Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman

Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman

Titel: Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman
Autoren: Tonke Dragt
Vom Netzwerk:
der seitlich abbog. Dort stand ein Schild – das erste Schild, das ich hier sah. Es war dunkelgrün gestrichen und es stand nichts darauf außer einer feuerroten Zickzack-Zeichnung:

    Ich sah sie mir an und fuhr erschreckt zusammen, weil plötzlich das Bellen eines Hundes durch die Dünen schallte. Da war er auch schon! Er kam herangeschossen und sprang an mir hoch. Es war ein freundlicher Hund mit matt glänzendem, rotbraunem Fell und langen Schlappohren. Ich begriff sofort, dass er mit mir spielen wollte; er war so lieb, dass ich vor Freude fast zu weinen anfing. Zum Glück tat ich es dann doch nicht, denn jetzt tauchte auch der Herr des Hundes auf und beobachtete unser Spiel. Ich wäre am liebsten fortgelaufen, aber der Hund hatte sich gerade einen meiner Schuhe geschnappt, und so musste ich warten, bis ich ihn wiederhatte. Und als mir der Hund meinen Schuh zurückgegeben hatte, wollte er mich nicht gehen lassen; er jagte jaulend zwischen mir und seinem Herrchen hin und her. Der Mann war ganz in Braun und Grün gekleidet; er trug einen drolligen Hut über dem gebräunten Gesicht. Seine Augen waren hellblau und von lauter kleinen Fältchen umgeben; sie blickten mich sehr forschend an. Ich hatte keine Angst vor dem Mann, aber ich fühlte mich doch ein wenig unsicher. »Gehst du mit uns zum Strand?«, fragte er.
    Ich sagte ihm, dass ich in die andere Richtung müsse, und überlegte, ob er mich wohl kennen könne. Er verhielt sich so, als ob dies nicht der Fall sei – aber ganz sicher bin ich mir auch jetzt noch nicht. Er plauderte weiter, über das Wetter und dergleichen, während ich die ganze Zeit überlegte: Wie werde ich ihn nur los? Schließlich sagte ich: »Ich muss jetzt gehen, sonst komme ich zu spät.«
    Und da fragte er: »Du bist hier fremd, nicht wahr?«
    Ich murmelte so etwas wie: »Ach nein – das heißt, nur ein wenig«, und dann sagte ich, dass ich eine Verabredung hätte. Der Hund sprang wieder an mir hoch.
    »Hör jetzt auf, Téja«, sagte der Mann, und dann zu mir gewandt: »Ich würde mir an deiner Stelle nicht gerade diesen Weg aussuchen«, er zeigte auf den Pfad, in den ich eigentlich abzweigen wollte, »das Schild steht nicht umsonst da …« Er redete noch weiter, aber ich verstand nicht, was er meinte. (Vielleicht habe ich auch nicht richtig zugehört.) »… nicht direkt verboten, aber für manche Leute gefährlich«, sagte er und dann schlug er mir noch vor: »Du kannst gerne mal zu uns in die Stadt kommen, dann trinken wir ein Gläschen zusammen. Ich wohne …« Ja, er nannte mir seine Adresse; aber wie sehr ich mir auch den Kopf zerbreche, sie fällt mir nicht mehr ein.
    (Werde ich morgen alles vergessen haben, was ich heute erlebt habe? Es ist doch gut, alles aufzuschreiben.)
    Endlich ging der Mann weiter und der Hund folgte ihm. Erst nach einer Weile merkte ich, dass mir eine Socke fehlte; die hatte natürlich der Hund entführt.
    Erst hatte ich nicht den Mut, den Pfad mit dem Schild zu betreten, darum ging ich geradeaus – ganz langsam, während ich mich immer wieder umschaute, bis ich den Hund und den Mann nicht mehr sah. Dann rannte ich zurück und bog doch in den gefährlichen Weg ein. Weshalb eigentlich gefährlich? In meinen Gedanken schaltete es auf einmal und dann tauchte so ein komischer Satz auf: »Es ist untersagt, Pflanzen und Blumen zu pflücken oder auszureißen.« Aber das hatte ich nun wirklich nicht vor! Außerdem: Warum sollte so etwas je verboten werden?
    Der Weg war schmal und von dunklen Nadelgehölzen umsäumt. Es war sehr still dort, nur in den Baumwipfeln rauschte und raschelte es. Ich zog meine eine Socke und die Schuhe wieder an und ging weiter. Der Weg führte nun bergab, so dass ich die Türme nicht mehr sah; ich nahm jedoch an, dass die Richtung stimmte. Über mir klarte der Himmel ein wenig auf und ab und zu kam die Sonne hervor. Auf dem Boden entdeckte ich runde, gelbe Blümchen und blau-weiße, sternförmige Glöckchen. Und doch schien mir der Weg irgendwie nicht geheuer; immer wieder nahm ich mir vor: »Noch bis zur nächsten Biegung – dann kehre ich um.« Ich hatte noch immer keine Ahnung, wer ich war, und der Fuß, an dem die Socke fehlte, tat mir weh.
    Schließlich kam ich zu einem umgestürzten Baum und daneben stand ein kleines Gebäude: niedrig, grau und fensterlos. Auf der Tür aus Metall war wieder das rote Zickzack-Zeichen zu sehen. Dieses Zeichen sieht aus wie ein Blitz, und ich vermute, dass es »Lebensgefahr« bedeutet: »Pass auf,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher