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Die Vergangenheit des Regens

Titel: Die Vergangenheit des Regens
Autoren: Tobias O. Meißner
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der Sieben – gewährt mir die Gunst, in der Höhle des Alten Königs den Weg der Tsekoh zu beschreiten, auf dass ich möglichst viel über die Feinde zu lernen vermag und ihnen entgegentreten kann mit Wissen, um den Schaden für den Kontinent, wenn auch nicht abzuwenden, so doch immerhin so gering wie nur irgend möglich zu halten!«
    Â»Dies ist nicht ohn’ Widerhall.« Der König der Riesen lächelte. »Erst vor einem Halbmond sandte der Riese zwei Verbündete in die Höhle des Alten Königs , um die Dreimagier zu bergen und vielleicht sogar hierher zu führen. Noch sind sie nicht zurück. Akamas, der Alte König Rulkineskar selbst wird die Entscheidung treffen. Der Riese sendet dich dorthin ohn’ Zeitverzug. Dort beschreitest du den Weg, nach welchem du verlangst. Trage dann der Höhle all dein Trachten vor und bitte den Alten König, dich so schnell als möglich an ein Ziel zu bringen! Da du nichts trägst und nichts stiehlst, da du deinen Stab hierlassen wirst und auch dein Gewand, ist es nicht ohn’ Möglichkeit, dass die Fliegen dir beistehen, sofern sie begreifen, dass du dich aufrichtig den Tsekoh entgegenstellen möchtest. Bist zu solchem Wagnis du bereit?«
    Â»Das bin ich.« Akamas händigte dem König ohne jegliches Zaudern seinen Stab und seine Robe aus und stand nun tatsächlich lediglich mit einer einfachen Lendenhose bekleidet vor dem Rat.
    Mit der Kraft des vergessenen Zepters schickte der Rat auch ihn in die viele Tagesreisen entfernte Höhle des legendären Riesenkönigs Rulkineskar.
    Und da Akamas ein Magier war und nicht weltlich wie die Ritterin, Bhanu Hedji, Rodraeg Delbane, Bestar Meckin oder der seine Magie eingebüßt habende Eljazokad, war für ihn diese Reise durch einwärts gekrümmten Raum und zum Stillstand bewegte Zeit ein Erlebnis reich an Farben und Gerüchen, voller Poesie und Irritation, ein Auf-den-Kopf-Stellen von Gegebenheiten, ein sich als wahr erweisendes Trugbild, ein Witz, der zu schallendem Gelächter reizte und ein Sehnsuchtsgesang von verloren gegangenen Möglichkeiten, welcher Tränen der Rührung hervorzurufen imstande war.

    Vier Tage später waren weder die Ritterin noch Bhanu Hedji noch Akamas wieder zurück, doch dafür erreichte ein anderer Besucher die Höhlen der Riesen, einer, der keinen Wind und keine Klänge brauchte, um auf sich aufmerksam zu machen, sondern der die Höhlen aus eigener Kenntnis finden konnte.
    Es war Bestar Meckin.
    Seraikella und Jeron MeLeil Gabria wollten ihn am Eingang abfangen, doch er beachtete sie gar nicht und ging einfach schweigsam an ihnen vorüber nach drinnen. Jeron kannte Bestar von der gemeinsamen Reise von Somnicke nach Tyrngan und erinnerte sich noch gut an dessen unerfahrenes Gebaren in dem fahrbaren Bordell. Seraikella dagegen hatte Bestar Meckin noch nie zu Gesicht bekommen. Auf der Reise mit dem Fliegenstab von Tyrngan zum Wildbart war Bestar nicht dabei gewesen, und während der anderthalb Tage, bevor die Riesen dann das Mammut mit seinem schwer verwundeten Anführer nach Warchaim geschickt hatten, war Seraikella – genau wie Jeron – zu schwer verwundet gewesen, um bei Sinnen zu sein. Seraikella spürte eine ganz unterbewusste Rangordnungskonkurrenz zwischen sich und dem ebenso großen und kräftigen Meckin auflodern, hielt sich jedoch im Zaum, weil Jeron ihm dies nahelegte.
    Bestar wünschte den König zu sprechen. Er war aufgebracht und verzweifelt. Dreimal während seiner Reise zum Wildbart war er drauf und dran gewesen, nach Warchaim umzukehren, um dem im Gefängnis sitzenden Rodraeg beizustehen, aber dreimal war ihm klar geworden, dass er nichts ausrichten konnte, ohne selbst verhaftet oder sogar im Kampf erschlagen zu werden. Sein Plan war es gewesen, Warchaim zu verlassen, um so viel wie möglich von der dem Mammut ungerechtfertigterweise angelasteten Schuld mit sich zu ziehen, aber je weiter er kam, desto heftiger quälte ihn das Gefühl, Rodraeg, Naenn, Cajin und Tjarka im Stich gelassen zu haben. Doch was konnte er tun, nun, wo er als Dreifachmörder – als Gardistenmörder noch dazu! – gesucht und verfolgt wurde?
    Immerhin hatte er auf der Fahrt den Larnus hinunter zur Abwechslung auch einmal Glück gehabt. Er war bereit gewesen, seinen von den Riesen erhaltenen Bernstein gegen Nahrung und Unterkunft auf dem mit Larnwaldbrennholz beladenen
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