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Die Tuer zur Zeit

Die Tuer zur Zeit

Titel: Die Tuer zur Zeit
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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vorsichtig!«
    Jason und Julia nickten, während der alte Gärtner das
Gesicht zu einem gequälten Lächeln verzog. Mr Covenant
fuhr an und schon bald war der Wagen nicht mehr zu
sehen.



Rick Banner trat auf der steilen Straße, die zu der
Villa auf den Klippen führte, mit aller Kraft in die
Pedale. Dicke Schweißtropfen fielen von seiner
vor Anstrengung gerunzelten Stirn auf das T-Shirt. Dennoch dachte er nicht im Traum daran, zurückzuschalten.
Mit einer niedrigen Übersetzung den Berg hinauffahren, das war etwas für kleine Mädchen. Da konnte man ja
gleich zu Fuß gehen.
    Seine Waden brannten, aber er wusste, dies war ein
heilsames Feuer, denn es regte das Muskelwachstum an.
    »Muskeln und Lunge, mehr brauchst du nicht im
Leben«, hatte sein Vater immer gesagt. Der hatte gewusst, wovon er sprach. Schließlich hatte er mit dem
Fahrrad ganz Großbritannien umrundet, von Kilmore
Cove bis hinauf zur Insel Skye, nach Schottland und wieder zurück. Und sein Rad hatte natürlich nicht über eine
Gangschaltung verfügt wie ein modernes Mountainbike.
Sein Vater hatte gestrampelt, was die Beine hergaben,
und fertig.
    Mit zusammengebissenen Zähnen kämpfte sich Rick
den Hang hinauf, voller Vorfreude auf den Moment,
in dem das Türmchen der Villa Argo vor ihm aufragen
würde.
    Allein schon der Gedanke daran verzehnfachte seine
Kräfte. Seit Jahren träumte er davon, dieses Haus zu
betreten. Tage hatte er damit verbracht, es mit dem Fernglas seines Vaters von seinem Fenster zu Hause aus zu
betrachten. Oder aber er hatte es vom Strand aus beobachtet, bei Ebbe, wenn sich das Wasser zurückgezogen
hatte und er auf dem nassen, von Algen bedeckten Sand
weit hinauslaufen konnte, um die Villa aus unterschiedlichen Perspektiven anzuschauen.

    Ach, die Villa Argo! Und die alte Dame, die hoch
oben auf der weißen Klippe von Kilmore Cove saß, einem
Felsen, den die Seeleute Salton Cliff nannten – die salzige Klippe. Wie viele Geschichten hatte er schon über
jenes Haus, jene Klippe und jenen exzentrischen Besitzer gehört, der dort vierzig Jahre lang gewohnt hatte:
Ulysses Moore! Nur noch wenige Meter, dann hatte er
es geschafft.
    Rick fuhr im Stehen weiter, um die letzten Serpentinenkurven mit langen, kraftvollen Tritten zu nehmen.

    Er freute sich darauf, Jason und Julia zu treffen. Als
seine Klassenlehrerin Miss Stella sie vor einigen Tagen
vorgestellt hatte, wäre er am liebsten vor Freude in die
Luft gesprungen. Es gab in Kilmore Cove nur eine winzige Schule mit einer einzigen Klasse. Und mit den meisten seiner Mitschüler kam er nicht besonders gut aus.
    Während Rick gegen die Steigung kämpfte, hörte er auf
einmal ein Auto hinter sich, das sehr schnell näher kam.
Plötzlich erklang ein lautes Hupen. Rick riss den Lenker
nach links und verlor die Kontrolle über das Rad.
    Aus den Augenwinkeln konnte er gerade noch eine
chromblitzende Limousine mit getönten Fenstern in nur
wenigen Zentimetern Abstand von seinem Hinterreifen
vorbeirauschen sehen. Dann überschlug er sich und fiel
ins Gras.
    Rick kroch unter dem Fahrrad hervor und stemmte es
mit wutverzerrtem Gesicht hoch. Dann kletterte er mit
dem Rad die Böschung hoch und hob drohend die Faust.
»Pass doch auf, wo du hinfährst.«
    Als hätte der Fahrer ihn gehört, brachte er den Wagen
mit quietschenden Reifen am Straßenrand zum Stehen.
    Rick schluckte und überprüfte rasch den Zustand seines Fahrrads. Anscheinend war nichts kaputtgegangen.
Er packte es beim Lenker und zog es auf die Straßen
hinauf.
    »Entschuldige bitte vielmals!«, rief eine weibliche
Stimme aus dem Auto heraus. »Hast du dir wehgetan?«

    Eine Hand in einem zierlichen orangefarbenen Handschuh an einem mit glitzernden Armbändern geschmückten Arm streckte sich ihm aus dem hinteren Seitenfenster
entgegen und gab ihm ein Zeichen, näher zu kommen.
    »Kleiner, es tut mir wirklich leid«, fuhr die Stimme
fort. »Bist du in Ordnung?«
    Rick überhörte das »Kleiner« und ging gerade so weit
an das Auto heran, dass er hineinschauen konnte. Er
sah zwei schlanke Frauenbeine, eine Flut dichter roter
Locken, eine schwere Halskette mit funkelnden Steinen
und ein Augenpaar mit unglaublich langen Wimpern. Beinahe sofort hüllte ihn eine Parfümwolke ein.
    »Du musst entschuldigen ...«, säuselte die Frau, »aber
manchmal denkt Manfred, er wäre bei einer Rallye.
Stimmt's nicht, Manfred? Glaubst du nicht auch, dass du
dich bei unserem jungen Freund
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