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Die Toten befehlen

Titel: Die Toten befehlen
Autoren: Vincente Blasco Ibañez
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glaubte, daß es mit dem Kranken zu Ende ginge. Valls hatte wie ein Kind geweint, während er gleichzeitig Verwünschungen zwischen den Zähnen murmelte.
    Das Kaplanchen betete den Herrn von Mallorca an, denn Don Pablo war in stürmisches Lachen ausgebrochen über Pèps Idee, aus Pepet einen Geistlichen machen zu wollen.
    Pèp und seine Frau endlich folgten dem Kapitän wie gehorsame, unterwürfige Hunde.
    Bisweilen sprachen Pablo und der Kranke von den vergangenen Ereignissen. Valls war ein Mann von schnellen Entschlüssen.
    »Du weißt, daß ich keine Müdigkeit kenne, wenn es sich um einen Freund handelt. Nach meiner Landung auf Ibiza ging ich sofort zum Richter. Die ganze Sache wird für dich keine Folgen haben. Du warst im Recht und hast Verteidigung ausgeübt. Nur noch einige kleine Formalitäten mußt du über dich ergehen lassen, sobald du dazu imstande bist. Was deine Gesundheit anbelangt, so bin ich völlig zufrieden. Was bleibt noch übrig? ... Ach ja, noch etwas! Aber keine Sorge, auch das werde ich baldigst in Ordnung bringen.«
    Er lächelte und drückte die Hände Febrers, der keine Frage stellte, aus Furcht, eine Enttäuschung zu erleben.
    Als Margalida einmal das Schlafzimmer betrat, ergriff Don Pablo sie am Arm und führte sie zum Bett.
    »Schau sie gut an«, rief er mit komischem Ernst. »Sie ist es doch, die du lieb hast, nicht wahr? Hat man sie dir auch mittlerweile nicht vertauscht? Nein? Dann gib ihr bitte die Hand, du Dummkopf. Was soll das bedeuten, daß du sie so erstaunt ansiehst?«
    Mit beiden Händen ergriff Febrer Margalidas Hand.
    »Also ist es doch wahr?«
    Er suchte ihren Blick, aber Margalida hielt die Augenlider gesenkt. Nur die zitternden Nasenflügel verrieten ihre Erregung.
    »Umarmt euch bitte«, sagte Valls und drängte das junge Mädchen sanft zum Kranken.
    Doch Margalida machte sich los und flüchtete verwirrt aus dem Zimmer.
    »Gut«, meinte der Kapitän, »sie hat ja recht. Ihr küßt euch lieber, wenn ich nicht zugegen bin.«
    Valls war mit dieser Heirat einverstanden, die er für viel vernünftiger hielt als die einst geplante Verbindung mit seiner Nichte, bei der doch nur die Millionenmitgift ausschlaggebend gewesen wäre. Margalida würde eine hervorragende Frau werden. Hierin war der Kapitän Kenner. Jaime brauchte sie nur von der Insel wegzunehmen und, im Vertrauen auf die Anpassungsfähigkeit, die das weibliche Geschlecht für alles Gute hat, an andere Sitten und Kleidung zu gewöhnen, um aus dem früheren Bauernmädchen eine entzückende Dame zu machen.
    »Auch deine Zukunft habe ich schon sichergestellt, mein kleiner Inquisitor. Du weißt, daß dein Freund, der Chueta, immer erreicht, was er sich vornimmt. Es ist dir genug übriggeblieben, um auf Mallorca bescheiden zu leben. Bitte, schüttele nicht mit dem Kopf. Ich weiß, daß du dich beschäftigen willst, um so mehr, da du daran denkst, eine Familie zu gründen. Gut, du wirst arbeiten. Wir beide werden zusammen ein Geschäft gründen. Ich habe schon an verschiedene ausgezeichnete Sachen gedacht.«
    In allen Angelegenheiten der Familie von Can Mallorqui entschied der Kapitän mit der Autorität des Herrn. Pèp und seine Frau wagten nicht, sich gegen ihn aufzulehnen. Wie hätte man auch mit jemandem diskutieren können, der in allem so Bescheid wußte 1 Da Don Pablo die Heirat Margalidas mit Don Jaime wünschte und für ihr Glück bürgte, gab Pep seine Zustimmung. Der Gedanke an die Trennung von ihrer Tochter bereitete den beiden Alten großen Kummer. Aber es war besser so, denn alle verwandtschaftlichen Bande würden nie den alteingewurzelten Respekt vor ihrem früheren Herrn überwinden können.
    Das Kaplanchen wäre aus lauter Dankbarkeit am liebsten vor Valls niedergekniet.
    »Und dabei wagt man in Palma zu sagen, daß die Chuetas schlechte Menschen wären! ... So kann man auch nur auf Mallorca urteilen! Was für ungerechte und hochmütige Leute! Der Kapitän ist ein Heiliger. Ihm habe ich es zu danken, daß ich nicht mehr ins Seminar zurück muß. Ich werde Landwirt, und Can Mallorqui wird mir gehören.«
    Auch das Dolchmesser war ihm auf Don Pablos Zureden von seinem Vater wieder ausgehändigt worden. Sofort nach der Heirat Margalidas wollte er sich im Kirchspiel eine Braut suchen. Mit dem tapferen Begleiter im Gürtel war er gegen alles gewappnet. Die Vèrros durften auf der Insel nicht aussterben, er fühlte das Heldenblut des Großvaters in seinen Adern.
    An einem sonnigen Vormittage ging Febrer, auf
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