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Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman

Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman

Titel: Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman
Autoren: Tonke Dragt
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verboten – mach, dass du wegkommst!«
    Die Luft dort war drückend und schwer. Ich hatte das Gefühl, dass sie auf mir lastete, und ich konnte kaum Atem holen. Ob dies wohl der Mittelpunkt allen Übels ist?, überlegte ich. Auf keinen Fall darf ich hier irgendetwas anfassen. Dieses Häuschen ohne Fenster gehört nicht hierher; es ist sicher aus der Luft gefallen und hat den Baum umgeworfen. Und wenn ich nicht zu den Türmen müsste, würde ich nicht daran vorbeigehen. Die Türme müssen nun ganz in der Nähe sein, aber ich sehe sie nicht – wo sind sie nur …
    Kein Mensch war weit und breit zu sehen, und doch hatte ich das Gefühl, von etwas oder irgendjemandem beobachtet zu werden. Aber dicht neben dem Häuschen blühten wunderschöne Blumen mit großen, runden Blüten – rot, rotbraun und goldgelb; sie sahen wie Kokarden aus. Auf einmal hatte ich den Mut, mich der Gefahr auszusetzen; ich pflückte eine der Blumen und lief dann schnell weiter. – Es ist diese Blume hier, die jetzt in einem Glas vor mir auf dem Tisch steht. Ist es möglich, dass solche Blumen im Februar blühen?
    Ich hatte das fensterlose Haus mit der Zickzack-Zeichnung hinter mir gelassen; der Pfad wurde zu einem normalen Weg. Er machte eine Kurve und da sah ich die Türme wieder vor mir. Sie standen links von mir; rechts jedoch entdeckte ich zwischen zwei Bäumen hindurch einen schwarzen Schatten, hoch oben auf einer Düne … nein, es war kein Schatten – es war ein Mann und er blickte in meine Richtung. War es der Besitzer des Hundes? Ich weiß es nicht, denn schon verschwand er wieder. Ich begann zu rennen, auf die Türme zu.
    Der Weg endete schließlich; auf der landzugewandten Seite der Dünenkette befand sich eine freie Fläche und dort standen die Türme und warteten auf mich – der erste ganz in der Nähe, der zweite ein Stückchen weiter weg. Die Türme, die ich kenne. Weil ich auf einmal richtig schalte. (Vielleicht!) Ich weiß noch genau, wie sie aussehen – muss ich sie beschreiben?
    Ich fange mit dem ersten Turm an. Wenn man von den Dünen herkommt, über den unheimlichen Pfad, sieht man zwei Seiten des rechteckigen Blocks – ja, die Türme sind nichts anderes als furchtbar hohe, wuchtige Blöcke; kaum zu glauben, dass so etwas je gebaut worden ist. – Die Schmalseite ist eine blinde Wand aus grauem Stein, von gelben Streifen unterbrochen. An der Breitseite sind lange Reihen Fenster angebracht; ab und zu ein paar Türen dazwischen, die auf Galerien mit gelben Metallgittern führen. Von den oberen Etagen aus müsste man das Meer sehen können.
    Ich habe ganz nah davor gestanden und mir ist schwindelig geworden, als ich nach oben schaute. All die waagerechten Fensterreihen, all die aufeinander gestapelten Türen und Galerien! Jede Etage sieht haargenau so aus wie die andere; nur ein paar Fensterscheiben sind zerbrochen. Insgesamt gibt es zwölf Etagen. Die unterste, direkt über dem Boden, zähle ich nicht mit; sie ist grau und glatt und hat nur wenige, ganz kleine Fenster. An der Breitseite springt ein Stück vor; dort befinden sich der Eingang und das Treppenhaus. Und ganz links außen windet sich eine hohe Spirale aus Metall von unten nach oben – »die Wendeltreppe«, sagt der Turmwächter.
    Der zweite Turm gleicht dem ersten wie ein Ei dem anderen; beide sind rechteckig und streng in ihrer Art. Wenn man jedoch nach oben schaut, beginnen sie sich zu bewegen; sie neigen sich nach vorn, auf einen zu, und weiter oben werden die Fenster und Türen immer kleiner. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. Ebenso ist es vielleicht nur Einbildung, dass ich sie zu kennen glaube, denn sie sind leer und unbewohnt – ja, sie waren noch nie bewohnt (sagt der Turmwächter). Eigentlich hätte ich mir das auch gar nicht vorstellen können, dass jemand dort wohnen würde. Und trotzdem … Wozu stehen sie sonst da, zu was sind sie nutze?
    »Du musst dich daran erinnern …«
    »Aber es gelingt mir nicht …«
    »Es ist jetzt dunkel draußen; möchtest du hinausgehen und sie dir noch mal ansehen? Deine Februartürme …«
    »Nein, es regnet draußen, ich möchte lieber schlafen gehen.«
    »Dann also gute Nacht. Morgen, wenn du wach wirst, weißt du vielleicht mehr.« 2)
    2) Hier endet die andere Handschrift. Vom 31. Februar an schreibt der Verfasser wieder selbst.
    31. Februar (Sonntag)
    O nein – ich weiß zwar alles von gestern, aber ein Vorgestern gibt es noch immer nicht. Herr Avla hat mir gesagt, dass ich in seiner Hütte bleiben
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