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Die unsichtbare Sonne

Die unsichtbare Sonne

Titel: Die unsichtbare Sonne
Autoren: Poul Anderson
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daß ein Raumschiff beim Übergang in den Normalraum ausgerechnet dort auftauchte, wo sich bereits ein Mikrometeorit befand. Falls die Eigengeschwindigkeiten der beiden Gegenstände sich erheblich voneinander unterschieden, entstand dabei ein beträchtlicher Schaden. Und falls davon gerade der Nuklearantrieb des Schiffes betroffen wurde – nun, genau das war der What Cheer zugestoßen.
    Unter diesen Umständen hatte Captain Mukerji Hervorragendes geleistet, als er sämtliche Akkumulatoren des Schiffes benützt hatte, um eine Notlandung auf Ivanhoe durchzuführen. Dort hatte er selbstverständlich nicht Gilrigor, sondern die Hauptstadt Aesca angesteuert, denn normalerweise überging man die Behörden eines Landes nicht einfach, die einem Schwierigkeiten machen konnten. Wer hätte ahnen können, daß die Schwierigkeiten bereits dort warteten?
    Aber jetzt stand das Raumschiff außerhalb der Stadt und konnte nicht einmal einen Schwerkraftschlitten einsetzen, weil die Akkumulatoren nicht mehr genügend Ladung enthielten. Die Akkumulatoren in dem Lagergebäude wurden für die Reparatur gebraucht, und der dort liegende Atomgenerator war erst betriebsbereit, wenn er eingebaut war, denn er funktionierte nur in Verbindung mit den Reglern an Bord des Schiffes. Aber zwischen dem Generator und dem Raumschiff lagen tausend Kilometer, die ohne Räder nicht …
    Irgend etwas hatte sich bewegt. Eines der Tiere schnaubte laut. Falkayn sprang auf und zog seinen Strahler.
    Ein Eingeborener tauchte plötzlich vor dem Feuer auf, das Falkayn angezündet hatte, um sich vor der Nachtkälte zu schützen. Sein Pelz war mit Reif bedeckt; unter seinem Kinn bildete der Atem dichte Wolken. Falkayn stellte verblüfft fest, daß der Unbekannte einen Harnisch trug, auf dem ein Kreis abgebildet war. Ein Kreis! In dem Feuerschein wirkten seine großen Augen unruhig.
    »Was willst du?« fragte Falkayn mißtrauisch, obwohl der andere das Schwert in der Scheide ließ und die leeren Hände in die Höhe hielt, um damit anzudeuten, daß er in friedlicher Absicht gekommen war.
    »Gott gebe dir einen guten Abend«, antwortete eine tiefe Stimme. »Ich habe dein Lager schon aus weiter Entfernung gesehen, aber nicht erwartet, hier einen Fremden zu finden.«
    »Und ich bin überrascht, hier einen Wächter des Heiligtums zu treffen.«
    »Wir unternehmen oft weite Reisen im Dienst der Geweihten. Ich bin Vedolo Parios-Kind.«
    »Ich heiße David … äh … David Falkayns-Kind.«
    »Du bist bei dem Herzog gewesen, nicht wahr?«
    »Das weißt du doch selbst gut genug!« antwortete Falkayn aufgebracht. Dann beherrschte er sich wieder, weil ihm einfiel, daß sie vielleicht darauf angewiesen waren, die Priester um einen Dispens zum Gebrauch der Räder zu bitten. »Willst du mir nicht Gesellschaft leisten?«
    Vedolo hockte sich ihm gegenüber ans Feuer und beobachtete ihn nachdenklich. »Ja«, gab er nach einer kurzen Pause zu, »jeder in Aesca weiß, daß du hierhergekommen bist, um zu sehen, ob das Haus, das eure Vorgänger gebaut haben, noch in Ordnung ist. Warst du zufrieden damit?«
    Falkayn nickte. Zum Glück war das Lagerhaus einbruchsicher konstruiert, so daß die Priester nichts zerstören konnten. »Herzog Rebo hat mich freundlich aufgenommen«, sagte er.
    »Das haben wir erwartet. Soviel ich gehört habe, müßt ihr einige Gegenstände aus dem Lagerhaus zu eurem Schiff transportieren, um es zu reparieren. Ist Rebo euch dabei behilflich?«
    »Er würde es gern tun, aber das Ding, das wir brauchen, ist zu schwer.«
    »Meine Vorgesetzten haben sich ebenfalls darüber Gedanken gemacht«, bestätigte Vedolo. »Als sie auf eigenen Wunsch das Schiff besichtigten, schien der Schaden recht beträchtlich zu sein.«
    Das muß nach meinem Aufbruch gewesen sein, überlegte Falkayn. Wahrscheinlich wollte Schuster sie beeindrucken. Aber ich möchte wetten, daß er damit das Gegenteil erreicht hat, wenn sie unsere runden Instrumente gesehen haben – vermutlich sind sie jetzt feindseliger als vorher, selbst wenn sie es nicht gleich gezeigt haben.
    Aber was weiß dieser Kerl davon – oder hat er mich bis hierher verfolgt? Und warum hat er das getan? Mit welchem Auftrag ist er unterwegs?
    »Deine Freunde haben davon gesprochen, daß der Transport möglich sein müßte«, fuhr Vedolo fort. »Deshalb staune ich darüber, daß du schon so bald und vor allem allein zurückkehrst.«
    »Nun … wir hatten eine bestimmte Vorstellung, aber inzwischen sind gewisse Schwierigkeiten
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