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Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman

Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman

Titel: Die Tuerme des Februar - Phantastischer Roman
Autoren: Tonke Dragt
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Zwei hohe Türme, der eine ein wenig näher als der andere. Große, rechteckige Steinblöcke, graugelb, fast leuchtend vor dem düsteren Himmel.
    Gebäude, die regelmäßig und streng wirkten, von oben bis unten mit Fensterreihen versehen – jedes Fenster ein hohles Auge, das zu mir herüberschaute und mich doch nicht sah. Sie überragten die Dünenkette; vielleicht standen sie auch mitten in den Dünen.
    Ich kenne diese Türme, ja, ich kenne sie. Ich bin ganz sicher, dass ich etwas mit ihnen zu tun habe.
    Ich hielt den Atem an. Wenn ich mäuschenstill stehen blieb, würde es mir schon einfallen, aber es glückte mir nicht, den Atem lange genug anzuhalten – und was mir zuerst bekannt schien, wurde wieder unbekannt. Nur ein einziges Wort kam mir in den Sinn – ein Wort, das zu den Türmen gehörte: Februar.
    Auch jetzt noch habe ich das Gefühl, dass es so ist, wenn ich auch den Grund nicht weiß. Nun ja, augenblicklich ist Februar (falls Februar tatsächlich ein Monat ist; manchmal habe ich den Eindruck, dass es ein ganz schreckliches Wort ist).
    Darum gebe ich meiner Geschichte einen Titel, den ich mir eben überlegt habe:
    Die Türme des Februar
    Jetzt mache ich Schluss mit dem Schreiben. Der alte Mann stellt mir Fragen, und er möchte, dass ich weiter alles aufschreibe. Alles – und ich weiß doch nichts! Soll er doch selbst erst mal erzählen, denn er ist schließlich der Turmwächter. Ich weiß nicht mal, wie er heißt. Und doch: Er ist nett zu mir und ich bin sehr müde.
    Was heute sonst noch geschah, hat der alte Mann für mich aufgeschrieben; sein Name ist
    1)
    1) Von hier an folgen einige Seiten in einer anderen Handschrift, in der des »alten Mannes«: Avla.
    (Das Datum bleibt weiterhin der 30. Februar und der Wochentag ist Samstag.)
    Ich fasste einen Entschluss: Ich wollte zu den Türmen gehen. Und das tat ich auch. Ich konnte nicht schnurstracks auf sie zugehen; die Wege machten so viele Biegungen und manchmal gab es überhaupt keine Wege. Ab und zu sah ich die See und das Schiff. Immer wieder verlor ich die Türme für kurze Zeit aus den Augen und war erleichtert, wenn ich sie wieder sah. Trotzdem – ich ging nicht sehr gerne dorthin, mir fiel nur nichts Besseres ein. Vögel flogen über mich hinweg; das Rauschen der See war ständig zu hören. Dann erschrak ich vor einem kleinen Tier, das plötzlich aufsprang und davonhuschte, oder auch vor dem Rascheln des Windes im Gras. Immer wieder schaute ich mich um, ob ich nicht irgendwo einen anderen Menschen sah. Aber niemand war da. Türme werden aber doch von Menschen gebaut, dachte ich.
    Der Himmel wurde immer dunkler, obwohl es noch nicht Abend war. Ganz plötzlich jedoch brach die Sonne durch die Wolken, dort hinten über dem Meer. Und die Türme des Februar glänzten in einem so unheimlichen Licht, dass mich die Angst packte.
    Wäre es nicht besser, vor ihnen wegzulaufen? Vielleicht bin ich schon auf der Flucht!
    Ach nein, ich bin doch von der See her gekommen. Mit dem Schiff. Da waren doch die Fußspuren auf dem Strand! Ohne Schiff wäre es ja gar nicht möglich gewesen, trocken an Land zu kommen …
    Aber wie es auch gewesen sein mochte – ich ging weiter. Ich musste das Risiko auf mich nehmen. Ich musste zu den Türmen, denn sie waren die einzigen Dinge, die mir bekannt vorkamen. Und wenn sie auch noch so gefährlich waren! Ich zog meine Schuhe und Strümpfe aus und lief auf bloßen Füßen weiter – immer wieder auf eine Düne hinauf und auf der anderen Seite wieder herunter. Bis ich auf einmal Stimmen hörte.
    Ich stieß auf einen schönen, breiten Weg, und dort gingen Leute, in Richtung auf die See zu. Ich hielt es für besser, mich nicht sehen zu lassen, und so versteckte ich mich hinter einem Strauch. Menschen! Eigenartig aussehende, bunt gekleidete Menschen. Sie blieben stehen und sprachen leise miteinander; ich konnte sie nicht verstehen. Sie zeigten auf irgendetwas mit den Händen – erst zur See hinüber und dann auf die Türme. Sie würden mich bestimmt jeden Moment entdecken … Aber sie sahen mich nicht, sie achteten gar nicht auf mich.
    Nachdem sie verschwunden waren, ging ich ebenfalls über den breiten Weg. Zurück zur See wollte ich nicht. So ging ich in die entgegengesetzte Richtung; von den Türmen sah ich nur noch den oberen Teil. Ich musste versuchen, irgendwo nach rechts abzubiegen, um dorthin zu gelangen. Der Weg war von dornigen Pflanzen und stacheligen Sträuchern umgeben; nach einer Weile jedoch kam ich an einen Pfad,
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