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Die Vergangenheit des Regens

Titel: Die Vergangenheit des Regens
Autoren: Tobias O. Meißner
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Lastenkahn einzutauschen, doch nachdem er sich der alten Kapitänin bemerkbar gemacht hatte, bewog ihn ihr grundehrliches und faltenreiches Gesicht, die näheren Umstände seiner Flucht aus Warchaim zu erläutern. »Sie halten mich für einen Meuchelmörder, dabei war der eine Getötete ein Schmetterlingsmann und Freund, der zweite war ein Gardist, der wirklich aufrichtig mit uns zusammenarbeitete, und der dritte war der Mörder, der sich vor meinen Augen selbst umgebracht hat, nur um mir das alles anzuhängen!« Die Kapitänin hatte Bestar mit seinem Segmentpanzer, seinem Erzschwert und seinem klatschnassen Vollbart lange betrachtet, dann hatte sie gesagt: »Was immer du auch sein magst, Klippenwälder – ein Meuchler bist du mit Sicherheit nicht.« Und sie hatte ihn umsonst mitgenommen nach Uderun und ihn umsonst mit Nahrung und Proviant versorgt und ihn sogar bei einer Hafenkontrolle der Uderuner Stadtgarde in einer nach Weichkäse riechenden Transportkiste verborgen. Bestar hatte erwogen, ihr seinen Bernstein aus Dankbarkeit zu schenken, aber dann wiederum war dieser Bernstein eine Gabe der Riesen, und er fürchtete, ohne ihn keinen Einlass mehr in die verborgenen Höhlen des Wildbarts zu erhalten. Also hatte er der Kapitänin lediglich versprechen können, ihr eines Tages ebenso zur Seite zu stehen wie sie ihm jetzt und ihren Namen – Yondi Kilkello – bis dahin in Ehren zu halten.
    Dennoch hatte er dreimal innegehalten, um umzukehren, das letzte Mal kurz nach Erreichen des Wildbarts.
    Nun kämpfte er sich – wie es ihm schien – an sinnlos herumstehenden Tropfsteinen und grundlos freundlichen Riesen vorbei, bis sein Lieblingsriese Kurgattunek ihn irgendwo im Höhlenlabyrinth herumirren fand und ihn behutsam zum König führte.
    Â»Großer König!«, schluchzte Bestar dort. »Gib mir deine Krieger mit! Wir müssen nach Warchaim und Rodraeg dort herausholen! Auch Naenn und Cajin und Nemialé, das kleine Kindlein – sie sind alle in furchtbarer Gefahr!«
    Â»Bestarmekin«, sprach König Turgenngranet ihn mit dem Namen an, dem die Riesen ihm verliehen hatten, »beantworte dir nur eine einzige Frage: Glaubst du wirklich, im Sinne deines guten Freundes Rodrachdelban zu handeln, wenn du nun mit Riesenkriegern und Waffenklirren in die Stadt der Not zurück dich wendest?«
    Â»Aber was soll ich denn sonst tun? Was soll ich denn nur machen? Die bringen es fertig und schlagen ihm den Kopf ab! Und Naenn und Cajin und dem Kind ebenfalls!« Nun musste Bestar die gesamte Geschichte erzählen: von DMDNGW , den mit Nadeln getöteten Einwohnern Warchaims, Rodraegs magisch erzwungenem Attentatsversuch am Stadtgardekommandanten und, und, und. Vieles davon brachte Bestar durcheinander. So verstand er bis zuletzt die Verwicklung ihres Nachbarn von Heyden und des Slessinghausbrandes in das Gesamtgeschehen nicht und schob der Einfachheit halber alles DMDNGW in die Schuhe. Aber sowohl Turgenngranet als auch der übrige Rat der Sieben begriffen, dass dem Mammut eine wohldurchdachte Falle gestellt worden war, eine Falle, die sogar über die noch recht überschaubare Historie des Mammuts hinausreichte und auch andere Warchaimer, andere Generationen und andere Städte miteinbezog. Eine Falle, die in die unheilsdurchwobene Zeit zu passen schien, von der ihnen der Magiermönch Akamas mit seinen Prophezeiungen berichtet hatte.
    Â»Bestarmekin«, sprach der König erneut, »alles, was dir der Riese vorschlagen kann, ist jenes: Nun, da du hier bist, um dem Riesen zur Seite zu stehen, könnte er einen der beiden Krieger der Rittersfrau entbehren. Beide sind nicht in die Geschehnisse um Warchaim verwickelt, mithin könnten sie sich dort umhören, ohn’ Gefahr für ihr eigenes Leben. Doch auszurichten vermöchten sie alleine nichts. Und es würde eine weitere Woche mit sich bringen, ehe sie mit ihren Neuigkeiten bis hierhin gelangen.«
    Â»Verflucht!«, spie Bestar heraus. »Das bringt doch alles nichts. Seit ich dort weg bin, sind doch auch schon wieder … mehr als zehn Tage verstrichen. Ich habe schon völlig den Überblick verloren. Es waren mehr als zehn Tage, zwölf oder dreizehn. Bis dahin … wir haben doch längst Nebelmond, oder?«
    Â»Der Mensch schreibt schon den Achten heute.«
    Bestar barg sein Gesicht in den Händen. »Dann ist doch ohnehin alles schon vorbei. Das
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