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Die Tuer zur Zeit

Die Tuer zur Zeit

Titel: Die Tuer zur Zeit
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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die Hacke, mit der er gerade gearbeitet hatte, auf den Boden. »Bleibt hier stehen. Keiner rührt sich!«
    »Aber, Mister Nestor!«, protestierten die Zwillinge.
    »Keinen Schritt weiter!«, gab der alte Mann zurück
und hinkte schnell zu seinem Häuschen.
    Er ging hinein und kam nach einigen Minuten mit
einem Stück Stoff in der Hand zurück, das er Rick
zuwarf. Es war eine Badehose. »Zieh die an, die passt dir
sicher.« Dann wandte er sich ab und fuhr damit fort, die
Erde eines Beets aufzulockern. »Und jetzt ab mit euch!«
Er hielt eine kleine Begonie hoch. »Ich würde sie gerne
einpflanzen, bevor der Wolkenbruch losgeht.«
    »Aber es scheint doch die Sonne«, sagte Jason verwundert.
    »Nicht mehr allzu lange. Wenn ein Gewitter aufzieht,
müsst ihr sofort aus dem Wasser kommen, verstanden?
Los! Da vorne geht es runter.«
    Das ließen sich die drei nicht zweimal sagen.
    Vorsichtig stiegen sie die Treppe zum Meer hinab. Die
Stufen waren grob in den Fels gehauen und sahen nicht gerade einladend aus. Mit beiden Händen hielten sie sich
an dem am Fels befestigten Tau fest, während ihnen der
nach Algen und Sand riechende Wind das Haar zerzauste. Je weiter sie nach unten kamen, desto feuchter und
rutschiger wurden die Treppenstufen.

    Rick, der das Schlusslicht bildete, drehte sich von Zeit
zu Zeit um. Irgendwie hatte er das Gefühl, beobachtet zu
werden. Einmal kam es ihm so vor, als hätte er einen Lichtreflex gesehen. Das kurze Aufblitzen, dachte er, könnte
von einem Fernglas stammen. Wahrscheinlich behielt der
gute Nestor sie im Auge. Er fand diesen Gedanken sehr
beruhigend.
    Endlich erreichten sie die Bucht. Sie bestand aus einer
Sandzunge zwischen zwei Riffen, die den kleinen Strand
vor Wind und neugierigen Blicken schützten. Hoch über
ihnen badete die Villa Argo in den warmen Sonnenstrahlen. Möwen nisteten in Nischen und auf Felsvorsprüngen, flogen zwischen Klippen und Wasser hin und
her und riefen einander mit rauer Stimme etwas zu.
    Julia warf als Erste ihr Handtuch auf den feinkörnigen
Sand des Strands, der flach ins Meer abfiel, und stürzte
sich kopfüber ins kalte Wasser. Sie verschwand unter den
Wellen und tauchte zehn Meter weiter vorne wieder auf.
»Kommt!«, rief sie und strich ihr Haar zurück. »Es ist
herrlich!«
    Die großen Wellen brachen sich außen an den Riffen
und schleuderten Tausende von Wassertröpfchen empor,
sodass hin und wieder kleine Regenbögen entstanden.

    Beim Aufschlagen erzeugten die Wellen ein beruhigendes
Geräusch.
    Auch Rick sprang ins Meer und schwamm mit kräftigen Zügen hinaus, um die Gänsehaut loszuwerden.
    Jason dagegen blieb mit verschränkten Armen im kniehohen Wasser stehen und sah alles andere als glücklich
aus.
    »Los, du Warmduscher!«, rief ihm seine Schwester zu,
während sie zu Rick schwamm. »Der war schon immer
so«, erklärte sie. »Wenn das Wasser nicht vierzig Grad
hat, geht er nicht rein.«
    Rick grinste. »Wenn das so ist, gibt es nur eins ...«, flüsterte er.
    Jason begriff sofort, dass Rick etwas im Schilde führte,
und versuchte sich auf den Strand zu flüchten. Doch zu
spät, von hinten traf ihn ein Schwall Wasser am Rücken
und er schrie fluchend auf.
    Oben auf der Klippe musste Nestor schmunzeln.
    Er hörte Jasons Schreie, die sich mit Julias und Ricks
Lachen vermischten, und wusste nun, dass die drei den
Strand wohlbehalten erreicht hatten. Es war schön, Kinder im Haus zu haben. Das bedeutete zwar mehr Arbeit,
aber jetzt machte es endlich Sinn, den Garten zu pflegen
und bunte Blumen zu pflanzen, auch wenn sie früher oder
später ein verirrter Fußball niedermähen würde ... Es war
schön, morgens aufzuwachen und sich den Tag vorzustellen, der vor einem lag: ihre Fragen, ihre Neugierde. Und wenn es auch noch mutige Kinder waren, wie er es sich
erhoffte ... Wer weiß?

    Der Wind trug immer noch ihr Lachen zu ihm herauf
und dieses Lachen stellte für die Villa Argo bereits eine
bedeutende Verbesserung dar.
    »Es gibt nichts Schöneres«, sagte er leise vor sich hin.
»Es gibt nichts Schöneres.« Er drückte mit den Fingern
Löcher in die feuchte Erde, um die kleinen, zarten Begonien einzupflanzen.
    Ein Fernglas hatte er nicht.
    Nach einem ausgiebigen Bad legte sich Julia bäuchlings
auf ihr Handtuch und reihte vor sich die kleinen Schätze
auf, die sie im Sand gefunden hatte: zwei türkisblaue
Steine, fünf glatte weiße Kiesel, Muschelschalen und ein
Stück Holz, an dem
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