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Die Toten von Crowcross

Die Toten von Crowcross

Titel: Die Toten von Crowcross
Autoren: Iain Mc Dowall
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Plastikbeutel zur spurentechnischen Untersuchung gegeben worden.
    »Es tut mir leid, Maureen«, antwortete Jacobson, »aber vorerst leider nicht. Später werden Sie aber noch ausreichend Gelegenheit haben, sich von ihm zu verabschieden.«
    Immer den Vornamen benutzen, sagte er sich. Sobald es geht.
    Sie biss sich auf die Lippe, trank einen Schluck Brandy und hustete.
    »Maureen möchte keinen Arzt«, meldete sich PC Dawson zu Wort und lieferte Jacobson damit einen Anknüpfungspunkt, einen möglichen Zugang zu ihr.
    »Sind Sie sicher, Maureen?«, fragte er. »Bei so einer Sache … Ich meine, es muss doch ein Schock für Sie gewesen sein. Vielleicht würde ein Beruhigungsmittel …«
    Ihr Blick war leer, aber sie fiel ihm mit großer Entschiedenheit ins Wort.
    »Beruhigungsmittel darf ich nicht nehmen, und das Zeugs hier sollte ich auch nicht trinken«, sagte sie und deutete auf den Brandy. In der Linken hielt sie eine Dunhill. Jacobson sah die Glut aufleuchten, als sie einen schnellen Zug machte, und sog neidisch die Luft ein.
    Er ging die Hauptpunkte dessen durch, was sie Dawson bereits erzählt hatte. Dawson war als Erste am Tatort gewesen. Er sagte, sobald sie sich dazu in der Lage fühle, brauche er eine offizielle Aussage. Sie habe angegeben, kurz vor sieben nach Hause gekommen zu sein. Zunächst sei ihr nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Wie immer habe sie die Tür aufgeschlossen. Als sie Grove auf dem Küchenfußboden entdeckt habe, sei sie in Panik geraten. Sie habe erklärt, nicht sagen zu können, wie lange sie ihn gehalten habe, ihr Verstand habe ausgesetzt, doch irgendwann habe sie dann die Notfallnummer angerufen.
    »Ich weiß, dass Sie eine Aussage brauchen. Ich bin nicht von gestern«, sagte sie. »Wobei es ja ganz so klingt, als wüssten Sie bereits alles. Warum schreiben Sie’s nicht so auf, wie Sie’s gern hätten, und lassen mich unterschreiben?«
    Sie weiß auszuteilen, dachte Jacobson. Sie will klarmachen, dass sie nicht alles mit sich machen lässt, bloß weil sie im Moment sehr aufgewühlt ist.
    »Tut mir leid, Maureen«, sagte er, »aber so geht es nicht. Wenigstens bei mir nicht.«
    Sie sah ihn verächtlich, aber auch ungläubig an.
    Das mit dem Vornamen ist schon mal etabliert, dachte er und holte sein Notizbuch hervor. Es war noch viel zu früh, als dass etwas darin gestanden hätte, aber sie sollte den Eindruck haben, er lese darin.
    »Sie sagen, Sie waren die Nacht über nicht hier? Sie haben eine Freundin in Crowby besucht? Eine Jane Ebdon?«
    Ihr Blick war wieder völlig leer. Sie starrte ihren Pappbecher an . Sie hatte Dawson erzählt, ihrer Freundin »gehe es nicht so gut«, sie habe »seit einiger Zeit ein paar Probleme« und sie habe »für sie da sein« wollen.
    Noch ein Schluck Brandy. Dann: »Das war nicht die erste Nacht, die ich bei Jane verbracht habe. Sie hat es im Moment nicht leicht.«
    »Inwiefern?«
    »Tut das was zur Sache? Marty ist tot, und Sie fragen mich nach Jane, die ihn noch nicht mal gekannt hat.«
    Er sah zu, wie sie an ihrer Zigarette zog.
    »Wir müssen Ihre Angaben überprüfen, Maureen. Genau, wie wir uns die Kleider ansehen müssen, die Sie getragen haben, damit wir Sie …«
    »… als Verdächtige ausschließen können. Ja, ja. Das ist mir nicht neu.«
    Jacobson antwortete nicht, sondern wartete nur.
    »Sie hat Brustkrebs, okay?«, sagte sie endlich. »Deshalb bin ich öfter bei ihr. Tue, was ich kann; das heißt, ich sitze bei ihr und höre ihr zu.«
    »Sie waren aber schon früh wieder hier.«
    »Ich kann schließlich nicht an zwei Orten gleichzeitig sein, oder? Marty braucht mich auch. Er mag es, wenn ich morgens da bin und er nicht allein aufwachen muss. Er sagt immer …«
    Die falsche Zeitform blieb ihr im Halse stecken, und sie verstummte. Sie stellte den Becher zur Seite und schlang sich die Arme um den Körper, als wäre es plötzlich arktisch kalt geworden. Jacobson beschloss, sie vorerst in Ruhe zu lassen . Irgendwann würde sie ihm berichten müssen, was sie über die Geschehnisse dieses Morgens und über Martin Grove wusste. Aber Trauer ließ sich nicht einfach so zur Seite schieben. Im Stillen hatte er Maureen Bright bereits aus dem Kreis der Verdächtigen ausgeschlossen, weil sie wahrscheinlich die Letzte auf der Welt war, die Grove hatte tot sehen wollen, der sie zu sich geholt und aus ihrem verfahrenen Leben befreit hatte. Dennoch bestand er auf einer genauen spurentechnischen Untersuchung ihrer Kleider und hatte bereits ein halbes
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