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Die Tuer zur Zeit

Die Tuer zur Zeit

Titel: Die Tuer zur Zeit
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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in einer kleinen Bucht unter den Klippen
vor Anker lag. Das kann gut sein. Ich habe da eine Treppe
gesehen, die zum Strand führt. Wer weiß, ob es jetzt ...«
Rick hielt inne. Wenn es das Boot noch geben würde,
hätte er es sicher von zu Hause aus gesehen.
    »Aber warum ist er nie ins Dorf gegangen?« Julia kratzte
sich am Kopf. »Außerdem finde ich es echt komisch, dass
ihn nie jemand zu Gesicht bekommen hat!«
    »Es heißt, er wäre von einer furchtbaren Narbe entstellt gewesen, die sich quer über sein Gesicht zog. Mehr
weiß ich auch nicht.«

    Plötzlich hatte Julia eine Idee. »An der Treppe hängen
doch die Bilder!«, rief sie und packte Jason am Arm.
    Der zuckte erschrocken zusammen und ließ den Stift
fallen, auf dem er gerade herumgekaut hatte. Dieser
rollte unter einen großen Schrank. »Hey, langsam«, protestierte er.
    Doch Julia war nicht zu bremsen. »An der Treppe
hängen die Porträts aller Leute, die jemals hier gewohnt
haben. Schauen wir uns das entstellte Gesicht des alten
Ulysses doch einmal an!«
    Rick und Julia flitzten aus dem steinernen Zimmer,
während Jason den Boden absuchte.
    »Los, Jason«, rief Julia. »Komm und schau dir das an!«
    Jason vergaß sofort den Stift und folgte ihnen. »Wahnsinn!«, sagte er leise.
    Ganz oben am Ende der Treppe fehlte ein Gemälde.
Es hatte an der Wand einen helleren Fleck hinterlassen.
    »Ausgerechnet seines fehlt!«
    »Es wurde gestohlen ...«
    »Oder jemand hat es abgenommen ...«
    »Aber warum? Und wer soll das getan haben?«
    »Habt ihr das gerade auch gehört?«
    »Nein. Was denn?«
    »Ich weiß nicht, es klang wie ...«
    »Oh, Jason!«, rief Julia, »da war absolut nichts!« Aber
dann hörte sie es auch. Ein gedämpftes Geräusch wie von
Schritten.

    Alle drei drehten sich langsam zu der Spiegeltür oben
am Ende der Treppe um.
    Es war die Tür, die zu dem Zimmer im Türmchen
führte.
    Von dort kam das Geräusch.
    Sie blieben stehen und lauschten, aber es war nichts
mehr zu hören. Nach einer Weile nahmen sie ihren
ganzen Mut zusammen und gingen auf die Tür zu. Es
war, als kämen ihnen ihre Spiegelbilder entgegen.
    Jason streckte den Arm aus, umfasste den Türknauf
und drehte ihn, bis das Schloss klickte. Die Spiegeltür
ging einen Spalt weit auf, der gerade breit genug war, um
in den Raum dahinter zu spähen.
    »Und? Was siehst du?«, flüsterte Julia.
    Jason erblickte einen großen Tisch, der über Eck zwischen zwei Fenstern stand, die einen atemberaubenden
Ausblick auf das Meer, Kilmore Cove und den Park
boten. Daneben befand sich auf einer alten Truhe eine
Sammlung von kleinen Schiffsmodellen. Ein Stapel Zeitschriften lag auf dem Boden.
    »Nichts«, flüsterte Jason und öffnete die Tür, sodass sie
eintreten konnten. »Absolut nichts.«
    »Aber wie kann das sein?«, fragte Julia.
    In genau diesem Augenblick war das Klopfen wieder
zu hören und die Ursache des Geräuschs war schnell
gefunden. Eines der Fenster stand offen und schlug gegen
den Rahmen.

    »Damit wäre dieses Rätsel also gelöst.« Julia seufzte
und trat ans Fenster, um die herrliche Aussicht zu genießen.
    Jason ließ den Blick über den Park von Villa Argo schweifen. Er konnte das Gartentor sehen, die gekieste Auffahrt
und das kleine Holzhaus, in dem Nestor wohnte.
    Rick setzte sich an den Tisch und stellte sich einen
Augenblick lang vor, er sei der Herr des Hauses. Unter
ihm waren die weißen Klippen, an denen sich die Wellen brachen, über ihm die Wolken, die sich am Himmel
immer dichter ineinander verknäulten. Er fuhr mit den
Fingerspitzen behutsam über eines der Segelschiffsmodelle, die auf der Truhe zu einer kleinen Flotte zusammengestellt worden waren. Irgendjemand hatte sie mit
viel Geduld gebaut. »Ich kann ihn schon verstehen, den
alten Ulysses«, sagte er. »Es muss toll sein, sich an diesem
Tisch mit Leim, Holz und Bindfaden die Zeit zu vertreiben.«
    Eine besonders starke Welle klatschte auf den Felsen
und schleuderte eine Wolke aus Gischt empor.
    »Kommt, wir gehen baden!«, rief Julia plötzlich. Ohne
auf eine Antwort zu warten, lief sie aus dem Zimmer, um
ihren Badeanzug zu holen.



Draußen begegneten sie Nestor. Der alte Gärtner
warf ihnen einen argwöhnischen Blick zu und
fragte barsch: »Wo wollt ihr denn hin?«
    »Zum Strand. Sieht man das nicht?« Julia verdrehte
die Augen und warf sich ihr Handtuch über die Schulter,
während Rick mit gerunzelter Stirn an seiner Badehose
herumzupfte.
    Nestor legte
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