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Die Toten von Crowcross

Die Toten von Crowcross

Titel: Die Toten von Crowcross
Autoren: Iain Mc Dowall
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Dutzend uniformierte Kollegen losgeschickt, das Grundstück nach der Tatwaffe zu durchsuchen. Wahrscheinlich würde nichts dabei herauskommen, aber in diesem Fall waren schon zu viele Fehler gemacht worden. Schlimme Fehler. Jacobson war fest entschlossen, der langen, unerquicklichen Geschichte, die Martin Grove mit der englischen Polizei und Gerichtsbarkeit verband, nicht noch ein weiteres Kapitel hinzuzufügen. Er wollte alles, wirklich alles unter die Lupe nehmen und nichts dem Zufall überlassen. Maureen Brights gründliche Befragung würde allerdings noch etwas warten müssen . Im Übrigen sah er in diesem Moment Jim Webster, den Chef der Spurensicherung, in den Vorgarten treten, was sicher bedeutete, dass sie endlich einen ersten Gang durchs Haus machen konnten.
    Seine Leute würden noch Stunden brauchen, erklärte Webster, bis alles aufgenommen sei und Jacobson und Kerr ihre eigene Durchsuchung vornehmen könnten. Allerdings sollten sie sich eines jetzt schon ansehen: den Raum, den Grove offenbar als Arbeitszimmer genutzt habe.
    Er war so klein, dass sie sich zu dritt darin kaum rühren konnten. Drei der vier Wände waren bis zur Decke mit Bücherregalen vollgestellt, die regelrecht überzuquellen drohten ế Gleich neben der Tür waren Bücher aufgereiht, die Groves täglichem Gebrauch gedient zu haben schienen: Reiseführer, Bände über östliche Religionen, Krimis, ein paar zerlesene Dostojewkskis und verschiedene europäische Klassiker. Die übrigen Regalmeter legten Zeugnis ab von der Aufgabe, der Grove sich offenbar verschrieben hatte: Neben soziologischen und kriminologischen Werken standen Gesetzestexte und Darstellungen der klassischen britischen Justizirrtümer, von den Birmingham Six und den Guildford Four über Stephen Downing und Winston Silcott bis hin zu kleineren, weniger bekannten Fällen. Neben dem Arbeitstisch standen zwei große graue Aktenschränke, in die Webster sie überraschenderweise ebenfalls einen Blick werfen ließ. Briefe und juristische Dokumente zu Groves Fall machten, grob geschätzt, etwa zwei Drittel des chronologisch geordneten, sauber abgelegten Inhalts aus. Das restliche Drittel bestand aus Zeitungsausschnitten mit Artikeln zu Groves Verhaftung, seinem Prozess und den sich endlos dahinschleppenden Revisionen.
    Als Schreibtisch hatte Grove ein Walnusstisch im georgianischen Stil gedient. Soweit sie es bisher hatten sehen können, passte er wunderbar zur übrigen Einrichtung. Es war noch gar nicht so lange her, dass Jacobson wieder angefangen hatte, auf diese Dinge, die er in den Jahren vor Alison völlig vernachlässigt hatte, zu achten. Sicher, der moderne Chefsessel mit dem tiefschwarzen Lederpolster stand in ziemlichem Kontrast zu dem Tisch, aber dafür entsprach er gewiss den neuesten orthopädischen Erkenntnissen. Hier hatten offenbar Gesundheit und richtige Haltung gegen alle stilistischen Erwägungen obsiegt.
    Stuhl und Tisch waren vor einem Fenster gruppiert, aus dem man auf den Rasen hinter dem Haus und einen gepflegten Gemüsegarten blickte. Auf dem Tisch standen ein paar gerahmte Fotos, unter anderem eines von Maureen Bright und eines von einer mürrisch dreinschauenden, grauhaarigen älteren Frau. Jacobson nahm an, dass es sich dabei um Groves Mutter handelte, Evelyn, die am Tag nach Groves dritter erfolgloser Berufung vor dem Obersten Gerichtshof einem Herzinfarkt erlegen war.
    »Okay, Jim«, sagte Kerr, »aber was ist an diesem Raum nun so besonders? Ich meine, warum zeigen Sie uns sein Arbeitszimmer?«
    Sie trugen immer noch ihre Schutzanzüge und hatten die Kapuzen auf, allerdings kamen sie hier, weit entfernt vom Tatort Küche, ohne Gesichts- und Mundschutz aus.
    Webster wollte gerade zu einer herablassenden Antwort ansetzen, doch Jacobson kam ihm zuvor. Er legte Kerr eine Hand auf die Schulter, deutete auf den Tisch und zählte auf, was dort zu sehen war.
    »Ein Bild von seiner Mutter und eins von seiner Freundin, ein meditierender Buddha, eine Schreibtischlampe, ein Epson-Drucker, ein paar unverbundene Kabelanschlüsse …«
    Kerrs Gesicht zeigte einen Anflug von Röte. »Mein Gott, ja. Ich verstehe.«
    »Ich nehme an, in den anderen Zimmern haben Sie bereits nachgeschaut, Jim?«, fragte Jacobson.
    »Nicht besonders gründlich, das noch nicht . ễế aber ja, danach gesucht haben wir natürlich«, antwortete Webster.
    »Und keine Spur?«, fragte Kerr, darauf bedacht, seine Scharte aus zu wetzen.
    Webster schüttelte den Kopf.
    Jacobson gähnte, bevor er
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