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Die Vergangenheit des Regens

Titel: Die Vergangenheit des Regens
Autoren: Tobias O. Meißner
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Ursprung dieser Prophezeiungen König Rinwe höchstpersönlich ist. Auf seinem Sterbebett soll er seinen Untergebenen noch diktiert haben, worauf sie in Zukunft achtgeben sollten. Dieses ›in Zukunft‹ umfasst letztlich einen Zeitraum von mehr als zweitausend Jahren.«
    Â» Irinweh. « König Turgenngranet nickte, den überlieferten Namen benutzend, mit dem die Riesen König Rinwe bezeichneten. »Er war ein großer König, aber der Riese fand ihn weder des Zepters noch auch nur des Schlüssels zur Höhle des Alten Königs würdig.«
    Der Rat der Sieben beobachtete genau, wie Akamas auf diese Herabwürdigung des Mannes reagierte, der den Menschen ihre Zeitrechnung und dem Kontinent seine einheitliche Gestalt verliehen hatte. Doch der junge Magiermönch lächelte nur. »Auch ich bin kein Verfechter der absoluten Rinwe-Verehrung, wie sie in Hauptstadtkreisen in Mode ist. Rinwe war ein bedeutender Kriegsherr, aber wie soll ein Schüler der Vier Gründe wie ich jemanden heilighalten, der durch das Schwert zu Völkern spricht? Unwiderlegbar ist allerdings, dass die Prophezeiungen von großer Genauigkeit und großem Wahrheitsgehalt sind, von wem auch immer sie letztlich stammen. Es gibt für jedes Jahrhundert eine bis vier Voraussagen, und in den rund sechshundertundfünfzig Jahren seit König Rinwes Tod sind ausnahmslos alle diese Prophezeiungen in Erfüllung gegangen.«
    Â»Weil in ihnen der Wille des Einen sich offenbart«, erläuterte einer der anderen uralten Riesen aus dem Rat. »Die Geschichte dieses Kontinents, wie vom ursprünglich Einen Gott entworfen.«
    Turgenngranet nickte. »Alle Völker spielen eine Rolle in einem großen Plan. Die Rolle des Riesen war es, die Armeen der Tsekoh zurückzuschlagen, in einem Zeitalter, als von Menschen noch gar ohn’ Reden war. Diese mächtige Aufgabe hat der Riese erfüllt, und nun schwebt er gefangen in Freiheit – ohn’ weiteren Sinn womöglich, doch ohn’ Verantwortung ebenfalls. Du irrst nicht, wenn du annimmst, dass der Geisterfürst und seine Vasallen Tsekoh waren. Du irrst, wenn du annimmst, dass die Tsekoh Götter sind, denn Tausende von Göttern hat es niemals gegeben, allenfalls die Zehn, in die der Eine sich aufspaltete, um der Vielfalt des großen Planes gerecht werden zu können. Du irrst nicht, wenn du annimmst, dass einige der Tsekoh, die von Irinweh in den Sonnenfeldern niedergeworfen wurden, nach dem Norden hin entkommen konnten. Du irrst, wenn du annimmst, dass die Prophezeiungen von Irinweh stammen. Du irrst nicht, wenn du annimmst, dass diese Irinweh entkommenen Tsekoh es sind, von denen die Prophezeiungen sprechen. Du irrst, wenn du annimmst, das Wahrwerden der Prophezeiungen verhindern zu können, denn es sind die Worte und der große Plan des Einen, und sie müssen sich bewahrheiten, wenn nicht die ganze Welt verlöschen will.«
    Akamas schwirrte der Kopf. Er musste sich setzen und tat es auch. Aufmerksam betrachteten die Riesen die vierfarbige Elemententätowierung auf seiner Stirn, hinter der es arbeitete, sodass das Zacken- und Wellenmuster mit Leben erfüllt schien.
    Â»Also ist die Hauptstadt des Glaubens verloren«, sagte Akamas tonlos.
    Â»So ist es«, nickte König Turgenngranet.
    Akamas’ Lippen wurden schmal und bleich. »Das kann ich nie und nimmer akzeptieren.«
    Â»Du wirst es lernen müssen.«
    Â»Nein!« Der junge Mönch sprang auf. Die schwarzen Augen in seinem ausdrucksvollen Gesicht schienen Funken zu sprühen. »Dann lasst uns Worte und Bedeutungen in Stücke hacken! Die Prophezeiungen sagen, die Hauptstadt des Glaubens wird fallen beziehungsweise sie wird zu Schatten verbrannt werden . Aber es gibt verschiedene Arten und Weisen, zu fallen oder verbrannt zu werden. Mit oder ohne Einwohner zum Beispiel. Fünftausend Tote, wenn es sich um Warchaim handelt, vierhunderttausend Tote aber, falls es doch Aldava ist! Es muss einen Weg geben, die Katastrophe abzuschwächen, sodass es eben nur eine Stadt trifft, nur die Gebäude und Dinge, nicht jedoch die Menschen und Tiere!«
    Turgenngranet und auch einige andere Mitglieder des Rates der Sieben lächelten. »Dem mag durchaus so sein.«
    Jetzt warf sich Akamas wieder auf den Boden, aber diesmal auf die Knie, in der Geste unterwürfigster Verbeugung. »Dann bitte ich Euch, großer König der Riesen, weiser Rat
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