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Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Titel: Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)
Autoren: Steffanie Burow
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gehört.
    »Sie wundern sich? Mit Ihrem Talent würden Sie eine fantastische Kriminelle abgeben.«
    »Frechheit!«, sagte sie mit gespielter Empörung. Ihre Angst war verflogen.
    Zu’en drehte sich um.
    »Hier?«, fragte er.
    »Warum nicht?«
    Zu’en verlangsamte das Tempo und hielt neben einem abgeernteten Feld. Marion konnte in etwa einem Kilometer Entfernung die schwachen Lichter einiger Häuser ausmachen.
    »Ich muss mich verabschieden, Marion. Ich hätte mich gern noch weiter mit Ihnen unterhalten, aber Zu’en und ich sind ein wenig unter Zeitdruck. Ich wünsche Ihnen alles Gute.« Nikolai langte über sie hinweg und öffnete die Autotür.
    Marion wollte gerade die Beine aus dem Auto schwingen, als Nikolai sie zurückhielt.
    »Die Handtasche, bitte.«
    Sie reichte ihm die Tasche. Er holte einen kleinen in Papier gewickelten Gegenstand heraus und schob ihn zufrieden in seine Jackentasche. Nachdem sie ausgestiegen war, wendete Zu’en auf der wenig befahrenen Straße und hielt dann noch einmal neben ihr. Nikolai ließ die Scheibe herunter.
    »Eins noch: der Mord an dem Uighuren. Es war tatsächlich ein Unfall. Yakub hatte das Messer selbst mitgebracht. Aber wahrscheinlich erwischt die Polizei den Mann, der Yakub versehentlich getötet hat, ohnehin nicht. Die Gruppe hat sich schon vor Tagen aufgelöst. Leben Sie wohl! Und – Sie sehen umwerfend aus. Ziehen Sie öfter mal was Nettes an.«
    Zu’en winkte ihr zu und trat aufs Gas. Marion sah den Rücklichtern des Wagens nach. Ein grün-silbernes Taxi, wie es sie in Xi’an zu Tausenden gab. Es war sicherlich kein Zufall, dass sie das schmutzverkrustete Nummernschild nicht entziffern konnte.
    Als das Auto außer Sicht war, stopfte sie die Spielzeugpistole in ihre Handtasche und trottete mit gemischten Gefühlen auf die Häuser zu. Der Regen ging in eiskalten Schneeregen über. Marion senkte den Kopf und lief, so schnell es ihre Stiefel zuließen.
    * * *
    Li Yandao schlitterte über die spiegelglatte Landstraße. Er fuhr viel zu schnell, aber es war ihm egal.
    Die Stunden nach Nikolais Flucht waren die längsten in seinem Leben gewesen. Die Befragung der Museumsbesucher hatte zu nichts geführt. Im Gegensatz zu Guan, der dämlich genug gewesen war, in einem Reisebüro einen Flug unter seinem richtigen Namen zu buchen, fehlte von dem Russen nach wie vor jede Spur, obwohl Hauptkommissar Ling Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt hatte. Alle Ausfallstraßen waren gesperrt, und eine landesweite Fahndung war ausgerufen worden.
    Ein dunkles Dorf glitt vorbei, dann mehrere Felder. Die ersten Häuser einer Kleinstadt. Hier musste es sein. Er steuerte in Richtung des Zentrums.
    Der wachhabende Polizist der Polizeistation führte ihn in ein kaltes, spärlich möbliertes Zimmer. Hellgrüne Farbe platzte von den Wänden, und eine einzelne Glühbirne beleuchtete Ma Li Huos zusammengesunkene Gestalt. Sie hatte ihr Gesicht in den auf der Tischplatte verschränkten Armen vergraben, aus ihrem Mantel tropfte Wasser und bildete unter dem Stuhl eine Pfütze. Li Yandao stürzte zu ihr.
    »Bist du verletzt?«
    Sie hob den Kopf.
    »Nein. Nur unendlich müde und durchgefroren«, sagte sie, während Yandao ihr unbeholfen über die Wange strich.
    * * *
    Das Klopfen an der Zimmertür riss Marion aus einem unruhigen Schlaf. Sie schlüpfte aus dem Bett und zog sich einen Pullover über. Zwei Uhr morgens. Sie konnte sich nicht vorstellen, wer sie um diese Zeit besuchen wollte. Li Yandao? Kaum, er war in die Jagd auf Nikolai eingebunden.
    Sie spähte durch den Spion in der Tür. Ein Mann in einer geschmacklosen Sportjacke stand mit dem Rücken zu ihr und blickte den Gang hinunter. Marion wusste, dass dort ein Polizist saß. Der Mann drehte sich um und klopfte erneut. Um seinen Hals hing eine billige Kamera, und er trug eine knallgelbe Baseballkappe mit der roten Aufschrift des China International Travel Service. Ein Tourist, vermutlich ein Überseechinese aus Taiwan, Malaysia oder den USA. Er hielt den Kopf leicht gesenkt, so dass ein großer Teil seines Gesichtes von dem Mützenschirm verdeckt wurde. Auf seiner Nase balancierte ein riesiges schwarzes Brillengestell, das aus demselben Laden stammen musste wie das Modell von Ex-Präsident Jiang Zemin. Marion öffnete die Tür einen Spalt.
    »Was wollen Sie?«
    Anstelle einer Antwort drückte der Mann gewaltsam die Tür auf. Marion war so überrascht, dass sie zurücktrat.
    »Was …?«
    Er legte die Hand über ihren Mund und erstickte ihren
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