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Die unsterbliche Braut

Die unsterbliche Braut

Titel: Die unsterbliche Braut
Autoren: Aimée Carter
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gefallen. Ich hatte nie eine richtige Schwester, und es wäre schön, dich kennenzulernen.Sosehr ich Adonis auch liebe, manchmal kann er ein bisschen … eintönig sein.“
    Ich brachte ein kleines Lächeln zustande. Irgendwie überraschte mich das nicht. „Mir würde das auch gefallen. Tut mir leid, dass ich so in dein jenseitiges Leben reingeplatzt bin und alles durcheinandergebracht hab.“
    „Mir nicht.“ Sie zwinkerte und verschwand wieder im Thronsaal.
    Die Tür fiel zu und ließ die Streitereien des Rates wieder verstummen. Ich war mir immer noch nicht sicher, was ich für Persephone empfand, aber jetzt hätten wir wenigstens die Gelegenheit, einander nach unseren eigenen Bedingungen kennenzulernen. Wenn ich überlebte …
    Eine Stunde später hatte ich den halben Inhalt meines Kleiderschranks auf dem Bett verteilt, und Pogo war halb begraben unter einem Berg Pullover. Ich wusste nicht, wohin Ava und ich gehen würden, also musste ich mich auf jede Eventualität vorbereiten. Wo hielt sich ein Titan überhaupt auf, ohne bemerkt zu werden? Irgendwo auf einem Berg? In der Antarktis? In der Sahara? Wo auch immer, die Möglichkeiten waren endlos und nicht besonders verlockend, was hieß, dass ich mit allem rechnen musste.
    „Meinst du, du hältst es noch mal ein paar Monate ohne mich aus?“, fragte ich Pogo, als er sich aus den Oberteilen hervorwühlte. Jetzt würden meine Sachen nach Hund riechen, aber das war mir egal. Es würde mich an ihn erinnern, wenn ich einsam war.
    Leise bellend antwortete er mir, und unwillkürlich musste ich grinsen.
    „Er wird dich vermissen“, erklang hinter mir eine Stimme. Überrascht ließ ich die Stiefel fallen, die ich gerade in den einzigen Koffer zu stopfen versuchte, den ich hatte finden können.
    Ich hatte erwartet, er würde wegbleiben, doch da war er, die Schultern gestrafft und die Augen dunkel wie ein drohendes Unwetter.
    Henry.

18. KAPITEL
    BEBEN
    Mir wurde der Mund trocken, und hastig hob ich die Stiefel auf und warf sie aufs Bett. Ich war so überzeugt gewesen, dass Henry nichts mehr mit mir zu tun haben wollte, dass ich mir nicht einmal Gedanken darüber gemacht hatte, was ich zu ihm sagen sollte. Für mich gab eigentlich keinen Grund, mich zu entschuldigen, außer vielleicht dafür, dass ich ihn vor allen anderen herausgefordert hatte, doch das war das Einzige, was ich bereute.
    „Das Chaos tut mir leid, ich wollte bloß …“
    „Packen. Ja, das sehe ich.“ Er machte eine Geste, und mein bereits überquellender Koffer schien sich wie von Zauberhand zu leeren. Als ich den Mund öffnete, um zu protestieren, sah ich jedoch, dass er nichts hatte verschwinden lassen; der Koffer war nur tiefer geworden. „Ist gerade ein schlechter Zeitpunkt, oder?“
    Das Letzte, was ich wollte, war, mit ihm zu streiten, doch ich konnte die Unterwelt schlecht verlassen, solange ich das nicht endgültig geklärt hatte. „Ich hab ein paar Minuten“, sagte ich und faltete eine Jeans zusammen. „Worüber habt ihr euch so gestritten?“
    Verärgert winkte Henry ab. „Was zu erwarten war. Diana hat meine Entscheidung nicht gefallen, Walter ebenso wenig. Und ich habe den Verdacht, dass du es trotz unserer Diskussion vorhin ähnlich siehst.“
    Kurz zog ich in Erwägung, ihn anzulügen, doch das würde nichts bringen. „Ja, das tue ich“, bestätigte ich. „Wir haben das nicht … ausdiskutiert. Aber ich will nicht die Person sein, die versucht, dir Gefühle aufzuzwingen, die du nicht empfindest. Was ich gesagt habe, habe ich auch so gemeint. Ich werde dich nicht verlassen, außer du willst mich nicht mehr bei dir haben.“
    „Ich wünsche mir, dass du bleibst, und trotzdem stehst du hier und packst drei Monate früher als geplant“, erinnerte er mich leise, und ich hielt inne.
    „Du weißt, wieso“, murmelte ich. „Ich komme zurück, sobald ich Rhea ausfindig gemacht habe.“
    „Für wie lange?“
    Sanft befreite ich einen der Stiefel, die ich aufs Bett geworfen hatte, aus Pogos Fängen. „Solange du mich bei dir haben willst.“
    „Das wird sehr lange sein.“
    Langsam atmete ich aus und lächelte, als mir ein riesiger Stein vom Herzen fiel. „Gut.“
    Er trat auf mich zu und berührte meine Wange. „Ich sehe dich so gern lächeln. Das bedeutet immer, dass ich etwas richtig gemacht habe. Leider bin ich mir da viel zu oft nicht sicher.“
    „Ist schon gut.“ Ich genoss seine Berührung, und er umschloss mit beiden Händen mein Gesicht. Mit dem Daumen streichelte er
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