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Die Toten der Villa Triste

Die Toten der Villa Triste

Titel: Die Toten der Villa Triste
Autoren: Lucretia Grindle
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hatten eine Garage. Das von Eleanor Sachs hatte keine.
    Ein neuer VW Käfer parkte in ihrer Einfahrt. Pallioti wusste nicht recht, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war. Plötzlich hatte ihm die Idee zugesetzt, dass sie verreist sein könnte. Bestenfalls bedeutete der Wagen, dass sie nicht weggefahren war. Aber sie hätte auch mit dem Taxi zum Flughafen fahren können. So wie er. Enzo hatte angeboten, ihn zu fahren, aber er hatte erst herumgedruckst und dann abgelehnt. Diesen Weg wollte er, von Anfang bis zum Ende, alleine gehen.
    Honigfarbenes Sonnenlicht sickerte durch das Blätterdach. Eine Frau kam ihm entgegen, mit einem Hund an der Leine. Zwei Jogger liefen mitten auf der Straße im Gleichschritt vorbei. Erst nachdem er eine volle Stunde gewartet hatte und die Schatten schon länger wurden, sah er sie schließlich kommen, eine kleine Gestalt mit dem vertrauten dunklen Haarschopf und der zu großen Tasche über der Schulter. Sie trug ein T-Shirt, dazu einen geblümten Rock und Sandalen, und sie schien entweder vor sich hin zu reden oder zu singen, mit gesenktem Kopf, den Blick auf den Gehweg gerichtet, wobei sie ab und zu kurz hüpfte. Als er begriff, was sie tat, musste er lächeln. Sie versuchte, nicht auf die Ritzen zwischen den Platten zu treten.
    Eleanor Sachs schaute in ihren Briefkasten. Er hatte darin eine Rechnung, zwei Zeitschriften und die heutige Tageszeitung liegen sehen – dass sie Post bekommen hatte, hatte ihn überzeugt, dass er warten sollte. Sie ging über den Weg zum Haus. Auf der Veranda begann sie, in ihrer Tasche nach dem Schlüssel zu wühlen.
    Sein Flugzeug hatte sich wegen eines Gewitters verspätet. Als er die Autotür aufdrückte, spürte er die schwüle, drückende Umarmung des Spätsommers. Er überquerte die Straße und tastete dabei nach dem Umschlag, in den er den Ring gesteckt hatte. Das kleine rote Buch lag in seiner Tasche, die verblichene Fotografie vorn im Umschlag. Irgendwo auf der Straße hörte er ein Kind auf einem Skateboard rattern.
    Er läutete. Oben in Eleanors Haustür war eine Zierglasscheibe eingelassen, sodass er als Erstes ihre Beine sah, die die Treppe herabkamen. Dann den restlichen Körper. Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar und sagte etwas zu einer riesigen grauen Katze, die daraufhin davonhuschte. Dann sah sie auf.
    Eleanor Sachs blieb wie erstarrt stehen, eine Hand auf dem Geländer, den Mund zu einem kleinen, lautlosen »Oh« geöffnet. Pallioti holte tief Luft. Er spürte, wie alles aus dem Ruder zu laufen drohte, wie ihm alles in der Hand zerbröselte. Dann lächelte sie. Sie trat in den Flur und öffnete die Tür.
    Einen Moment sagte keiner ein Wort. Eleanors Blick kam auf seinen Jeans zu liegen. Seinem Sommerhemd. Der Brust, über der sonst immer eine Krawatte ging.
    »Was …«, sagte sie schließlich – das Lächeln, das inzwischen zu einem Grinsen angewachsen war, zauberte Lachfalten in ihr Gesicht und ließ die so tiefblauen Augen aufleuchten –, »… was in aller Welt tun Sie hier?«
    Pallioti zog das rote Buch aus der Tasche. Er hielt es ihr hin. Die schwach eingeprägte goldene Lilie fing die Abendsonne ein. Eleanor sah erst das Buch und dann wieder ihn an.
    »Ich bin hier«, sagte er, »um ein Versprechen einzulösen.«

Danksagung
    Mein besonderer Dank gilt:
    Meinem Mann, der mir so viele Stunden lang zuhören und mit mir auf der Jagd nach den Geistern italienischer Partisanen durch die italienische Landschaft pilgern musste.
    Jane Gregory und all den wunderbaren Menschen bei Gregory and Co. für ihre Freundlichkeit, ihr Fachwissen und ihre unerschöpfliche Geduld.
    Maria Rejt und Sophie Orme für ihr gesundes Urteilsvermögen, ihre exzellenten Ratschläge und ihre großzügige Unterstützung.
    Sowie der Paris American Academy und dort insbesondere John und Marsha Biguenet für ihren inspirierenden Unterricht, ihre klugen Ratschläge und ihren unerschütterlichen Glauben daran, dass ich es schaffen würde.
    Danke.
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