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Die unsichtbare Pyramide

Titel: Die unsichtbare Pyramide
Autoren: Ralf Isau
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Schmerz im Kopf drohte Francisco erneut die Besinnung zu rauben. Er fühlte sich beileibe nicht dazu in der Lage, Probleme zu lösen, von denen der Lauf der Welt abhing… Plötzlich entsann er sich einer reichlich merkwürdigen Bemerkung, die Trevir zuvor hatte fallen lassen. »Warte mal, sagtest du vorhin nicht, jemand habe in deiner Welt ›einen mobilen Schwingungsknoten des Triversums‹ getötet?«
    »Ja doch. Molog war das.«
    »Dieser ›mobile Schwingungsknoten‹ ist, wenn ich dich richtig verstehe, jemand von unserer Art gewesen, dieser Wulf-ich-weiß-nicht-wie.«
    »Wulfweardsweorth. Ja, er konnte wie wir die Kräfte des Triversums lenken, bis eine blaue Kristallklinge ihn tötete. Da hinter mir liegt er.« Trevir deutete mit dem Daumen über die Schulter zum Altar.
    »Zur rechten Zeit am rechten Ort«, murmelte Francisco und hielt sich den schmerzenden Kopf. Es kam ihm so vor, als würden seine Gedanken knirschen, wie ein Getriebe voller Sand.
    »Wenn dir etwas eingefallen ist, dann spuck es aus«, drängelte Trevir. Neben ihn trat ein hellhaariges Mädchen, das sich ängstlich an ihn schmiegte und sich ständig nach herabfallenden Trümmern umsah.
    »Gibt es auch immobile Schwingungsknoten?«
    »Natürlich. Ich stehe hier an einem. Du und Topra befindet euch vermutlich an ähnlichen Orten.«
    »Das ist es!«, triumphierte Francisco. »In allen drei Welten hatte sich jemand gefunden, der in den ›Lauf der Welten‹ eingreifen wollte, um ›seine Macht zu mehren‹, wie Imhotep es ausdrückte. Aber sie haben nicht zusammen-, sondern gegeneinander gearbeitet. Deshalb wurde das Gleichgewicht gestört.«
    »Mit eingesperrtem Himmelslicht?«, argwöhnte Trevir.
    »Das ist die blumige Sprache der Ägypter. Du könntest ebenso gut ›Saphirdolch‹ sagen, vermutlich auch etwas anderes benutzen, in dem blaues Licht gebändigt wird.«
    »Und wie, bitte schön, sollen wir die ›Fesseln sprengen‹, die Molog den drei Welten angelegt hat?«
    Ein schreckliches Krachen hallte aus Trimundus herüber. Francisco krallte sich an Hobnaj fest. Trevir und das Mädchen an seiner Seite verschwanden in einer Wolke aus Staub. Der Nubier und sein Schützling lauschten. Francisco rechnete mit dem Schlimmsten, doch obwohl auch die Kammer des Wissens immer heftiger schwankte, die Decke nun sogar Wellen schlug wie flüssige Gallertmasse, brach die Erde doch noch nicht entzwei. Endlich tauchten die Schemen von Trevir und seiner Begleiterin wieder in dem gleißenden Licht auf.
    »Ich dachte schon, alles wäre vorbei«, keuchte Francisco.
    »Das wird es auch gleich sein.«
    »Warte, Trevir! Wie hat dieser Molog den lebenden und den unbeweglichen Schwingungsknoten – entschuldige, aber mir fällt gerade kein besseres Wort dafür ein – zusammengenagelt?«
    »Indem er Wulf genau an einem Angelpunkt des Triversums umbrachte – jetzt verlang bitte nicht von mir, ich soll ihn von den Toten auferwecken.«
    »Das ist es! Als das Leben ihn verließ, wurde er eins mit dem Schwerpunkt. Du musst ihn von dort fortschaffen! So schnell wie möglich!«
    »Wen? Wulf?«
    »Ja doch, Trevir! Ihr seid zu zweit. Schleppt ihn sofort weg, je weiter, desto besser.«
    Wieder erbebte Saint Dryden’s Temple und diesmal pflanzte sich die Erschütterung bis nach Anx und auf die Erde fort. Hier wie dort schien die Kammer des Wissens sich wie unter Schmerzen aufzubäumen. Läge sie nicht in massivem Fels, wäre sie vermutlich längst zusammengestürzt.
    »Dafür bleibt keine Zeit mehr«, keuchte Trevir. »Ich habe eine bessere Idee.«
    Francisco, Topra und noch einige andere in den drei Welten sahen, wie das Oberhaupt des Dreierbunds mit ausgestrecktem Arm auf den Altartisch zurannte. Gleichzeitig fühlten die Drillinge ein Ziehen, als würden sie jeden Augenblick mitten entzweigerissen. Das Triversum, Multiversum, Drillingsuniversum oder wie immer die drei umeinander schwingenden Welten je genannt wurden, konnte den an ihnen zerrenden Kräften nicht länger standhalten. Trevir sprang mit vorgereckter Hand auf den Leichnam zu.
    Plötzlich war Wulf verschwunden.
    Trevir landete hart und schrie vor Schmerzen auf, als seine Brustwunde auf dem Altartisch aufschlug. Sogleich war das Mädchen wieder bei ihm und half ihm auf die Beine. Unterdessen spürten Francisco und Topra bereits die Veränderung. Das Beben wurde zu einem Zittern und schließlich erstarb auch das.
    »Er hat es geschafft!«, keuchte Topra. Auch an seiner Seite standen jetzt zwei Frauen, eine
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