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Die unsichtbare Pyramide

Titel: Die unsichtbare Pyramide
Autoren: Ralf Isau
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ältere und eine unbeschreiblich schöne mit langem dunklem Haar, die eigentlich noch ein Mädchen war.
    Francisco nickte und weil das blaue Glühen der Wolke schon schwächer wurde, sprach er unwillkürlich hastiger. »Trevir, wie hast du das gemacht?«
    Der Gefragte drückte seine Frau an sich und antwortete erleichtert: »Ich war mal Gehilfe bei einem Zauberer und habe Siegelringe in verkorkte Flaschen und dampfende Pferdeäpfel befördert.«
    »Wie bitte? Ich fürchte, ich verstehe immer noch nicht…«
    »Na, überlegt doch mal, was ich vorhin mit deinen Fesseln angestellt habe! Wulfs Leichnam war etwas größer als sie und die Entfernung weiter, aber es ist dasselbe Prinzip: Ich habe ihn versetzt.«
    Francisco lachte. »Fängst du schon wieder damit an?«
    »Ganz im Gegenteil. Jetzt kann ich getrost damit aufhören. Die sechste Welle hat mich beflügelt oder vielmehr, sie hat’s mit Wulf getan. Seine sterblichen Überreste müssten jetzt in einer Höhle östlich von Londinor liegen. Orriks Vettern und Basen wachen nun über ihn.«
    »Orrik?«
    »Ja, mein Navigator.« Der Hüter streckte seinen Arm aus und ein kleiner dunkler Schatten flatterte herbei. Im nächsten Moment hing er kopfunter an Trevirs Zeigefinger. »Darf ich vorstellen: Orrik.«
    Francisco schüttelte den Kopf. »Eine Fledermaus! Du hast wirklich seltsame Freunde.«
    »Das sage ich auch immer zu ihm«, meldete sich zum ersten Mal das Mädchen an Trevirs Seite zu Wort. Er fügte auf sie deutend hinzu: »Darf ich des Weiteren vorstellen: Dwina, meine Frau.«
    Ein Gefühl der Wehmut stieg in Francisco auf. Er musste an Clara denken. Sich an Topra und das wunderschöne dunkelhaarige Mädchen bei ihm wendend fragte er: »Gehört ihr auch schon zueinander?«
    »Das will ich doch wohl hoffen«, bemerkte streng die ältere Dame an Topras Seite. Er legte seinen Arm um sie, wodurch er nun beide Frauen hielt. »Das ist Wira, die meiner Mutter bis zu deren Tod eine treue Freundin war. Sie hat mir… nein, irgendwie hat sie uns drei auf die Welt verholfen – nachher wurden wir dann… getrennt und auf das Drillingsuniversum verteilt. Wira wird bald meine Schwiegermutter sein, wenn Inukith und ich Hochzeit feiern.«
    Diese Mitteilung schien für das dunkelhaarige Mädchen eine Überraschung zu sein, denn sie riss Augen und Mund auf, fiel Topra um den Hals und küsste ihn auf den Mund.
    Gleich darauf löste sich der zukünftige Ehemann wieder aus ihrer Umklammerung. Irgendetwas schien ihn zu beunruhigen. Den Arm von Wiras Schulter nehmend und ihn nach dem Nubier ausstreckend, rief er: »Beim großen Schöpfer! Das darf nicht wahr sein.« Er trat einen Schritt vor und schüttelte verzweifelt den Kopf.
    »Was ist?«, fragte Francisco.
    »Meine Hand – ich kann Hobnaj nicht mehr erreichen. Offenbar streben die drei Welten schon wieder auseinander.«
    »Aber dein Freund…« Francisco sah besorgt in das Gesicht des Nubiers.
    Dessen Blick lag wie versteinert auf der allmählich verblassenden Wolke. Er wirkte erstaunlich gefasst, als er sich endlich Francisco zuwandte. »Wie es aussieht, werde ich wohl in deiner Welt bleiben müssen.«
    »Hobnaj! Das habe ich nicht gewollt!« Obwohl Topra augenscheinlich lauthals klagte, war seine Stimme auffallend leise. Die Verzweiflung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Auch Wira und Inukith sahen betroffen aus.
    Der Nubier dagegen brachte es sogar noch fertig, seine Gefährten zu trösten. »Grämt euch nicht. Erst vor ein paar Stunden sagte mir Topra, welcher Reichtum in der Vielfalt stecke. Wenn die Menschen ihre Unterschiedlichkeit nicht mehr als einen Makel empfänden, der zu bekämpfen sei, könnten die drei Welten auch wieder zueinander finden. Ich habe dem zukünftigen Pharao von Baqat angeboten, als sein Botschafter für diese Mission zu dienen. Jetzt kann ich diese Mannigfaltigkeit gründlicher erforschen, als es vielleicht je wieder ein Bewohner von Anx wird tun können. Ich trete den Posten als Botschafter in einer anderen Welt gerne an, Hoheit.«
    »Untersteh dich, mich so zu nennen«, schluchzte Topra. Seine Stimme klang schon wie aus weiter Ferne. Er konnte die Tränen nicht länger zurückhalten.
    Und weil das blaue Leuchten nur noch ganz schwach war, rief er eilig: »Lebe wohl, mein Freund! Pass gut auf deinen neuen Schützling auf.«
    Francisco tätschelte dem Riesen tröstend den Rücken, während der, sichtlich gerührt, erwiderte: »Das werde ich, bei meinem Leben. Du und Inukith, werdet glücklich
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