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Die unsichtbare Sonne

Die unsichtbare Sonne

Titel: Die unsichtbare Sonne
Autoren: Poul Anderson
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    Drei frische Fastigas standen im Burghof für Falkayn bereit, als er sich am nächsten Morgen von seinem Gastgeber verabschiedete. Die Reittiere erinnerten entfernt an Pferde – die Größe stimmte etwa –, aber die lange Schnauze und der weiche Pelz, der sogar die kurzen Beine bedeckte, verringerten die Ähnlichkeit erheblich. Ein Soldat hielt die Zügel der drei Tiere, von denen eines als Ersatz gedacht war, während das dritte ausschließlich als Packtier diente. Hinter ihm hatten sich einige Bedienstete versammelt, die den Fremden neugierig anstarrten.
    »Wollen Sie wirklich keine Eskorte?« fragte Rebo noch einmal.
    »Glauben Sie, daß der Ritt sonst zu gefährlich ist?« erkundigte Falkayn sich.
    »Hmm … nein, wahrscheinlich nicht. Meine Leute sorgen überall für Ordnung. Gott mit Ihnen.«
    Falkayn nickte ihm noch einmal zu und schwang sich dann auf den Rücken des ersten Tieres – allerdings weniger elegant, als er gehofft hatte. Aber die hier herrschende Schwerkraft, die fünfzehn Prozent größer als auf der Erde war, brachte es mit sich, daß jede Bewegung schwerfälliger ausfiel und größere Anstrengungen erforderte. »Vielen Dank für alles«, sagte er und ritt langsam durch das Burgtor nach Osten davon.
    Die warmen Kleidungsstücke, die er als Schutz vor der Kälte trug, verbargen einen kräftigen, aber trotzdem schlanken Körper. Falkayn hatte ein rundes Gesicht mit blauen Augen, einer Stupsnase und zahlreichen Sommersprossen, über die er sich schon oft geärgert hatte. Schließlich sollte selbst der jüngste Sohn eines Barons von Hermes elegant und kavaliersmäßig aussehen – auch wenn dieser jüngste Sohn von der herzoglichen Militärakademie ausgeschlossen worden war. Falkayn hatte das Pech gehabt, bei einem harmlosen Streich erwischt zu werden, und sein Vater hatte beschlossen, ihn sein Glück anderswo suchen zu lassen. Auf diese Weise war er zur Erde geschickt worden, um bei Martin Schuster als Lehrling anzufangen, aber anstatt des aufregenden Lebens, das die interstellaren Händler angeblich führten, hatte er viel arbeiten und noch mehr lernen müssen.
    Falkayn blickte die Straße entlang, die eigentlich nur ein breiter Fußpfad war, der sich durch die Hügel wand. Im Süden erkannte er das Lagerhaus, das den kostbaren Generator enthielt. Spärliches graues Gras und niedrige Büsche bedeckten die Erde zu beiden Seiten der Straße; hier und da graste friedlich eine Herde, die von einem berittenen Hirten bewacht wurde. Hinter ihm ragte das Felsengebirge auf, dessen Gipfel ein unübersteigbares Hindernis bildeten. Ein großer Mond hing geisterhaft über ihnen. Die bernsteinfarbene Sonne stand noch immer dicht über dem Horizont.
    Der Wind wehte ihm ins Gesicht, so daß er unwillkürlich zitterte. Auf Ivanhoe war jetzt der Frühling gekommen, so daß es nicht mehr so kalt wie im Winter war, aber das ungewisse Sonnenlicht bewirkte, daß er immer das Gefühl hatte, demnächst zu erfrieren. Er dachte jetzt nicht mehr daran, daß er Falkayn von Hermes, der große Handelsfürst war, sondern holte ein Sprechfunkgerät aus der Tasche und schaltete es ein. »Hallo«, sagte er fast ängstlich. »Hallo, What Cheer. Ist dort jemand?«
    »Natürlich«, antwortete Romulo Pasqual, der Schiffsingenieur. »Bist du das, Kleiner?«
    Falkayn freute sich so sehr über diese menschliche Stimme in der Einsamkeit, daß er sich nicht einmal über den Ausdruck »Kleiner« ärgerte. »Ja. Wie steht es an Bord?«
    »Wie immer. Krish sitzt in der Ecke und grübelt. Martin ist wieder in den Tempel gegangen, obwohl er selbst nicht recht daran glaubt, daß die Priester uns erlauben, Räder zu verwenden. Und ich zerbreche mir den Kopf darüber, wie man einige Tonnen Generator über Land transportiert. Vielleicht auf einem riesigen Schlitten?«
    »Nein, ausgeschlossen. Ich habe schon mit Rebo darüber gesprochen. Auf diesen Straßen ist das unmöglich.«
    »Ganz bestimmt? Wenn wir genügend Tiere und Arbeiter da vorspannen und …«
    »Wir bekommen nicht genug. Selbst wenn Rebo alle zur Verfügung stellt, die er auftreiben kann – ein Teil ist jetzt mit der Aussaat beschäftigt, während andere das Land vor den Barbaren bewachen müssen –, bezweifelt er, daß sie diese Last über einige der Steigungen transportieren können.«
    »Du hast aber doch gesagt, daß auch andere Adlige mit der Priesterschaft unzufrieden sind. Wenn sie ebenfalls dazu beitragen
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