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Die Vergangenheit des Regens

Titel: Die Vergangenheit des Regens
Autoren: Tobias O. Meißner
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anderen.
    Â»Habt ihr das Raubgut noch bei euch?«, fragte er, auf die beiden Menschen hinabblickend.
    Jeron betrachtete die mit Steinsplittern gespickte Keule, auf die der Riese sich stützte, und antwortete: »Ja. Es gehört jetzt uns. Warum?«
    Â»Was ich jetzt sage, spricht nicht der Riese. Dies spreche einzig ich«, grollte Arnetukritt. »Ihr seid nicht besser als jene. Darum wisset, dass euer Morden nicht im Auftrag des Riesen sich ereignet. Dies ist die Tat von Menschen, welche Menschen Übles wollen. Weiter nichts als dies.«
    Â»Es gibt noch Hunderte von denen«, sagte Jeron noch einmal. »Du musst nicht befürchten, dass wir euch irgendetwas weggenommen haben. Komm, Seraikella.« Sie zwängten sich an dem Riesen vorbei, der einfach stehen blieb. Jeron wollte ruhig und freundlich bleiben, wie die Ritterin ihm das eingeschärft hatte, aber er ärgerte sich. Das Überfallen von Haarhändlern war ihnen als eine gute Idee erschienen, eine angemessene Übung nach zu vielen Tagen in entwürdigendem grünem Verbandszeug. Aber es hatte sich hohl und unbefriedigend angefühlt. Es war einfach kein lohnendes Ziel gewesen. Sie waren Banditen. Sie waren es gewohnt, zu planen, zu überfallen und auch zu töten. Aber ohne die Ritterin – ohne jemanden, der einen Plan verfolgte – wirkte das alles nur wie das sinnlose Herumtrampeln eines Kindes auf einem Ameisenhaufen.

    In der Nacht vom 3. auf den 4. Nebelmond bemerkten die Riesen einen eigenartigen Wind im Wildbart, eine Art Wirbelsturm, der kaum größer war als ein Riese und dabei melodiös rauschte und pfiff. Sie beobachteten diese Erscheinung durch das schützende Zepter, die volle Nacht und den Großteil des folgenden Tages lang. Schließlich obsiegte ihre Neugier: Sie beauftragten Jeron und Seraikella damit, den Sturm zu den Riesen zu führen.
    Der Sturm entpuppte sich als ein Magier mit südlich dunkler Haut, dunkler noch als die Jerons. Er war in eine schwarze Kapuzenrobe gekleidet und führte einen übermannshohen, hell geschälten Wanderstab mit sich, sonst nichts. Der Mann nannte sich Akamas. Mit einer fließenden Geste seiner Finger ließ er den Wind verschwinden und sagte, er wolle die Riesen treffen, um von ihnen eine Erlaubnis zu erhalten.
    König Turgenngranet höchstpersönlich nahm sich des Mannes an, der offensichtlich ein Elementenmagier war, welcher es verstand, mithilfe seines Stabes dermaßen zu brausen und zu musizieren, dass er gefunden werden konnte, anstatt mühsam suchen zu müssen. Von Akamas erfuhren die Riesen, dass die drei Brüder, die in die Höhle des Alten Königs eingedrungen waren, die Gebrüder Dulf aus Warchaim seien, die dort unter dem Namen »die Dreimagier« bekannt waren und den Schlüssel zur Höhle von einem Mitglied des Mammuts verraten bekommen hatten. Dadurch erhielten die Riesen auch frohe Kunde über das Mammut selbst: Rodraeg Delbane hatte seine Pfeilverletzung überstanden, und Naenn – das Schmetterlingsmädchen, das im Sonnenmond in den Wildbarthöhlen zu Besuch gewesen war – hatte ein gesundes Mädchen zur Welt gebracht. Sowohl Turgenngranet als auch der übrige Rat der Sieben freuten sich über diese Neuigkeiten sehr.
    Das Anliegen jedoch, welches den jungen Schüler der Vier Gründe Akamas zu ihnen führte, war alles andere als erfreulich. Er unterhielt sich lange und ausführlich mit den Riesen über die Tsekoh, jene geheimnisumwitterten Erzfeinde des Riesengeschlechtes, und über seine Theorie, dass die Tsekoh identisch waren mit dem Geisterfürsten und seiner neunköpfigen Truppe – und letzten Endes auch identisch mit den Göttern, wie die Menschen sie verstanden. Darüber hinaus erzählte Akamas von einer Prophezeiung, die den Untergang der Hauptstadt des Glaubens noch für dieses Jahr ankündigte. Diese Prophezeiung erschien der Königin und ihrem Beraterstab glaubhaft, und Akamas sah ebenfalls keinen Anlass, an ihrem Wortlaut zu zweifeln.
    Der Rat der Sieben wurde unruhig, als der Magiermönch ihnen dies vortrug. Einige flüsterten sogar in der alten Sprache der Riesen miteinander.
    Â»Darf der Riese fragen«, beugte sich schließlich der König zu Akamas hinunter, »woher diese Prophezeiung stammt?«
    Â»Aus uralten Büchern, die in Tempeln unterschiedlicher Gottheiten verwahrt werden. Man geht allerdings davon aus, dass der
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