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Himmelskrieg: Roman (German Edition)

Himmelskrieg: Roman (German Edition)

Titel: Himmelskrieg: Roman (German Edition)
Autoren: David S. Goyer
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Der Gefangene
    Die Tage hatten keine Bedeutung mehr. Sogar in dem Raum hinter der Barriere, die sich zwischen dem Gefangenen und seinem ehemaligen Habitat befand, war der Zyklus aus Lich t / weniger Licht/weniger Dunkelhei t /völlige Dunkelhei t / Licht unre gelmäßig gewesen. Die Aufseher hatten ihn sicherlich manipuliert.
    Doch nun fehlte auch dieser verkehrte Rhythmus. Hier konnte man sich nur noch nach den leichten Temperaturveränderungen der Barriere richten. Fühlte sie sich warm an, war es hell. Fühlte sie sich kalt an, war es dunkel.
    Eine armselige Methode, um die Zeit zu messen, vor allen Dingen, wenn das Messen der Zeit die einzig mögliche Beschäftigung war.
    Es gab Nahrung – kaum genug, um am Leben zu bleiben, nicht annähernd ausreichend, um Energie für irgendwelche Tätigkeiten zu entfalten. Abfallprodukte lösten sich einfach auf.
    Höchstwahrscheinlich handelte es sich um einen dieser Tricks, den die Aufseher anwandten. Sie hielten jemanden endlos lange am Leben, aber nur, damit er dahinvegetierte, lediglich imstande, die Größe seines Gefängnisses abzumessen, sich in seiner Fantasie Racheszenarien auszumalen und danach zu schlafen und zu träumen.
    Und irgendwann im nächsten Zyklus wiederholte sich das Ganze.
    Selbst die Rachefantasien waren längst alt und viel zu vertraut geworden. In der letzten Zeit, während der vergangenen sechs Zyklen, waren sie Träumen von einer Versöhnung gewichen!
    Eine Versöhnung mit den Aufpassern auch nur in Erwägung zu ziehen war ein sicheres Zeichen für Wahnsinn und ein Grund, in Panik zu verfallen. Was käme als Nächstes? Der totale mentale Kollaps?
    Zum Glück hatte es eine Unterbrechung gegeben … scharfe Vibrationen durch den Boden und die Wände, die es dem Gefangenen erlaubten, sich wieder mit dem physikalischen Universum zu verbinden, und sei dieser Kontakt auch noch so gering.
    Abermals übernahmen Racheszenarien eine vorherrschende Rolle. Er berührte häufig die Wände, um die Temperatur zu messen und festzustellen, ob weitere Vibrationen erfolgten.
    Außerhalb dieser Kammer passierte etwas. Egal, ob es gut oder schlecht war, es war ihm willkommen … Hauptsache, es gab eine Abwechslung …

1
    Ich schätze, kein Mensch wird dies jemals lesen.
    Nicht einmal ich selbst. Aber ich muss es einfach tun.
    Die Batterien von Tablet-Computern sind jetzt leistungsstärker als früher. Wenn ich vorsichtig bin, halten sie vielleicht noch zwei Tage lang durch. Sie verbrauchen sich nicht so schnell, weil ich nicht ins Netz gehe, ich werde überhaupt nie wieder das Internet nutzen können.
    Wie auch immer, nun kommt das, was ich mit Bestimmtheit weiß:
    Mein Name ist Pav Radhakrishnan, und ich bin 16 Jahre alt.
    Letzte Woche landeten zwei Raumschiffe, eines von der NASA , unter dem Kommando von Zack Stewart, das andere gehörte der Russland-Indien-Brasilien-Koalition und wurde von meinem Vater Taj befehligt, auf dem Near- Earth-Objekt namens Keanu … und alles ging in die Hose. Als Erstes stellte es sich heraus, dass auf Keanu Aliens und auch menschliche Wesen lebten. Und diese menschlichen Wesen entpuppten sich als Leute, die auf der Erde gestorben waren – unter anderem Stewarts Ehefrau Megan und ein Mädchen mit Namen Camilla. Ziemlich gruselig, dieser ganze Scheiß.
    Dann kamen zwei NASA -Astronauten und ein Kosmonaut von der BRAHMA ums Leben. Keiner kann genau sagen, wie oder warum das passiert ist, aber sie sind tot.
    Die BRAHMA wurde in die Luft gesprengt.
    Schließlich gelang es den Überlebenden, darunter mein Vater, an Bord des Raumschiffs DESTINY zu gehen und den Rückflug zur Erde anzutreten.
    Vor zwei Tagen hat ein großes, weißes, ballonähnliches Ding, eine Art Raumschiff, das von dem Near-Earth- Objekt Keanu geschickt wurde, mich und rund hundert weitere Leute aus Bangalore von der Erde entführt. Ich befand mich zur falschen Zeit am falschen Ort, das ist die Story meines jungen Lebens. Etwa achtzig Menschen wurden auch in Houston, Texas, eingesammelt.
    Jetzt sind wir alle hier und versuchen herauszufinden, was zum Teufel wir machen sollen – wo kriegen wir was zu essen her, wo werden wir schlafen, wo wohnen? Ach ja: Wir wüssten zu gern, wer uns gekapert hat und warum.
    Und wie kommen wir wieder von hier weg?
    Eine komische Vorstellung, dass ich meinen Vater vielleicht nie wiedersehen werde, und dass wir tatsächlich gerade im Weltraum aneinander vorbeigeflogen sind.
    Ich werde diesen Text Keanu-pedia nennen.
    Korrektur: Kein
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