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Die Verfuehrerin

Titel: Die Verfuehrerin
Autoren: Jude Deveraux
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ein. Sie kleidete sich so rasch an, wie ihr das möglich war, und zog dabei die Schnüre ihres Korsetts so hastig zusammen, daß sie Knoten hineinbrachte. Und so mußte sie noch ein paar Minuten zugeben, bis es ihr gelungen war, die Knoten wieder aufzubröseln.
    »Jetzt«, sagte sie schließlich, als sie fertig angezogen war, in der Erwartung, er würde sich ihr nun zudrehen.
    Doch das tat er nicht, sondern begab sich statt dessen zum Schrank und sperrte diesen auf. Und heraus trat ein großer blonder Mann, der nichts anderes tat, als Chris anzuschauen.
    »Helfen Sie ihr beim Packen. Ich werde draußen auf Sie warten«, sagte Tynan, und ehe Chris begriff, was er vorhatte, war er schon aus dem Fenster gestiegen und ließ sie allein mit dem großen Blonden zurück.
    Es war ein peinlicher Moment für Chris; doch der blonde Mann trat lächelnd auf sie zu. Er sah sehr gut aus mit seinen hellblauen Augen, die auf sie den Eindruck machten, als wären sie das Lachen gewöhnt. Und mit diesem Lächeln - davon war Chris überzeugt - mußte er schon das Herz vieler Frauen zum Schmelzen gebracht haben.
    »Ich bin Asher Prescott. Ich bedaure, was sich hier zugetragen hat«, sagte er, auf den Schrank deutend, sah aber dabei so aus, als bedauerte er das keineswegs. »Wir wurden tatsächlich von Ihrem Vater geschickt mit dem Auftrag, Sie unbedingt zu ihm zurückzubringen - egal, welche Ausflüchte Sie auch Vorbringen würden. Er macht sich große Sorgen Ihretwegen.«
    Sie erwiderte mit einem schwachen Lächeln: »Das hört sich ganz nach meinem Vater an. Ich werde mit Ihnen zurückreiten. Ich wollte ohnehin in einigen Stunden aufbrechen, muß jetzt aber schnell noch ein paar Sachen zusammenpacken.« Dabei ging sie an Mr. Prescott vorbei zur Kommode, um dort ihre Toilettenartikel zusammenzusuchen. Dabei entdeckte sie, daß einer der Gegenstände, mit denen Tynan gespielt hatte, ihr Handspiegel gewesen war. Und als sie vom Spiegel zu der Stelle hinsah, wo sie sich angekleidet hatte, begriff sie, daß Tynan sie heimlich beim Ankleiden beobachtet hatte.
    Zunächst regte sich der Zorn in ihr, aber dann lächelte sie und ließ den Spiegel in ihre Reisetasche fallen. Anschließend trat sie zum Schreibtisch und packte die Blätter mit der Geschichte über Hugh Lanier ein.
    Sie dachte kurz nach, setzte sich dann an den Tisch und verfaßte ein paar Zeilen für Hugh, in denen sie ihm den Zweck ihres Besuches auseinandersetzte und erklärte, warum sie tun mußte, was zu tun sie vorhatte.

Kapitel 2
    Chris folgte Asher Prescott durch das Fenster und zum Waldsaum, wo zwei Pferde auf sie warteten.
    »Miss Mathison«, hob Mr. Prescott dort an, »darf ich Ihnen versichern, mit welchem Vergnügen ich Sie...«
    »Heben Sie sich das Süßholzraspeln für später auf«, kam da eine Stimme unter den Bäumen hervor, die Chris sofort wiedererkannte. Sie blickte zu dem Mann hoch, der im Schatten der Bäume bereits aufgesessen war. »Wir müssen hier weg. Also laßt uns jetzt reiten.«
    Chris und Asher gehorchten der Stimme, ohne auch nur mit einem Wort zu widersprechen.
    Chris und Asher ritten dicht beieinander die ganze Nacht und den darauffolgenden Tag hindurch, an Bäumen vorbei, die so ausladend waren, daß man mehrere Pferde darunter hätte unterstellen können; an kleinen Dörfern vorbei, die bald von Weißen, bald von Rothäuten bewohnt waren, an Holzfäller-Camps vorbei, an Sägemühlen. In südwestlicher Richtung reitend, mieden sie jeden Kontakt mit Menschen, in deren Nähe sie unterwegs kamen, und ließen sich auch so wenig wie möglich vor ihnen blicken. Sie benützten Pfade, die zuweilen so eng waren, daß sie absteigen und ihr Pferd am Zügel führen mußten. Tynan war ihnen stets um Längen voraus, führte sie, erkundete die Route vor ihnen und hielt Ausschau nach Plätzen, wo zu viele Menschen beisammen waren, die sich für sie interessieren mochten.
    Sie hielten nur ein einziges Mal an. Tynan ließ einen leisen Pfiff hören, und Mr. Prescott hob die Hand, damit Chris ihr Pferd zügeln sollte, und ritt dann weiter zu Tynan, um sich zu erkundigen, was es denn dort vorne gäbe. Er kam mit der Nachricht zurück, daß vor ihnen eine Gruppe von Holzfällern beisammensaß und ihr Mittagessen verzehrte, und sie deshalb eine Rast einlegen müßten, bis die Männer wieder abgezogen seien.
    Asher zog getrocknetes Büffelfleisch und eine Feldflasche aus seinen Satteltaschen und schnitt für Chris ein Stück von dem Trockenfleisch ab.
    Chris lehnte sich
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