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Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Titel: Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)
Autoren: Steffanie Burow
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mich raus!«
    »Niemand darf hinaus.«
    Li Yandao suchte nach seinem Ausweis. Er war nicht da. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als auf Ling zu warten.
    Marions Hände zitterten, als sie die Pistole hochnahm. Sie hatte noch nie eine Waffe angefasst und hätte das Ding am liebsten weit von sich geschleudert.
    »Ich vermute, sie ist nicht geladen«, murmelte sie.
    »Sie ist noch nicht einmal echt. Ich halte nichts von Schusswaffen.«
    Marion konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie war unendlich erleichtert. Nikolai presste aufmunternd ihren Arm.
    »Ich bin kein Mörder, Marion, aber ich musste Sie einschüchtern.«
    Sie antwortete nicht und wühlte in ihrer Handtasche herum. »Haben Sie ein Taschentuch?«, schniefte sie.
    »Hier.« Nikolai reichte ihr ein Paket Papiertaschentücher, und sie putzte sich geräuschvoll die Nase. »Was wird hier eigentlich gespielt?«, fragte sie schließlich.
    »Ganz einfach: Ich habe die Antiquitäten beschafft, der Professor, ich meine Vizedirektor Guan, hat die Verbindungen zu den Kunden hergestellt. Es gibt eine Menge Sammler mit viel Geld und wenig Skrupeln. Guan hat sich im Großen und Ganzen fair verhalten. Er spielte häufig den tatsächlichen Preis herunter, um meinen Anteil zu drücken, hat dabei aber bisher nie übertrieben, also tat ich so, als wäre alles in Ordnung.«
    »Warum haben Sie die Sachen nicht auf eigene Faust verkauft?«
    »Aus zwei Gründen: Einmal ist es nicht einfach, Kontakte herzustellen. Guan besitzt das Vertrauen vieler Sammler, und seine Position erlaubte es ihm, sich mit den Leuten sogar offiziell zu treffen.«
    »Aber Sie sagten doch, dass Sie Kontakte hätten?«
    »Andere Kontakte. Der zweite Grund ist meine persönliche Sicherheit. Ich bin die graue Eminenz im Hintergrund. Niemand kennt mich, niemand kann gegen mich aussagen. Das heißt, so war es, bis Sie die Bühne betraten.« Er seufzte. »Das Leben ist absurd. Ich wäre niemals auf die Idee gekommen, dass eine deutsche Touristin meine Karriere beenden würde.«
    »Beenden?«
    »Dies war mein letzter Coup. Dank Ihnen ist mir ganz China auf den Fersen. In wenigen Stunden weiß jeder einzelne Grenzbeamte, wie ich aussehe. Es ist jammerschade, dass ich das Land nie wieder betreten kann. Ich werde das gute Essen vermissen.«
    »Sie haben Nerven! Sie sind noch nicht einmal draußen.«
    »Kein unlösbares Problem. Sie werden verstehen, dass ich mich nicht weiter dazu äußern möchte.«
    Marion entspannte sich. Nikolai war der gefährlichste Mann, mit dem sie es je zu tun gehabt hatte, aber er würde sie laufen lassen.
    Sie hatten die Außenbezirke von Xi’an verlassen und fuhren durch eine kleinere Stadt. Die Häuser waren hier niedriger und ärmlicher. Die Abenddämmerung hatte längst eingesetzt, und aus tiefhängenden grauen Wolken fiel ein leichter Regen.
    Nikolai plauderte weiter, als wäre er auf einer Spazierfahrt, nicht auf der Flucht.
    »Aber zurück zu der Pferdefigur: Guan hat mich und alle anderen Beteiligten in dem Glauben gelassen, dass er eine Viertelmillion Dollar erhält. Das ist nicht schlecht, aber ich wurde misstrauisch, und Zu’en und ich stellten eigene Nachforschungen an. Eine Antiquität dieses Ranges musste mehr einbringen. Vor einer Woche habe ich herausbekommen, dass Guan ein Angebot über anderthalb Millionen vorlag. Mein Anteil daran wäre genug gewesen, um mich zur Ruhe setzen zu können, und auch die Bezahlung für Zu’en und die anderen wäre wesentlich höher ausgefallen.
    Ich hatte die Figur abgeschrieben, bis Zu’en mich nach Xi’an bestellte. Guan wollte, dass Zu’en das Pferd vor Ihren Augen in seinem Büro stiehlt; es war die allerletzte Chance, es doch noch in seinen Besitz zu bringen. Es sollte so aussehen, als hätte Zu’en Sie verfolgt und dann die Gelegenheit genutzt. Mir gegenüber sollte er den Mund halten. Eigentlich kein schlechter Plan, aber Guan hatte mit zwei Sachen nicht gerechnet: Zu’en und ich sind nicht nur Geschäftspartner, sondern Freunde. Und Zu’en wusste, dass Guan in Bezug auf die Summe gelogen hatte. Also bereiteten wir eine kleine Überraschung für den Vizedirektor vor.«
    »Die ist Ihnen geglückt. Mir ist das Herz in die Hose gerutscht, als Sie in der Tür standen.«
    »Und Guan hat sich sogar selbst verraten. Ich hätte ihn laufen lassen, Rache liegt mir nicht. Vielleicht kann er den Fängen Ihres Kommissars entfliehen.«
    »Wo bin ich bloß hineingeraten?«, murmelte Marion. Nikolai hatte sie trotzdem
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