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Die Tuer zur Zeit

Die Tuer zur Zeit

Titel: Die Tuer zur Zeit
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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hole Papier und einen Stift für die Karte«, sagte
Jason schnell. »Wartet hier auf mich!«
    Als Jason den Raum verlassen hatte, blickte Julia auf
das Meer hinaus. Weiße Schaumkronen tanzten auf dem
Wasser. »Du hast mir noch nicht gesagt, ob du an Gespenster glaubst oder eher nicht«, sagte sie zu Rick, ohne ihn
anzuschauen.
    Rick lehnte sich an die Statue der Fischerin, die sich kalt
und stark anfühlte. »Mein Vater sagte, dass es Gespenster
gibt«, antwortete er, »und dass jeder sein eigenes hat.«
    Julia drehte sich um. »Und wer ist dein Gespenst?«
    »Mein Vater«, erwiderte Rick mit einem Gesichtsausdruck, der plötzlich hart und starr geworden war. »Er ist
auf See gestorben, vor zwei Jahren.«
    »Das tut mir leid«, flüsterte Julia.
    Rick sagte nichts darauf und eine betretene Stille breitete sich im Raum aus.



Erst als Jason zurück war, löste sich ihr Schweigen.
Gemeinsam entschieden sie, zunächst die Zimmer
im ersten Stock unter die Lupe zu nehmen, dann
kehrten sie ins Erdgeschoss zurück. Das steinerne Zimmer, das älteste des Hauses, machten sie zu ihrem Hauptquartier. Hier entstand der Grundriss der Villa Argo.
    »Es gibt drei Kamine. Einer davon ist in der Küche,
einer ist hier und der andere draußen. Drei Badezimmer.
Zwei Esszimmer. Vier Wohnzimmer. Fünf Schlafzimmer.
Eine Bibliothek, eine halbe Bibliothek und ein ... was hast
du da geschrieben, Julia?«
    »Ein Arbeitszimmer. Das ist der Raum mit dem Holzschreibtisch neben der Bibliothek, der mit der bemalten
Decke.«
    »Und ein Arbeitszimmer, wie Julia es nennt«, schloss
Jason.
    »Ist das hier die Treppe, wo all die Porträts hängen?«,
fragte Rick und zeigte auf eine Stelle ihres Plans.
    »Nein, das ist die, die in den Keller führt.«
    Rick nickte. Der Keller war eigentlich ein riesiger, staubiger Saal, der mit Möbeln und allen möglichen anderen
Gegenständen vollgestopft war, sodass nur ein schmaler
Gang dort hindurchführte. Weil er ihnen ziemlich düster
vorgekommen war, hatten sie ihn nicht genauer untersucht.
Julia hatte erklärt, dass sich das Gespenst des ehemaligen
Besitzers, wenn es wirklich existierte, nicht einmal im
Traum dort verstecken würde. Jason und Rick hatten ihr
zugestimmt und die Rumpelkammer wieder verlassen.

    Jason beugte sich über den Grundriss und steckte den
Stift in den Mund. »Hmm ... jetzt fehlt nur noch das Zimmer im Türmchen, oben am Ende der Treppe. Und dann
sind wir fertig.«
    »Ach, das Leuchtturmzimmer ...«, murmelte Rick.
    »Das was?«, hakte Jason nach.
    »Das Leuchtturmzimmer. Dort hielt sich Ulysses Moore
immer in den Abendstunden auf. In diesem Zimmer
blieb das Licht bis tief in die Nacht hinein an. Es war, als
wollte es dem anderen Leuchtturm Konkurrenz machen,
dem echten Leuchtturm auf der anderen Seite der Bucht.«
    Sie schwiegen eine Weile und stellten sich das hell
erleuchtete Türmchen hoch oben über den Klippen vor.
    »Rick, was war dieser Ulysses Moore eigentlich für ein
Mensch?«, fragte Julia.
    Rick zuckte mit den Schultern. »Um ehrlich zu sein,
ich weiß es nicht. Und ich glaube, dass niemand in Kilmore Cove das weiß.«
    Die Zwillinge sahen sich verwundert an.
    »Er war sehr ... na ja, exzentrisch, versteht ihr?«, fuhr
der rothaarige Junge fort. »Und nicht sehr gesellig. Könnt
ihr euch vorstellen, dass er nie hinunter ins Dorf gekommen ist?«
    »In vierzig Jahren?« Julia sah Rick ungläubig an.
    »In vierzig Jahren.«
    »Aber wie ist das möglich?«
    »Keine Ahnung. Er war verheiratet. Meine Mutter
kannte seine Frau und die kam gelegentlich ins Dorf, um
Sachen zu erledigen, Fisch zu kaufen, Post abzuholen ...
eben um all das zu machen, was man normalerweise in
einem Dorf macht. Ihn dagegen hat man dort nie gesehen. Und nachdem seine Frau gestorben ist ...«
    »Woran ist sie denn gestorben?«, wollte Jason wissen.
    Rick schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Aber nach
ihrem Tod fing er an den Gärtner zu schicken.«
    »Nestor?«
    »Ja, genau. Soweit ich weiß, arbeitete Nestor auch
schon in der Villa Argo, als Mistress Moore noch lebte.
Nach ihrem Tod begann er dann ihre Aufgaben zu übernehmen. Er fuhr mit dem Moped ins Dorf hinunter, weil
er mit seinem Fuß nicht Auto fahren kann, und machte
alle Erledigungen für den alten Mister Moore.«
    »Und der rührte sich nie von hier weg?« Schon allein
bei dem Gedanken standen Julia die Haare zu Berge.
    »Nein. Man erzählt, dass er ein Boot hatte, ein großes
Holzboot, das
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