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Die unsichtbare Sonne

Die unsichtbare Sonne

Titel: Die unsichtbare Sonne
Autoren: Poul Anderson
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…«
    »Das müßte erst arrangiert werden und würde vermutlich zu lange dauern. Rebo glaubt nicht, daß die anderen uns bereitwillig unterstützen würden, obwohl sie ebenfalls die Bevormundung durch die Priester satt haben. Außerdem sind sie von den Geweihten abhängig, die das Volk gegen die Adligen aufhetzen können, falls es zu einem Bruch zwischen den Kasten kommen sollte.«
    »Richtig, das hat Martin auch schon gesagt. Wir haben gestern abend darüber gesprochen … Aber wenn Rebo uns wirklich helfen will, soweit das Gesetz es ihm erlaubt, müßten wir doch mindestens hundert Arbeiter und die doppelte oder dreifache Anzahl Fastigas zur Verfügung haben. Und damit läßt sich der Schlitten bestimmt bewegen. Vielleicht brauchen wir Winden, aber …«
    »Winden sind ebenfalls eine Art Rad«, warf Falkayn ein.
    »Richtig«, stimmte Pasqual zu. »Schön, dann eben nur Hebel und Keile. Die Mayas haben riesige Pyramiden errichtet, ohne Räder zu benützen. Im Vergleich dazu ist der Transport des Generators von Gilrigor nach Aesca eine Kleinigkeit.«
    »Natürlich – aber wie lange würde er dauern? Sieh dir doch selbst diese sogenannte Straße an. Wir wären schon lange vorher tot, das kannst du mir glauben.« Falkayn räusperte sich. »Wie lange reichen unsere Rationen noch aus? Hundert Tage?«
    »Vielleicht etwas länger. Allerdings können wir es noch ein paar Wochen ohne Essen aushalten, nehme ich an.«
    »Trotzdem haben wir nicht genügend Zeit, das kann ich beschwören!«
    »Nun – wahrscheinlich hast du leider recht. Du kennst die Verhältnisse auf dem Land besser als ich«, gab Pasqual zu.
    »Selbst auf einem Wagen würde der Transport lange genug dauern«, versicherte Falkayn ihm. »Unter diesen Umständen könnten wir bestimmt nicht mehr als zwanzig Kilometer pro Erdtag schaffen. Unten in der Ebene ginge es natürlich schneller, aber ich schätze trotzdem, daß wir einen Monat brauchen würden.«
    »So lange? Na, wahrscheinlich hast du recht. Sogar ein Reiter braucht mehr als eine Woche. Das ist allerdings keine erfreuliche Nachricht. Martin befürchtet, daß die Priester sich einen neuen Trick einfallen lassen, um uns zu behindern, selbst wenn wir die Gesetze irgendwie umgehen.«
    »Das würde mich keineswegs überraschen«, stellte Falkayn fest. »Warum hassen sie uns eigentlich so?«
    »Das weißt du doch selbst. Martin hat sich jeden Tag mit dir unterhalten, während du unterwegs warst.«
    »Ja, aber ich bin bald nach der Landung fortgeschickt worden. Ihr drei seid an Ort und Stelle geblieben, habt Gelegenheit gehabt, euch mit den Eingeborenen zu unterhalten und sie zu beobachten …«
    »Der Grund ist ganz klar«, erläuterte Pasqual ihm. »Die Geweihten stellen hier eine Elite dar, deren Fortbestand durch jede Veränderung gefährdet ist, selbst wenn es allen anderen Klassen dadurch besser ginge. Die Priester sind intelligent genug, um zu erkennen, daß wir den augenblicklichen Zustand gefährden, denn unsere Waren und unsere Ideen können das gesellschaftliche Gleichgewicht zerstören. Deshalb tun sie alles, um weitere Fremde zu entmutigen, damit sie gar nicht erst hierherkommen.«
    »Können wir ihnen nicht drohen? Warum sagt Martin ihnen nicht, daß ein Schlachtschiff ihren ganzen Planeten vernichtet, wenn sie uns hier sterben lassen?«
    »Leider hat ihnen die erste Expedition unsere Verhältnisse zu eingehend geschildert, fürchte ich. Martin will es allerdings heute mit einem Bluff dieser Art versuchen. Ich weiß nicht genau, was er vorhat. Seitdem du unterwegs bist, hat er sich große Mühe mit einigen der jüngeren Priester gegeben. Du weißt doch, daß er regelmäßig Vorträge hält? Nur nicht vorschnell aufgeben, Kleiner!«
    »Ich habe nicht die Absicht«, antwortet Falkayn beleidigt. »Hoffentlich haltet ihr durch!«
    Er ritt weiter nach Osten, während über ihm die rote Sonne langsam über den Himmel zog. Die Umlaufzeit des Planeten betrug fast sechzig Stunden, so daß Falkayn gegen Mittag die erste längere Pause einlegen mußte. Nachdem er einige Stunden geschlafen hatte, ritt er bis kurz vor Sonnenuntergang weiter und schlief dann nochmals mehrere Stunden. Als er wieder aus dem Schlafsack kroch, blitzten hoch über ihm unzählige Sterne, während der zweite Mond tief über den Hügeln im Osten stand.
    Falkayn sah nachdenklich zu dem herrlichen Sternenhimmel auf und konnte kaum glauben, daß so viel Schönheit auch gefährlich sein sollte. Trotzdem bestand immer die Möglichkeit,
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