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Die Verfuehrerin

Titel: Die Verfuehrerin
Autoren: Jude Deveraux
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richtete, der mit der Hand unter seine Weste griff.
    Alle standen wie erstarrt und blickten auf die ungefähr zwanzig Männer, welche die Hochzeitsgemeinde umzingelt hatten. Die große Doppeltür des Haupteingangs stand offen und wurde von drei Männern bewacht.
    Chris beobachtete mit geweiteten Augen, wie sich ein Reiter dem Hauptportal langsam näherte, als hätte er den ganzen Tag Zeit.
    Durch den Haupteingang ritt Tynan auf einem mächtigen kastanienbraunen Hengst in die Kirche, seinen Revolver in dem Halfter, als befände er sich auf einem Spazierritt an einem schönen Sonntagmorgen. Ungefähr in der Mitte des Gangs hielt er sein Pferd an. Während ihn alle mit offenem Mund angafften, wobei zwanzig Revolver auf die Hochzeitsgäste gerichtet waren, zog er einen Tabaksbeutel und Papier aus der Tasche und begann sich eine Zigarette zu drehen.
    »Ich glaube, ich kann nicht zulassen, was du da eben machen willst, Chris«, sagte Tynan leise, während er das Zigarettenpapier anfeuchtete.
    Chris machte einen Schritt auf ihn zu, aber ihr Vater kam ihr blitzschnell zuvor.
    »Du nimmst meine Tochter nicht mit, ohne mit ihr verheiratet zu sein«, sagte Del. »Du machst aus ihr keine Hure.«
    »Das hatte ich auch nicht vor. Deswegen bin ich ja heute in die Kirche gekommen.« Er hatte Chris noch nicht angesehen, sondern sah nur hinunter auf seine Zigarette, die zu drehen er verdammt lange brauchte.
    Del trat zurück. »Sie können mit der Trauung fortfahren. Dieser Junge dort heiratet meine Tochter.«
    »Aber...« begann Asher. Doch Del packte ihn nur beim Ohrläppchen, als wäre er ein ungezogener kleiner Junge, und zog ihn mit sich zum Chorgestühl.
    »Ihr könnt euch jetzt alle wieder setzen!« brüllte Del der versammelten Gemeinde zu, als ob es die normalste Sache der Welt wäre, daß der Bräutigam mitten in der Kirche auf einem Pferd saß. »Und ihr da, Leute«, rief er den bewaffneten Männern zu, die an den Wänden des Kirchenschiffs standen, »nehmt gefälligst eure Hüte ab!«
    Sie taten, was er ihnen befohlen hatte.
    Chris hörte ein leises Kichern im Kirchenschiff, und dann setzten sie sich alle hin. Sie drehte sich wieder dem Pastor zu, der ein bißchen bleich aussah und nicht zu wissen schien, was er nun tun solle.
    »Vielleicht beeilen Sie sich ein wenig, ehe das Pferd die Kirche schmutzig macht«, flüsterte sie ihm zu. »Sein Name ist Samuel James Dysan der Dritte, auch Tynan genannt.«
    Dieses Mal hatte Chris keine Mühe, die Frage des Pastors zu beantworten. Ihr herzhaftes »Ich will« wurde von der Gemeinde mit einem lauten Lachen begrüßt.
    Als der Pastor dann die gleiche Frage an Tynan richten wollte, drehte sie sich zu ihm um. Sie wollte sein Gesicht sehen, wenn sein richtiger Name genannt wurde.
    Tynan blinzelte ein paarmal, zögerte und warf einen Blick zu Samuel hinüber, sah den Mann einmal nicken und blickte dann Chris an, zum erstenmal, seit er in die Kirche gekommen war. »Ich will«, sagte er, und die versammmelte Gemeinde applaudierte laut.
    Chris stieß ein »Halleluja« aus, riß sich den Schleier vom Kopf, warf ihn in die Richtung, wo Asher stand, und rannte zu Tynan, der immer noch auf seinem Pferd saß. Er faßte ihren ausgestreckten Arm, schwang sie hinter sich aufs Pferd und ritt dann rückwärts aus der Kirche, begleitet von den Hurrarufen der Gemeinde und den Schüssen, die zur Feier des Ereignisses in die Luft gefeuert wurden.
    Sie hielt sich mit aller Kraft an ihm fest, während er im gestreckten Galopp quer über die Felder ritt.
    Erst zwanzig Minuten später hielt er wieder an, holte sie hinter seinem Rücken hervor, setzte sie vor sich in den Sattel und begann sie zu küssen. Ihr Kleid war bereits nach dem ersten Kuß bis zur Taille hinunter aufgeknöpft.
    »Moment mal«, sagte er dann, sich von ihr zurückziehend. »Ist jemand hinter uns her? Ich meine, beabsichtigt dein Vater, uns mit einem Aufgebot bewaffneter Männer zu verfolgen?«
    »Höchstens, um sich bei dir zu bedanken«, antwortete sie und versuchte, mit dem Küssen fortzufahren.
    »Was war das vorhin in der Kirche? Warum hat der Mann gesagt, mein Name wäre Dysan?«
    »Weil es dein richtiger Name ist. O Tynan, ich habe dir ja so viel zu erzählen! Ich weiß, wer du bist, und von deiner Mutter und deinem Vater, und daß Sam dein Großvater ist und ich ein Kind von dir bekomme. Aber was hat dich dazu gebracht, zu mir zurückzukommen?«
    Er saß da, sah sie einen Moment an und war offenbar nicht imstande, das alles auf
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