, dass sie das Durchsuchungsprotokoll von Degels Wohnung gerade nach Nürnberg faxte.
    Als Hackenholt ins Geschäftszimmer ging, um die Unterlagen abzuholen, zeigte das Gerät an, dass zwanzig Seiten gesendet wurden. Hackenholt war verwundert. Er setzte sich gleich neben dem Faxgerät an einen unbesetzten Schreibtisch und begann zu lesen. Er fragte sich, was das wohl für eine riesige Wohnung war, damit man ein zwanzigseitiges Durchsuchungsprotokoll schreiben konnte. Doch dann bemerkte er, wie haarklein jedes einzelne Zimmer beschrieben wurde. Alles war aufgelistet: jeder Schrank, jede Kommode, jedes Regal. Hackenholt fand das erstaunlich, er hatte erwartet, dass der Beweis- und Dokumentationsbeamte ein Video von der Wohnung drehen würde.
    Auf Seite zwanzig angekommen, wusste der Hauptkommissar zwar bis ins letzte Detail, wie Degels Wohnung aussah, und dass dort auch Haschisch gefunden worden war. Aber das, worauf er gehofft hatte, enthielt der Bericht nicht. Von Pornos war weit und breit keine Spur. Nichts wies auf die Anwesenheit einer Frau hin. Auch schien die Wohnung nicht in einem annähernd so gepflegten Zustand wie Sieberts gewesen zu sein. Die Kollegen hatten einen Terminkalender sichergestellt, welcher jedoch nur geschäftliche Besprechungen und Telefonnummern, aber keinerlei private Einträge enthielt, wenn man davon absah, dass manche Wochenenden mit »Nürnberg« oder »Peter« gekennzeichnet waren. Ein Adressbuch war nicht gefunden worden. Allerdings hatte die Kommissarin, welche die Durchsuchung geleitet hatte, nicht gewagt, vor Ort im PC des Verstorbenen zu stöbern, sondern ihn mit zur Dienststelle genommen und dem hausinternen Spezialisten übergeben.
    Hackenholt rief noch vom Geschäftszimmer aus die Schreibkraft zurück und bat, Degels Terminkalender so schnell und sicher wie möglich nach Nürnberg zu schicken. Als er in sein Büro zurückkam sah Wünnenberg ihn verwundert an. »Wo bist du denn jetzt so lange gewesen? Wir hatten doch ausgemacht, uns um eins zur Besprechung zu treffen. Christine war schon da, ist aber wieder gegangen. Sie hat gemeint, dass sie im Moment zu viel zu tun hat, als dass sie hier so lange herumsitzen und auf dich warten kann.«
    »Entschuldigung, ich habe nicht auf die Uhr gesehen. Das Fax wegen Degels Wohnungsdurchsuchung ist endlich gekommen. Es ist äußerst ausführlich.«
    »Und? Gibt es etwas Aufschlussreiches?«
    »Wie es im Moment aussieht leider nicht. Degel hatte einen Terminkalender, aber der soll nur Geschäftstermine enthalten. So ein Telefonbüchlein, wie wir es bei Siebert gefunden haben, hatte er wohl nicht. Die Kollegin mutmaßt, dass er seine Adressverwaltung über den Computer erledigt hat.«
    Wünnenberg nickte: »Ja, das wäre möglich, so mache ich das auch. Warum haben sie nicht in
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