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Die Dunkelgräfin: Das Geheimnis um die Tochter Marie Antoinettes (German Edition)

Die Dunkelgräfin: Das Geheimnis um die Tochter Marie Antoinettes (German Edition)

Titel: Die Dunkelgräfin: Das Geheimnis um die Tochter Marie Antoinettes (German Edition)
Autoren: Carolin Philipps
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Prolog

»Ich bin krank vor Angst, dass diese Bestien sich erlauben, ein anderes Mädchen anstelle meiner Nichte nach Wien zu schicken«,
    schrieb Maria Karolina, Königin von Neapel, im Januar 1796, während sie auf den ersten Bericht aus Wien wartete, wo Marie Thérèse, die Tochter ihrer auf der Guillotine hingerichteten Schwester Marie Antoinette, ankommen sollte. 1
    Die französische Regierung hatte sie gegen Kriegsgefangene, die sich in österreichischer Haft befanden, ausgetauscht. Die Sorge Maria Karolinas war keinesfalls unbegründet. Auch der englische Agent Lord Wickham erhielt von seinen Informanten beunruhigende Berichte über merkwürdige Vorfälle rund um die französische Königstochter.
    Zweifel und Misstrauen von allen Seiten begleiteten die ersten Monate der Siebzehnjährigen in Wien. Warum kühlte, wie die Zeitgenossen berichten, nach einigen Monaten die Beziehung zwischen dem Wiener Hof und der Prinzessin deutlich ab? Warum interessierte sich Maria Karolina, die ihre Nichte anfangs am Hof in Neapel wie eine Tochter aufnehmen wollte, auf einmal überhaupt nicht mehr für sie? Hatte eine Vertauschung der Prinzessin tatsächlich stattgefunden? Und wenn ja, wo war die echte Prinzessin geblieben?
    Zwei Grabstätten standen am Anfang meiner Recherche: Die eine liegt im heutigen Slowenien, in der Gruft der Bourbonen im Franziskanerkloster Kostanjevica in Görz (Nova Gorica). Hier ruht die Herzogin von Angoulême (1778 – 1851) neben ihrem Mann und ihrem Schwiegervater, Charles X., in einem weißen Sarg mit den Buchstaben »M« und »T« und der Inschrift: »Die ihr auf eurem Weg hier vorbeikommt, haltet inne und schaut, ob es einen vergleichbaren Schmerz wie den meinen gibt.«
    Die andere Grabstätte liegt in Thüringen, auf halber Höhe des Stadtberges von Hildburghausen. Ein einsames Grab ohne Beschriftung, halb vom Berg verschluckt und von Efeu bedeckt, umgeben von hohen Bäumen. Hier ruht seit 1837 die Frau, die als »Dunkelgräfin« in die Geschichte eingegangen ist.
    Zwei Grabstätten, die mich in ähnlicher Weise berührten. Wer ruht hier wirklich? Eine Frage, die mich zwei Jahre lang auf der Suche nach Antworten quer durch Europa reisen ließ.
    Seit mehr als 150 Jahren kursieren die verschiedensten Vertauschungstheorien. Sie beschäftigen Historiker und Romanschriftsteller und erregen die Gemüter, ohne dass eine Lösung bisher gefunden wurde. Denn wer dem österreichischen Kaiser eine falsche Prinzessin unterschieben wollte, musste mit höchster Geheimhaltung arbeiten und konnte kaum über die offiziellen Postwege verhandeln, sollte möglichst gar keine schriftlichen Dokumente hinterlassen. Die Beweisführung der Gegner beziehungsweise Befürworter der Vertauschungsthese stützte sich daher vor allem auf den Vergleich von Schriftproben und Porträts, auf Charakterzüge und die Analyse von Sekundärquellen.
    Die Lösung findet man aber nicht, indem man immer wieder Altbekanntes neu interpretiert, sondern nur, indem man sich auf die Suche in die Archive nach Wien, Paris, Neapel, Schwerin, Berlin, Altenburg und Pattensen begibt. *
    Es ist schon sehr verwunderlich, dass die Historiker, die eine Vertauschung der Prinzessin in das Reich der Phantasie verbannen wollen, Erpresserbriefe, die die Herzogin von Angoulême ab 1833 bekam, ignorieren. Die ehemalige Untergouvernante Madame de Soucy drohte damit, ein Geheimnis öffentlich zu machen, das sie als Begleiterin auf der Fahrt nach Wien im Dezember 1795 erfahren hatte. 18 Jahre lang, bis zu ihrem Tod, zahlte die Herzogin ein Vermögen an Schweigegeldern. Was hatte sie zu verbergen?
    Auch das Rätsel um das merkwürdige Abkühlen der Beziehung zum Wiener Hof lässt sich mithilfe der Briefe Maria Karolinas im Wiener Haus- und Hofarchiv lösen. In den Akten der Wiener Geheimpolizei des Jahres 1796 stößt man auf die Briefe des ehemaligen Kammerdieners Hue, der einen harten Kampf mit sich selber ausfocht, ob er reden oder lieber schweigen und von seinem Wissen profitieren sollte.
    Nimmt man hinzu, dass die Prinzessin in den Jahren darauf immer wieder an Orten gesehen wurde, an denen sie eigentlich gar nicht sein konnte, denn ihr offizieller Aufenthaltsort lag Tausende von Meilen entfernt, dann stellt sich schon die Frage, ob die Frau auf dem Cover dieses Buches, die als die offizielle Marie Thérèse in Wien ankam, wirklich die echte Tochter Marie Antoinettes war.

*  Die Geschichte der spannenden Recherche ist auf der Homepage der Autorin
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