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Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Titel: Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)
Autoren: Steffanie Burow
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die Rückbank eines parkenden Taxis und stieg ebenfalls ein. Er hatte die Tür noch nicht ganz geschlossen, als der Fahrer Gas gab. Marion konnte gerade noch sehen, wie die Tore des Museums von hektisch gestikulierenden Wachleuten geschlossen wurden, dann verschwand das Gebäude außer Sicht.
    »Ihr Freund ist schneller als geplant wieder aufgewacht«, sagte Nikolai und legte den Arm um Marions Schulter. Sie wehrte sich.
    »Lassen Sie mich los.«
    »Und dann? Hetzen Sie wieder Ihre Schildkröte auf mich? Lieber nicht«, sagte Nikolai fröhlich.
    Seine gute Laune machte Marion ein bisschen zuversichtlicher. Offensichtlich war alles nach Plan verlaufen. Um den Taxifahrer zu alarmieren, krümmte sie sich und machte würgende Geräusche. Jeder Taxifahrer auf dieser Welt wäre an den Straßenrand gefahren und hätte seinen Fahrgast rausgeschmissen. Dieser leider nicht. Ungerührt fuhr er weiter.
    »Ist Ihnen nicht gut?« Nikolai klang besorgt.
    »Mir ist schlecht.«
    Der Fahrer drehte sich zu Marion um.
    »Guter Trick. Nutzt aber nichts«, bemerkte er. Es war Zu’en. Nikolais Freund und Handlanger, der Mann aus der Barstraße.
    Marion richtete sich auf.
    »Es geht mir schon wieder besser, danke«, sagte sie resigniert. Wie naiv von ihr: Natürlich war Nikolai nicht in das erstbeste Taxi am Wegesrand gesprungen. Sie sah aus dem Fenster. Zu’en lenkte den Wagen durch ein Wohnviertel mit engen Straßen. Marion hatte die Orientierung verloren, sie wusste nicht einmal, in welche Himmelsrichtung sie sich bewegten. Vielleicht fuhren sie sogar im Kreis.
    Wann würde Nikolai sie freilassen? Hatte er es überhaupt vor? Der Russe musste einen Plan haben, denn innerhalb der nächsten Stunde würde es für ihn keine Möglichkeit mehr geben, das Land zu verlassen.
    »Sie sind so still, Marion. Ich war davon ausgegangen, dass Sie sich wie eine Furie aufführen und eine Erklärung verlangen würden«, sagte Nikolai nach einigen Minuten.
    »Sie halten die Furie mit einer Pistole in Schach.«
    »Ach ja, die Pistole.« Nikolai zog den Mantel von seinem Arm und betrachtete die Waffe nachdenklich. Dann legte er sie Marion in den Schoß.
    »Für Sie. Ein kleines Erinnerungsgeschenk.«
    * * *
    Über Lautsprecher wurden die Museumsbesucher in mehreren Sprachen aufgefordert, die Ausstellungsräume zu verlassen und sich im Foyer und auf dem Vorplatz zu versammeln. Unglücklicherweise fügte die sprachgewandte Dame am Mikrofon hinzu, dass es keinen Anlass zur Panik gäbe, was zu einer Massenflucht führte. Li Yandao stemmte sich gegen die aus den Hallen quellende Menschenflut und suchte verzweifelt nach Ma Li Huo. Ein ungemein großer und dicker Europäer presste sich an ihm vorbei. Li Yandao schlug mit dem Kopf gegen den Türrahmen. Der Schmerz setzte sich in seinen Kiefer fort, und ihm wurde wieder schwindelig. Er atmete tief durch, um nicht umzufallen, und schlüpfte an einem Wachmann vorbei, der vergeblich versuchte, die Leute in geordnete Bahnen zu lenken. Es war ein Pandämonium, wie Li Yandao es selten erlebt hatte. Menschen schrien in allen Sprachen der Welt durcheinander und schubsten sich gegenseitig aus dem Weg. Jeder wollte als Erster den Ausgang erreichen. Auf die Schulkinder, die zwischen den Erwachsenen eingeklemmt waren, nahm niemand Rücksicht.
    Dank der großzügig angelegten Architektur leerten sich die Hallen schnell, und nach wenigen Minuten war Li Yandao allein. In der vagen Hoffnung, dass sich Nikolai und Ma Li Huo irgendwo hinter den Vitrinen verschanzt hatten, jagte er von einem Ausstellungsraum zum nächsten, aber ihm wurde schnell klar, dass es in den Räumen keine Verstecke gab. Er hielt vor einer Vitrine mit einem tönernen Grabwächter inne. Die Fratze des Dämons stierte ihn aus hervorquellenden Augen an, als wolle sie sich über ihn lustig machen. Li Yandao presste sein glühendes Gesicht gegen die kalte Scheibe. Seine chaotische Suche war unsinnig, aber wenn er nichts tat, würde er aus Sorge um Ma Li Huo durchdrehen. Der Tag war ein einziger Alptraum.
    Nachdem er sich beruhigt hatte, raffte er sich auf und eilte keuchend weiter. Ling würde jede Minute mit der Verstärkung eintreffen, um das Museum systematisch zu durchkämmen. Auf dem Vorplatz hatten sich Hunderte von Menschen versammelt und diskutierten aufgeregt. Das Haupttor wurde von mehreren Sicherheitsleuten des Museums bewacht. Über den Lärm hinweg hörte Li Yandao sich schnell nähernde Polizeisirenen. Er rannte auf das Tor zu.
    »Polizei. Lassen Sie
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