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Die unsterbliche Braut

Die unsterbliche Braut

Titel: Die unsterbliche Braut
Autoren: Aimée Carter
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Tür, und ohne einenBlick zurück schritten wir durch den Juwelengarten auf das Portal zu, das uns zurück nach Eden Manor bringen würde.
    Der Trip durch das Portal und hinauf durch den Felsen schüttelte mich genauso durch wie damals, als James mich nach unten gebracht hatte. Eisern hielt ich die Augen geschlossen und klammerte mich an Ava, so fest ich es wagte, doch egal, wie sehr ich mir einzureden versuchte, ich wäre ganz woanders, gegen die Übelkeit war kein Kraut gewachsen.
    Endlich hielten wir an. Ich öffnete die Augen. Um uns herum erstreckte sich die Eingangshalle von Eden Manor, und ich seufzte erleichtert auf. Diese Reise musste ich wahrlich nicht öfter haben, und allein der Gedanke, so das Portal meiden zu können, wäre vielleicht schon genug gewesen, mich davon zu überzeugen, bei Henry in der Unterwelt zu bleiben.
    Draußen herrschte tiefster Winter. In dicken Flocken fiel Schnee und sammelte sich auf den Bäumen, die die lange Auffahrt bis zum Tor säumten. Als wir aus der Tür traten, wandte ich das Gesicht gen Himmel und streckte die Zunge heraus – in der Hoffnung, eine Schneeflocke zu erhaschen.
    „Ich hab den Schnee vermisst“, meinte ich. „Warum war die Vorstellung des perfekten Lebens im Jenseits bei niemandem voller Schnee? Was ist denn an warmem Wetter so besonders?“
    Ich hatte es bloß als Witz gemeint, doch Ava blieb ruckartig stehen und verstärkte ihren Griff um meinen Ellbogen. „Warte.“
    „Was?“, fragte ich verwirrt. „Ava, wir müssen los.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein, noch nicht, wir sollten Henry holen oder James oder …“
    Mühsam löste ich ihre Hand von meinem Arm. „Ich weiß, dass du dir Sorgen um Nicholas machst, aber je eher wir Rhea finden, desto schneller werden wir ihn retten können. Doch das schaffen wir nicht, wenn wir ständig zurücklaufen, um uns noch mal zu verabschieden.“
    „Das ist es nicht.“ Ava schluckte, doch ich war bereits auf dem Weg über den Hügel. „Kate, stopp …“
    Sie eilte hinter mir her, und ich beschleunigte meine Schritte. Was auch immer ihr Sorgen bereitete, konnte warten, bis wir in einem Flugzeug saßen, an welchen Ort uns James’ Wegbeschreibung auch schicken mochte.
    Ein paar Meter vor dem Tor holte Ava zu mir auf und packte mich wieder beim Arm. „Kate, bitte, du verstehst nicht …“
    „Hallo, Kate.“ Calliope trat auf den Schotterweg, der parallel zum Tor verlief, ein teuflisch verzerrtes Lächeln auf den Lippen.
    Ich erstarrte. Das konnte nicht sein. Eisige Angst erfasste mich, löschte jedes andere Gefühl in mir aus. Ich würde sterben. Calliope würde mich ermorden und meine Leiche hoch ans Tor von Eden Manor hängen, damit Henry sie fand, wenn er mich suchen kam.
    „Das kannst du nicht tun“, flehte Ava verzweifelt. „Calliope, bitte, du verstehst nicht …“
    „Natürlich verstehe ich.“
    Das Tor schwang auf, und mit dem Zeigefinger winkte Calliope uns zu sich. Verzweifelt grub ich die Fersen in den Boden, doch eine unsichtbare Macht schleifte mich auf sie zu, über die Grenzen von Eden Manor hinaus. Vergebens zerrte Ava an meinem Arm und versuchte mich zurückzuhalten.
    „Das hast du gut gemacht“, sagte Calliope zu Ava. „Dein Ehemann wird stolz sein zu hören, dass seine Frau bereit ist, so weit zu gehen, um seine Sicherheit zu gewährleisten. Für die Loyalität, die du mir gegenüber gezeigt hast, sollst du belohnt werden.“
    Mir fiel die Kinnlade herunter. Avas Augen füllten sich mit Tränen, und sie versuchte meine Hand zu nehmen, doch ich zuckte zurück. „Du wusstest, dass sie hier auf uns wartet?“
    „Es tut mir leid“, wisperte sie. „Es tut mir so leid, Kate. Ich wusste es nicht.“
    „Natürlich hast du’s gewusst“, widersprach Calliope boshaft grinsend, und das Tor fiel dröhnend ins Schloss. „Tu jetzt nicht so, als hättest du damit nichts zu tun gehabt, Ava. Lügen ist sehr unattraktiv.“
    „Warum tust du mir das an?“, fragte ich Ava fassungslos. „Warumtust du Henry und dem Rest des Rates so etwas an?“
    Ava schluchzte. „Calliope, das darfst du nicht, bitte. Ich tue alles, nur – du darfst es einfach nicht tun. Sie ist schwanger.“
    Schwanger. Ich blinzelte. Wer? Calliope? Beide sahen sie mich an, Ava voller Schuldgefühle und Calliope sichtlich erfreut. Mir wich sämtliche Luft aus den Lungen.
    Ich. Ava meinte mich.
    Wild kämpfte ich gegen die Kraft an, die mich gefangen hielt. Ich musste zurück. Zurück in Sicherheit, in die Unterwelt
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