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Die Verfuehrerin

Titel: Die Verfuehrerin
Autoren: Jude Deveraux
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Männern sie sehen konnte, falls sie ihr vom Lager hierher folgten, und zugleich war sie dem Waldrand so nahe, daß sie sich notfalls dorthin flüchten konnte.
    Sie beendete gerade ihr Bad und bedauerte schon ihre impulsive Handlungsweise, weil sie nun kein Handtuch bei sich hatte, als sie das Pfeifen eines Mannes zu hören glaubte, über die Felsblöcke hinweglugte und Mr. Prescott den Pfad herunterkommen sah. Rasch rannte sie aus dem Wasser, raffte ihre Kleider zusammen und lief in den Wald hinein - direkt gegen die harte Brust von Tynan.
    Einen Moment lang waren sie beide so verblüfft, daß sie keinen Ton herausbrachten. Das üppig wuchernde Grünzeug in diesem Wald dämpfte jedes Geräusch, und zwei Menschen konnten hier aufeinanderprallen, ohne vorher auch nur das geringste voneinander gehört oder gesehen zu haben.
    Tynans Hände fingen sie auf und hielten sie fest, und seine Finger bewegten sich an ihrem Rücken hinunter, als er eine Kleinigkeit von ihr zurückwich, so daß er an ihrem nackten Körper hinuntersehen konnte.
    »Miss Mathison, ich würde sie überall wiedererkennen«, sagte er mit einem Lächeln.
    Da stieß Chris ihn mit einem kleinen Schrei von sich, rannte ein paar Meter, um sich hinter einen Baum zu flüchten und mit bebenden Händen ihre Kleider anzuziehen.
    »Das Wasser ist wirklich viel zu kalt für ein Bad, Miss Mathison«, sagte er mit einem Lachen in der Stimme. »Nicht, daß ich nicht jedes Ihrer Bäder genossen hätte; aber das nächste Mal sollten Sie mich besser vorher fragen. Ich möchte nicht, daß Sie sich einen Schnupfen holen.«
    Chris war immer noch sprachlos, während sie sich ankleidete. Den ganzen gestrigen Tag über, während des endlosen Rittes, hatte sie sich in Gedanken mit diesem geheimnisvollen Mann beschäftigt und angefangen zu glauben, was sie Asher gefragt hatte, nämlich daß er vermutlich auf irgendeine Weise entstellt und dies der Grund sei, warum er verhindern wollte, daß sie ihn ansah. Doch selbst in den wenigen Sekunden, die sie ihn hatte anblicken können, war ihr bewußt geworden, daß es der schönste Mann war, der ihr jemals im Leben begegnet war. Er war sehr maskulin, mit ebenmäßigen Zügen, perfekt geformten Lippen, strahlend blauen Augen, einem großen eckigen Kinn und schwarzen Haaren, die sich um seinen Hemdkragen ringelten, der die Farbe seiner Augen wiederholte.
    Als Chris fertig angezogen war, trat sie wieder hinter dem Baum hervor. Er saß, mit dem Rücken zu ihr, auf dem Boden.
    Sie hatte sich ein so von der Wirklichkeit entferntes Bild von ihm gemacht, daß sie sich ihn schon väterlich vorgestellt hatte, als er in dieser Nacht ihre Decke feststeckte. Aber da war nichts Väterliches an diesem Mann.
    Sie ging auf ihn zu, und da er sich nicht umdrehen wollte, baute sie sich vor ihm auf. Er sah nicht hoch, sondern suchte sein Gesicht hinter der breiten Krempe seines Hutes zu verbergen. Kühn setzte sich Chris vor ihm auf den Boden.
    Er hielt den Kopf gesenkt. »Ich möchte mich entschuldigen, Miss Mathison«, sagte er leise. »Ich scheine Sie ständig in Verlegenheit zu bringen, aber das ist gar nicht meine Absicht. Es ist nur so, daß wir uns immer wieder unter ungewöhnlichen Umständen begegnen. Ich möchte nicht, daß Sie einen falschen Eindruck von mir bekommen. Ich wurde von Ihrem Vater angeheuert, Sie zu retten und zu ihm zurückzubringen. Und das ist alles, was ich zu tun gedenken.«

Kapitel 3
    Chris saß da, betrachtete die Krone seines Hutes und dachte, was für eine absurde Situation das sei. Dieser Mann hatte sie zweimal wie eine Närrin aussehen lassen, hatte sie dreimal in seinen Armen gehalten- davon zweimal im unbekleideten Zustand -, hatte sie entführt und ihr soeben gesagt, ihre Wünsche wären überhaupt nicht maßgebend, und doch saß sie hier und hatte das Gefühl, ihn trösten zu müssen. Sie streckte ihre
    Hand aus, um die seine zu berühren, und als sie das tat, bemerkte sie eine wunde rote Stelle an seinem Handgelenk- gerade noch sichtbar unter der Manschette seines Hemds.
    »Sie haben sich verletzt«, sagte sie mit jäher Sorge.
    Im nächsten Moment stand er auf den Beinen, und ehe Chris ein weiteres Wort sagen konnte, ging er- hastete vielmehr- zum Rand des Flüßchens und rief nach Prescott.
    Chris blieb, auf dem Moos sitzend, zurück und fragte sich, was sie denn gesagt hatte, daß er auf einmal so beleidigt war.
    »Hier ist sie«, hörte sie Tynan sagen, ehe er wieder vor ihr auftauchte, Mr. Prescott hinter sich
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