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Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist

Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist

Titel: Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist
Autoren: Francesco Gungui
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1  Luca
    Was wäre, wenn die Welt jetzt unterginge? Wenn wir am Beginn einer neuen Eiszeit stünden? Ein Film darüber könnte mit folgender Szene beginnen: Ein junger Mann und eine junge Frau spazieren ganz friedlich Händchen haltend durch einen Park, sprechen über sich, über ihre gemeinsame Zukunft, ohne zu wissen, dass ihre Zeit abläuft. Obwohl in diesen Katastrophenfilmen die Personen ja meist noch rechtzeitig erkennen, dass das Ende der Welt gekommen ist, damit sie in den verbleibenden vierundzwanzig oder achtundvierzig Stunden noch schnell all das ausleben können, was sie sich bis dahin nie getraut haben.
    »Luca, sagst du mir jetzt endlich, worüber du gerade nachdenkst?«, fragt mich Alice. »Und warum du mit mir hier in den Park wolltest?«
    »Du weißt doch, ich rede nicht gerne im Sitzen.«
    »Dann schieß endlich los, ich höre.«
    »Was würdest du tun, wenn du erfahren würdest, dass die Welt untergeht?«
    Alice verdreht die Augen und lächelt. Dann sieht sie mich kopfschüttelnd an. Sie weiß, dass ich nicht eher Ruhe geben werde, bis ich eine Antwort bekomme.
    »Na ja … Ich denke, ich würde versuchen, die mir verbleibende Zeit mit den Menschen zu verbringen, die ich liebe, das sagt doch jeder, oder? Aber was hat das mit dem zu tun, was du mir sagen willst?«
    »Ach nichts, das war nur so ein Gedanke.«
    »Na gut … Also, was gibt es Neues?«
    »Ali, ich habe mich entschieden. Ich versuch’s.«
    Wir schlendern um den kleinen See im Sempione-Park, einer meiner Lieblingsplätze in Mailand. Die Bäume verlieren schon ihre Blätter und ich frage mich gerade, warum zum Teufel die Enten nicht frieren, wenn sie den ganzen Tag auf dem kalten Wasser treiben.
    Alice sagt nichts, sie schaut mir nicht in die Augen, sondern läuft einfach weiter. Doch ihr Händedruck lockert sich.
    »Tut mir leid, aber das ist nun mal das, was ich machen will …«
    Alice schweigt weiter und starrt auf den See, wo ein Kind ein paar Enten füttert.
    »Du hast dich also entschieden?«, fragt sie mich, aber man sieht, dass sie tausend andere Gedanken im Kopf hat.
    »Ja, ich denke schon. Ich habe es noch niemandem erzählt. Du bist die Erste.«
    »Und wann erfährst du, ob du angenommen wirst?«
    »Vielleicht im Februar … Und falls die mich wirklich nehmen, muss ich im Sommer wieder rüberfliegen.«
    »Wie ist das denn mit den Unterlagen, mit dem Visum und all dem Kram? Und wo willst du wohnen?«, löchert sie mich weiter, aber man hört deutlich heraus, dass sie mir lieber andere Fragen stellen würde.
    »Ich werde mir eine Wohnung mieten, ich habe schon eine Webseite mit einem Haufen Anzeigen gefunden. Und was das Visum angeht, da lass ich mir erst einmal ein Touristenvisum ausstellen. Das ist drei Monate gültig, und wenn ich an der Uni genommen werde, bekomme ich ein Studentenvisum.«
    Alice lächelt bitter und schüttelt den Kopf, so wie immer, wenn sich ein trauriger Gedanke in ihrem Kopf breitmacht.
    »Was ist?«, frage ich sie.
    »Und wenn man dich nicht nimmt?«
    »Wenn man mich nicht nimmt, komme ich zurück und schreib mich hier an der Uni für irgendwas ein. Aber ich will es zumindest versuchen. Ali, ich weiß, dass es nicht so einfach sein wird, aber du bist ja auch bald mit der Schule fertig und dann wird alles viel leichter, du kannst mich besuchen oder vielleicht auch dort studieren. Also, ich meine, du musst dich ja auch demnächst entscheiden, was du machen willst.«
    »Ja, schon, aber ich habe nicht vor wegzugehen, außerdem hab ich noch keine Ahnung, was ich später mal machen will.«
    »Genau deswegen sollten wir uns alle Möglichkeiten offenlassen. Besser, jeder geht seinen eigenen Weg und dann … dann wird uns schon was einfallen.«
    »Luca, ich bin jetzt nicht das Problem, nicht einmal wir sind das Problem. Ich verstehe einfach nicht, warum du auf einmal deine Meinung so grundlegend geändert hast. Warum willst du so weit weggehen? Was bringt dir das? Du könntest doch genauso gut hier in Mailand studieren, oder?«
    »Ich will aber nicht hier in Mailand bleiben, ich will nicht mal in Italien bleiben … Hier kotzt mich alles nur noch an, die Politiker, die Leute, einfach alles.«
    »Was soll das denn jetzt? Was meinst du damit?«, fragt Alice, und ihre immer schriller werdende Stimme verrät mir, wie aufgeregt sie ist.
    »All die bauernschlauen Bonzen, die sich immer irgendwie aus der Affäre ziehen können, die verkappten Nazis und Faschisten, dieses ganze leere Gewäsch … Ali, ich fange
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