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Die Verfuehrerin

Titel: Die Verfuehrerin
Autoren: Jude Deveraux
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der kleinen Bank aus Stein wuchs. Sie war nun schon seit drei Wochen im Haus ihres Vaters und wußte, daß sie es nie wieder verlassen würde. Sie würde nicht mehr nach New York zurückkehren und nie mehr Geschichten über die Ungerechtigkeiten dieser Welt schreiben. Statt dessen würde sie Asher Prescotts Frau werden und für immer im Haus ihres Vaters leben.
    Mit einem Seufzer klappte sie das Buch zu. Sie hatte Asher bereits ihre Zusage gegeben und mußte nur noch ihren Vater davon in Kenntnis setzen. Aus irgendeinem Grund haßte sie es, ihm davon Mitteilung zu machen. Natürlich würde er sich schrecklich darüber freuen, daß sie endlich einmal etwas getan hatte, was er von ihr verlangte. Und dennoch zögerte Chris.
    »Kann es ebensogut gleich hinter mich bringen«, murmelte sie zu sich selbst und stand auf. »Ein Leben lang Mrs. Prescott zu sein ist doch gar nichts im Vergleich dazu«, fügte sie murmelnd hinzu.
    Sie drückte ihre Schultern gerade und ging zum Haus zurück. Unterwegs kam sie an Samuel Dysan vorbei, der nach ihrer Rettung bei ihnen geblieben war und jetzt so gut wie zur Familie gehörte. Zweimal hatte Chris mit dem Gedanken gespielt, ihn in ihre Probleme einzuweihen, aber irgend etwas hatte sie immer wieder davon abgehalten.
    Sie klopfte an die Tür des Arbeitszimmers ihres Vaters.
    »Herein«, rief er, und wie gewöhnlich hatte seine Stimme einen ärgerlichen Klang. Seit sie wieder nach Haus gekommen war, schien er ständig schlechter Laune zu sein und redete manchmal kein Wort mit Chris, als sei er ihr aus irgendeinem Grund böse.
    Er blickte zu ihr hoch. »Was ist denn?« fragte er mit kalter Stimme.
    »Ich habe dir etwas zu sagen. Etwas, das dich sicherlich sehr freuen wird.«
    Del sagte kein Wort, sah sie nur mit hochgezogenen Brauen an.
    »Ich habe Asher Prescotts Heiratsantrag angenommen. Wir werden heute in einer Woche getraut.«
    Sie erwartete einen Freudenausbruch ihres Vaters. Doch statt dessen wurde sein Gesicht noch finsterer. Hatte sie denn nicht getan, was er wünschte.
    »Du hast mir doch noch nie eine Freude machen können, nicht wahr?« begann er und erhob sich aus dem Stuhl hinter seinem Schreibtisch. »Ich wollte, daß du zu Hause bleibst -aber du wolltest nicht. Ich wollte, daß du heiratest und Kinder bekommst- das wolltest du auch nicht. Ich wollte, daß du einen Mann heiratest - und nicht einmal diesen Wunsch willst du mir erfüllen, nicht wahr?«
    Chris stand einen Moment mit verdattertem Gesicht vor ihm. »Ich heirate doch den Mann, den du mir geschickt hast, weil du ihn als meinen Ehemann haben wolltest.«
    »Einen Teufel tust du! Ich habe dir Tynan geschickt. Ich wollte, daß du ihn heiratest.«
    »Tynan?« antwortete Chris, als habe sie diesen Namen noch nie zuvor gehört. »Aber du hast doch zu ihm gesagt, wenn er mich anfassen würde, müßte er ins Gefängnis zurück.«
    Del seufzte, ging zu einem Bücherschrank, öffnete eine Tür und holte eine Flasche Whisky und ein Glas heraus. Er goß sich eine tüchtige Portion ein und kippte sie hinunter. Als er seine Tochter wieder ansah, schien er seine Beherrschung zurückgewonnen zu haben.
    »Da ich wußte, daß du niemals das getan hast, was ich von dir erwartete, dachte ich, ich würde dich wenigstens diesmal dazu bringen können, mir meinen Willen zu erfüllen, indem du etwas tätest, von dem du annehmen mußtest, daß es meinen Wünschen widerspricht. Ich habe dir zwei Männer geschickt: einen Schwächling, der kaum richtig auf einem Pferd sitzen kann, und einen anderen- einen Mann im besten Sinne des Wortes. Ich dachte, du wärst klug genug, dir den richtigen herauszusuchen. Ich habe dir nur deshalb ein paar Hindernisse in den Weg gelegt, um die Sache für dich spannender zu machen.«
    Chris wäre nicht Dels Tochter gewesen, wenn sie nicht etwas von seinem Temperament geerbt hätte. »Von allen hinterhältigen, gemeinen Tricks, die mir bisher begegnet sind, ist dies der schmutzigste! Willst du damit sagen, du hast die ganze Geschichte nur erfunden, damit mein Interesse für ihn größer wird?«
    »Es spielt jetzt keine Rolle mehr, warum ich was tat, da der Schuß offenbar nach hinten losgegangen ist. Du hast diesen... diesen... Weißt du denn nicht, daß er nur hinter deinem Geld her ist?«
    Chris brauchte eine Weile, um nun ihrerseits ihre Fassung zurückzugewinnen. »Ich weiß sehr genau, was er von mir haben möchte. Aber zu deiner Information: Es war dein von dir ausgesuchter Tynan, der mich abgewiesen hat, und
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