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Die Toten von Crowcross

Die Toten von Crowcross

Titel: Die Toten von Crowcross
Autoren: Iain Mc Dowall
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gestanden hatte. Dawson erklärte jedoch, noch am Abend zuvor, gegen elf, am Haus vorbeigefahren zu sein. Das Außenlicht habe gebrannt, und auch das Wohnzimmerfenster sei erleuchtet gewesen. Alles habe normal aus gesehen.
    Jacobson hatte sie noch nicht gründlicher befragt. Dafür war noch Zeit. Zunächst wollte er vor allem mit der Frau sprechen, die in dem cremefarbenen Pavillon saß, den Grove in einer schattigen Ecke errichtet hatte. PC Dawson war bei ihr und versuchte sie zu beruhigen. Das war kein leichter Job, hatte die Frau doch, wie sie behauptete, beim Nach-Hause-Kommen das Gehirn ihres Geliebten am Wäschetrockner herunterrinnen sehen. Die Frau war die Einzige mit einem Drink, einem Brandy. PC Dawson hatte immer eine Flasche im Kofferraum, was nicht unbedingt den Vorschriften entsprach, für sie aber zur Notfallausrüstung gehörte.
    Jacobson erinnerte sich vom vergangenen Jahr noch an sie, da hatte er im Fall der Videobande mit ihr zu tun gehabt. Und die Erinnerung hatte nicht allein mit ihrem guten Aussehen zu tun: Helen Dawson hatte ihn mit ihren Fähigkeiten beeindruckt, ihrem Einfallsreichtum und ihrer praktischen Ader. Auf Jacobsons Aufforderung hin hatte Kerr ihr eben sein neues Handy zugesteckt, im Aufnahmemodus und auf Nichterreichbar geschaltet. Sollte die Frau in Anwesenheit von PC Dawson etwas Wissenswertes von sich geben, würde Kerrs Handy es ihnen später gesetzeswidrig und gegen alle Moral Vorspielen. Genau wie jedes Stöhnen und jeden unterdrückten kleinen Schluchzer.

2
    Jacobsons eigenes Handy klingelte, als sie quer über den Rasen in Richtung Pavillon gingen. Es war DC Mick Hume, der aus dem Präsidium anrief: Im CID sei ein Einsatzraum eingerichtet worden. Hume hatte Ray Williams und Emma Smith bei sich sowie eine Handvoll weiterer Detective Constables. Hume hatte bereits sämtliche in Crowby und der nationalen Datenbank der Polizei, der PNC, verfügbaren Daten über Martin Grove zusammengesucht und las sie Jacobson nun vor. Die Überraschung war die Frau, deren Namen er gleich mit überprüft hatte. Sie war offenbar nicht nur als Groves Freundin bekannt, sondern hatte sogar eine eigene Akte: ein paar kleinere Verurteilungen wegen Drogenhandels und Prostitution. Aberdas lag einige Zeit zurück. Während der vergangenen drei Jahre war sie nicht mehr aufgefallen.
    Jacobson nickte. Maureen Bright (wenigstens schien sie die zu sein, die zu sein sie vorgab), ledig, keine Kinder, zweiunddreißig Jahre alt. Seit drei Jahren nicht mehr auffällig: An diesem Punkt blieb Jacobson kurz hängen. So lange kannte sie Grove, wie sie Dawson erklärt hatte.
    »Dann läuft bei Ihnen also alles?«, fragte Jacobson, als Hume mit seinem Bericht fertig war.
    »So gut wie, Chef. Einer der Computer will noch nicht so richtig, aber die IT-Fritzen kümmern sich darum. Ansonsten steht alles in den Startlöchern.«
    Hume fügte noch hinzu, er und DC Williams könnten zum Tatort kommen, sobald Jacobson sie brauche. Emma Smith habe sich freiwillig bereit erklärt, im Einsatzraum zu bleiben, bis das Computersystem voll funktionsfähig sei. Freiwillig?, dachte Jacobson, aber er sagte nichts dazu. Die Aufteilung gefiel ihm. Smith war die Tüchtigste von den dreien und würde den Job in der Zentrale am besten machen. Hume und Williams konnten derweil die erste Befragung in der Nachbarschaft in Angriff nehmen. Das Klinkenputzen bei den Nachbarn gehörte zur Routine, und Jacobson wollte, dass im Umkreis von zwei Meilen keine Tür ausgelassen wurde. Bis ins Dorf, nach Crowcross hinein, sollten alle Anwohner befragt werden.
    »Okay«, sagte er, »aber lassen Sie Ray fahren . «
    Hume gehörte zur alten Schule. Er war ein solider, verlässlicher Polizist, sein Fahrstil taugte allerdings eher für die Rallye Lissabon-Dakar als für die Landstraßen nördlich von Wynarth.
    Maureen Bright schien kaum zu registrieren, dass Jacobson und Kerr Stühle heranzogen und sich zu ihr setzten ế Helen Dawson füllte ihr den Starbucks-Pappbecher, den sie in ihrem Handschuhfach gefunden hatte, noch einmal mit Brandy auf.
    »Kann ich zu ihm?«, fragte Groves Freundin Jacobson plötzlich mit abwesendem Blick. »Ich will ihn noch mal sehen.«
    Den weiten blauen Jogginganzug hatte sie von der Spurensicherung bekommen. Sie hatte den Toten umarmt, ihn an sich gedrückt – so ihre Worte –, bevor sie sich eingestand, dass er tot war, und sie völlig außer sich bei der Polizei anrief. Ihre Kleider waren voller Blut gewesen und in einem
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