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Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Titel: Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)
Autoren: Steffanie Burow
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Mund«, zischte er, aber es war zu spät.
    Die Tür sprang auf, und Li Yandao stürmte herein. Als er die Waffe an Ma Li Huos Schläfe bemerkte, blieb er wie angewurzelt stehen.
    »Nehmen Sie bitte die Hände hoch, Kommissar Li«, sagte Nikolai.
    Li Yandao hob langsam die Arme. »Was haben Sie vor?«
    »Ganz einfach: Ich nehme die Figur, um die mein Partner hier mich betrügen wollte, und werde ein reicher Mann.«
    »Partner?« Li Yandao sah zu dem in seinem Stuhl zusammengesunkenen Guan. »Vizedirektor Guan ist Ihr Partner?«
    »Wie hätte ich mir sonst Zutritt zu seinem Büro verschaffen können? Guan hat die ganze Sache eingefädelt: Marion bringt ihm das zerbrochene Jadepferd, es wird vor ihren Augen von einem Bewaffneten gestohlen, er hat eine weiße Weste und kassiert kräftig ab.«
    »Sie liefern Ihren Partner aus? Warum?«
    »Ich wollte es nicht, aber da er sich selbst verraten hat, macht es für ihn keinen Unterschied mehr. Oder liege ich da falsch, Professor?«
    Guan hatte es die Sprache verschlagen. Sein dickes Gesicht war kreidebleich.
    »Aber die Figur …« Li Yandao verstummte. Ma Li Huo hatte die Augen aufgerissen und schüttelte kaum merklich den Kopf.
    »O ja, die Figur«, sagte Nikolai träumerisch. »Mein Partner ist zu gierig geworden und wollte das Geschäft ohne mich machen. Er hat sich ein wenig verkalkuliert. Aber genug geschwatzt. Ich habe heute noch einiges vor.«
    »Geben Sie auf. Sie können das Museum nicht verlassen und China schon gar nicht«, sagte Li Yandao.
    »O doch«, antwortete Nikolai ruhig. Seine Selbstsicherheit war unerträglich. »Es sei denn, Sie wollen Marion gefährden.«
    »Sie können sie nicht als Geisel nehmen!«
    »Ich wüsste nicht, was mich daran hindern sollte.«
    Marion brach der kalte Schweiß aus. Bisher hatte sich ihr Verstand geweigert, die Gefahr anzuerkennen. So etwas passierte nur im Film oder aber anderen Leuten. Nikolais Behauptung brachte sie in die Realität zurück. Es war kein Film. Das kalte Ding an ihrer Stirn war ein Pistolenlauf.
    »Lassen Sie mich gehen, Nikolai«, sagte sie schwach.
    »Das ist leider nicht möglich. Ihr Polizistenfreund würde mir enorme Schwierigkeiten machen, und dann müsste ich ihn erschießen.«
    »Es ist alles gelogen. Ich habe nichts damit zu tun!«, rief Guan plötzlich und sprang aus seinem Stuhl, der krachend an die Wand hinter ihm prallte.
    »Bleib, wo du bist!«, brüllte Nikolai seinen ehemaligen Partner an. Ohne Erfolg: Guan rannte um den Schreibtisch herum auf die geöffnete Bürotür zu. Li Yandao sah seine Chance. Mit einem Sprung war er bei Ma Li Huo und riss sie von Nikolai weg. Gleichzeitig versuchte er, ihm einen Schlag ins Gesicht zu versetzen, aber der Russe war schneller und wehrte seine Faust ab. Li Yandao hatte Nikolai nicht viel entgegenzusetzen. Es war Jahre her, seit er ernsthaft trainiert hatte, und er war nie ein guter Boxer gewesen. Nach wenigen gezielten Schlägen des Russen taumelte er zurück, ohne Nikolai ein einziges Mal getroffen zu haben. Nikolai bückte sich hastig nach der Pistole, die ihm während des Kampfes aus der Hand gefallen war, und zielte auf den Kommissar, der benommen an der Wand lehnte.
    »Nicht!«, heulte Marion.
    »Entschuldigung«, sagte Nikolai und holte aus. Die Pistole traf Li Yandao direkt am Kinn, und er sackte bewusstlos auf den Boden.
    Marion brach in Tränen aus. »Du Schwein!«, schrie sie Nikolai an und kroch auf Li Yandao zu. Nikolai zog sie am Arm hoch und schüttelte sie.
    »Hysterie passt nicht zu Ihnen, Marion. Er ist nicht tot. Ihr Freund wird schneller wieder zu sich kommen, als mir lieb ist.«
    Ohne Marion aus den Augen zu lassen, hockte sich Nikolai neben Li Yandao und durchsuchte ihn gründlich. Nachdem er gefunden hatte, was er suchte, versenkte er Li Yandaos Handy in einem Becher mit kaltem Kaffee. Seinen Dienstausweis und die Waffe warf er aus dem Fenster in einen Busch. Dann schnappte er Marions Handtasche und gab sie ihr. Er nahm ihren Mantel von der Stuhllehne und drapierte ihn über seinen Unterarm und die Hand mit der Pistole.
    »Wir gehen jetzt durch das Museum zum Haupteingang. Arm in Arm wie ein Liebespaar. Ich erwarte, dass Sie ein glückliches Lächeln aufsetzen, Marion. Wischen Sie sich die Tränen aus dem Gesicht.«
    Marion fuhr sich gehorsam mit dem Ärmel über die Augen. Nikolai hatte gewonnen. Willenlos ließ sie sich von ihm den Flur hinunterzerren.
    Vizedirektor Guan war spurlos verschwunden.
    Vor der Tür zu den Ausstellungshallen
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