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Die Verführung des Mondes (German Edition)

Die Verführung des Mondes (German Edition)

Titel: Die Verführung des Mondes (German Edition)
Autoren: Hannah Kaiser
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Kapitel 1
    Es ist 15:47 Uhr, ich höre das kleine Glöckchen an der Tür und Ella kommt herein. Sie ist pitschnass. Und 17 Minuten zu spät.
    „Entschuldigung!“ , nuschelt sie. „Draußen regnet es in Strömen und ich habe meinen Schirm gesucht …“.
    Ich blicke von dem Katalog hoch, in dem ich gerade geblättert habe und muss schmunzeln. Sie sieht aus, wie ein nasser, schwarzer Hund, wie ein begossener Pudel. Ihre schwarzen Locken triefen vor Nässe und hängen ihr wild um den Kopf, zu ihren Füßen bildet sich eine Pfütze. Sie fängt meinen Blick auf und lächelt zurück, ihr Gesicht wirkt dabei irgendetwas zwischen schelmisch und ein bisschen schuldbewusst. Ich seufze.
    „Anscheinend hättest du dir die Suche nach deinem Schirm auch sparen können, sie scheint nicht sehr erfolgreich gewesen zu sein!“
    „Stimmt! “, sagt sie und schüttelt sich und die Ähnlichkeit mit einem nassen Hund wird noch größer. Wassertropfen spritzen in alle Richtungen und ich werde ein bisschen nass. Ich muss nun richtig lachen.
    Ella hängt ihren Mantel an die Garderobe neben der Tür, er scheint wasserdicht zu sein, denn ihr Kleid sieht trocken aus.
    “Ich muss los!“, sage ich. Sie nickt.
    Ich nicke ebenfalls, ziehe meinen Trenchcoat an und greife nach meinem Schirm.
     
    Im Rausgehen werfe ich einen schnellen Blick in den Spiegel. Ich sehe müde aus und ich kann mein Spiegelbild nicht leiden. Meine Frisur, die heute Morgen noch gut ausgesehen hat, fällt in sich zusammen. Es sieht unordentlich aus. Mein Make-up scheint sich im Laufe des Tages irgendwie aufgelöst zu haben, meine Haut wirkt grau und fleckig, meine Augen müde und alt. Ich finde, ich sehe aus, wie eine graue Maus. Eine alte, müde graue Maus, um genau zu sein.
    Ich seufze, winke Ella noch kurz zu und gehe nach draußen.
     
    Der Regen ist zwar weniger geworden, aber es sieht dennoch alles ganz grau aus. Der Himmel, die Häuser, die Straßen, sogar die Gesichter der Menschen wirken irgendwie grau. Die Luft ist kühl und es riecht fast schon nach Winter.
    Ich lege die paar Schritte bis zu meinem Auto im Laufschritt zurück, ich habe meinen Mantel nicht zugemacht und trage darunter nur ein dunkelblaues Hemdblusenkleid, mir ist ein bisschen zu kalt.
     
    Kaum sitze ich im Auto, klingelt mein Handy und spielt die Titelmelodie von „Der kleine Horrorladen“, es ist meine Mutter.
    „Hi Mu m!“
    „Luna, mein Schatz “, antwortet sie am anderen Ende, „Soll ich Kate heute vielleicht für dich vom Kindergarten abholen? Ich hatte ihr ja ohnehin versprochen, dass sie bei uns übernachten darf, wenn das für Dich okay ist …“
    Ich merke, dass sie zögert. Wir hatten schon oft Streit, weil sie manchmal zu vergessen scheint, dass ich Kates Mutter bin und nicht sie es ist.
    „Das wäre ganz wunderbar Mum, ich danke dir!“, antworte ich schnell, damit sie sich keine Sorgen macht. Ich bin ohnehin spät dran und Kate wird sich freuen, wenn sie bei ihren Großeltern übernachten darf.
    „Ich hole Katie morgen Nachmittag bei Euch ab.“
    Ich wünsche viel Spaß und lege auf, bevor sie Gelegenheit dazu hat, mich darauf hinzuweisen, mich warm genug anzuziehen oder genug zu essen und nicht zu viel Alkohol zu trinken oder was ihr in diese r Richtung sonst noch so einfallen mag.
     
    Ich liebe meine Mum. Aber sie ist manchmal anstrengend, wirklich anstrengend. Und sie scheint manchmal nicht zu wissen, dass ich 30 Jahre alt bin und eine erwachsene Frau, nicht mehr ihr kleines Mädchen, das an die Hand genommen werden muss.
     
    Da ich mich nun nicht mehr länger beeilen muss, beschließe ich noch einkaufen zu gehen. Eine Weile stehe ich unschlüssig vor den Regalen herum, schließlich entscheide ich mich für eine Tiefkühlpizza. Auf dem Weg zur Kasse sehe ich mein Spiegelbild im Glas der Kühlvitrinen. Kleid und Mantel machen mich schlank. Ich zögere einen Moment, dann drehe ich um und kaufe noch zwei Tafeln Schokolade. Kate wird nicht mitessen, also muss es ja nichts Gesundes geben und es ist Freitagabend, frustrierend genug, an einem solchen Abend alleine zu Hause zu sitzen.
    Nachdem ich den Supermarkt verlassen habe, verstaue ich die Einkäufe in meinem Wagen und überlege mir, noch zu dem kleinen Weinladen zu fahren den ich neulich entdeckt habe und mir eine Flasche Rotwein zur Pizza zu leisten.
    Der freundliche Verkäufer überredet mich zum Kauf einer Flasche Tempranillo, die fast so teuer ist, wie meine restlichen Einkäufe zusammen, aber irgendwie habe ich
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