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0240 - Totentanz im Dollar-Club

0240 - Totentanz im Dollar-Club

Titel: 0240 - Totentanz im Dollar-Club
Autoren: Totentanz im Dollar-Club
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Als erster der Gäste erschien Joseph Donald Towell, den sie vor dreißig Jahren den »Weizenkönig des Westens« genannt hatten. Sein schwarzer Cadillac rollte lautlos die breite Auffahrt hinauf und hielt so sanft, dass der Whisky in einem Glas nicht einmal geschwappt hätte. Der bereitstehende Diener zog die Tür mit einer tiefen Verbeugung auf. Joseph Donald Towell stieg aus.
    »Hinter der vierten Säule von links ist ein Scheinwerfer ausgefallen, Jimmy«, sagte er halblaut zu dem Diener, der ihm die Autotür aufgezogen hatte. »Arrangieren Sie das!«
    »Selbstverständlich, Sir!«, erwiderte dieser.
    Towell nickte zufrieden. Er stieg die flachen, breiten Stufen der Freitreppe hinauf bis zu dem mächtigen, säulengetragenen Portal. Die ganze Eingangsfront der palastartigen Villa wurde aus verborgen angebrachten Scheinwerfern angestrahlt und leuchtete in makellosem Weiß. Der Weizenkönig schritt gemessen über den Teppich und durch die geöffneten Flügeltüren.
    Nach ihm erschienen Dave Chetnut und Richard P. Gordon. Der erste war der Stahl-Industrielle von Pittsburgh, bei dem zweiten handelte es sich um den Margarinekönig der Nordoststaaten. So verschieden die beiden von Gestalt, Gesicht und Metier waren, so sehr waren sie miteinander befreundet. In Finanzkreisen sprach man von der »Stahlmargarine«, wenn man diese beiden Männer meinte. Es hieß, dass die beiden in den letzten zwölf Jahren nie ein Geschäft getätigt hätten, ohne sich gegenseitig zu beteiligen. Chetnut sah an diesem Abend ein wenig blass aus, aber kränklich war er schon immer gewesen. Man konnte nicht annehmen, dass seine bleiche Gesichtsfarbe gerade an diesem Abend etwas zu bedeuten hatte.
    Als vierter in der Reihe der illustren Klubmitglieder erschien Tom L. Caldwell. Von ihm ging die Sage, dass er das Steigen oder Fallen der Börsenkurse an seinem Rheuma erkenne - und sich noch nie dabei geirrt habe. Er hatte sein ganzes Vermögen an der Börse gemacht, und er war ständig dabei, es zu vergrößern. Er trug immer eine geladene Pistole mit sich herum. Auch an diesem Abend hatte er die Waffe bei sich.
    Das fünfte Klubmitglied hörte auf den Namen Roger P. Deyville und war mit seinen 42 Jahren sicherlich der jüngste unter den Klubgenossen. Deyville hatte einfach den richtigen »Riecher« gehabt, nachdem er sich anfangs als Gepäckträger, Schuhputzer und Tellerwäscher durchgeschlagen hatte. Nach dem Krieg stützte er sich auf den Bau von Elektronengeräten. Innerhalb weniger Jahre war er Millionär geworden. Sein Benehmen war noch immer das eines einfachen Mannes.
    »Jimmy«, sagte er leise, nachdem er ausgestiegen war, »in meinem Mantel finden Sie in der rechten Tasche einen Umschlag mit fünfzig Dollar. Die gehören Ihnen. Dafür werden Sie beim Essen wieder hinter mir stehen und mir gelegentlich leise ins Ohr raunen, wie man dies oder jenes verrückte Zeug anzufassen hat. Okay?«
    »Selbstverständlich, Sir!«, erwiderte der Diener mit unbewegtem Gesicht. »Vielen Dank, Sir.«
    »Schon gut«, nickte Deyville und stemmte die Fäuste in die Hüften. »Komisch, Jimmy, was?«
    »Selbstverständlich, Sir, sehr komisch. Was, bitte?«
    »Das Haus«, sagte Deyville und zeigte auf die angestrahlte Fassade. »Sieht aus wie eine besonders hübsche Leichenhalle, was?«
    Deyville lachte, während er die Stufen hinaufstieg. Das Lachen war laut und polternd. Aber es klang ein wenig gekünstelt.
    Noch bevor er die offenstehenden Flügeltüren erreicht hatte, fuhr Gal McPorton, Präsident zweier Fluggesellschaften, in seinem weißen Mercedes-Sportkabriolett vor. McPorton war 51 Jahre alt und ein verhinderter Rennfahrer. Die Zahl seiner Strafmandate wegen Geschwindigkeitsüberschreitung hätte nur noch ein Elektronengehirn zusammenzählen können.
    »Hallo, Deyville!«, rief er aufgeräumt. »Wundert mich, dass Sie heute überhaupt kommen! Sie haben doch nie etwas für die Oper übriggehabt! Oder hat sich das geändert?«
    Elastischen Schrittes eilte er die Stufen hinauf und schüttelte Deyville die Hand.
    Ein paar Minuten lang blieb es still vor dem Haus. Bis schlag acht Peter D. Johnson erschien vom gleichnamigen Bankhaus in der Wall Street. Alles an Johnson war korrekt. Er selbst war die Pünktlichkeit in Person. Seine Selbstbeherrschung grenzte an Gefühllosigkeit. Umso überraschender fand es der Butler Jimmy, dass Mr. Peter D. Johnson an diesem Abend ganz offensichtlich aufgeregt war. Aber als Bediensteten stand Jimmy eine Frage nach der
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