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Die Chaosschwestern sind unschlagbar - Mueller, D: Chaosschwestern sind unschlagbar

Titel: Die Chaosschwestern sind unschlagbar - Mueller, D: Chaosschwestern sind unschlagbar
Autoren: Dagmar H. Mueller
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Malea
    Wenn ich alle-alle-alle Möglichkeiten der Welt hätte, würde ich natürlich auf Hawaii leben, wo ich auch geboren bin. Ich würde jeden Morgen ein paar Stunden surfen, mich dann am Strand erholen und dann – ähm – hm, ja, was dann? Ein Mensch kann ja nicht stundenlang bloß nutzlos am Strand rumliegen. (Na gut, Tessa kann das vielleicht.) Man muss doch eine Aufgabe haben im Leben, oder? Und wenn es auch nur die Rettung von ein paar Menschen ist, die sich mit Fettbauch und Sonnenstich ins Meer geschmissen haben und keine drei Minuten später um Hilfe rufen. Aber ewig nur dämliche Touristen zu retten, ist auf Dauer bestimmt langweilig. Ich will ja nicht als Baywatch-Tussi enden. Also was dann? Was könnte MEINE Aufgabe sein im Leben? Hm … Der Nordpol und die Eisbären sind schon hundert Mal entdeckt worden, der Südpol und die Pinguine auch. Sämtliche Ozonlöcher und abgeholzte Regenwälder hat Livi fest im Griff. Der liebe, alte Walter Walbohm von nebenan kümmert sich um die armen Hühner in diesen Tierquäler-Käfigen. Und Rema, unsere Re nate-O ma , marschiert eisern auf jeder Demo mit. Gegen alles, was mies ist, und für alles, was gut ist. Aber wenn alles schon entdeckt ist und sich um alle Schandtaten in dieser Welt bereits Leute kümmern, was bleibt dann für mich?

    Neulich hatte Tessa in ihrer Klasse Berufsberatung. Da kommen dann Leute in die Schule, die einen interviewen und einem hinterher sagen, wofür man sich eignet. Hihihi, Tessa eignete sich für gar nichts.
    Das fand sie aber gar nicht lustig. Sie hat natürlich behauptet, dass es überhaupt nicht so sei, dass sie sich für gar nichts eigne, sondern dass es vielmehr so sei, dass sie unzählige Talente habe. Und dass es deshalb schwer für die Berufsberater gewesen sei, eine eindeutige Richtung in der Begabung herauszufinden. Hahaha!
    Rema – lieb wie sie ist – hat natürlich nicht gelacht, sondern gefragt, was Tessa denn gerne werden würde. Ganz egal, wofür sie begabt ist und was sie deshalb werden sollte . Tessa musste also einfach nur sagen, was sie wollen würde, wenn sie alles können könnte.
    Das wusste Tessa aber auch nicht. Da hat Rema ein Spiel mit ihr gemacht.
    »Stell dir vor, du hättest alle Möglichkeiten der Welt«, hat Rema gesagt. »Du könntest wohnen, wo du willst und wie du willst, und den ganzen Tag lang tun, was immer du willst. Was würdest du dann tun und wo würdest du leben?«
    Rema hat natürlich gehofft, dass Tessa irgendwas sagen würde, was Rema einen Hinweis auf einen möglichen Beruf geben könnte. Also, wenn Tessa zum Beispiel »Nägel lackieren« gesagt hätte, was sie ja den ganzen Tag über tut (wenn sie nicht gerade damit beschäftigt ist, mit ihrer Freundin Dodo über Haarefärben in allen Mallorca-Blondtönen oder Augen-Make-up – mit Lidschatten-Sternchen und ohne – stundenlang am Handy zu quatschen), dann hätte Rema ihr wenigstens vorschlagen können, Kosmetikerin zu werden oder so was.
    Tessa sagte aber nur: »Dodo und mir ist es relativ egal, wo
wir wohnen. Da sind wir flexibel. Wir werden nämlich unheimlich reich sein und dann können wir sowieso überall auf der Welt wohnen.«
    »Ja, aber wo WILLST du denn wohnen?«, hat Livi gefragt.
    Na ja, zugegeben, Livis Stimme klang ziemlich ungeduldig. Fast schon genervt. Kein Wunder, dass Tessa so zickig reagiert hat. Obwohl Livi möglicherweise nur deshalb so ungeduldig war, weil Tessa gerade die Omelettes anbrennen ließ, die sie für uns in der Pfanne machen wollte, und Livi dachte, dass die vielleicht noch zu retten wären, wenn Tessa schnell antworten und sich dann wieder aufs Backen konzentrieren würde.
    Na ja, das war dann nicht so.
    »Was geht’s dich an!«, hat Tessa geraunzt, während der beißende Geruch der angekokelten Eierkuchen durch den Raum waberte. »Und überhaupt ist das doch total egal. Wichtig ist doch wohl, dass ich das tue, was mir Spaß macht.«
    Da hat Rema natürlich sofort genickt. Allerdings auch kurz besorgt zur Pfanne rübergeguckt.
    »Das ist unbedingt wahr, Mädchen«, hat Rema gesagt. »Ihr müsst im Leben immer darauf achten, dass ihr euch wohlfühlt. Und ich denke sowieso, dass man mit fünfzehn noch gar nicht wissen kann, was man später mal machen möchte.«
    Ich glaube, Rema ist immer auf unserer Seite. Egal, was wir sagen oder tun. Rema ist einfach die liebste Renate-Oma der Welt.
    »Soll ich mal?«, hat Livi in diesem Moment gesagt und Tessa mutig die Pfanne aus der Hand genommen.
    Ein Glück!
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